EM-Finale: Warum zerschneiden Fußballer ihre Stutzen?
Beim EM-Finale trägt der Engländer Jude Bellingham zerschnittene Stutzen. Er ist nicht der erste Fußballprofi, der sein Material vor der Partie präpariert. Warum er das tut – und warum es umstritten ist.
Neuer Style, ein Geheimtrick oder einfach nur schlechtes Material? Wer den britischen Fußballer Jude Bellingham am Sonntag im EM-Finale gegen Spanien über den Platz flitzen sah, dem fiel auf, dass er seine Stutzen auf der Rückseite zerschnitten hatte. Drei große Löcher zierten seine Strümpfe an beiden Beinen und legten die Wadenmuskulatur frei. Es ist nicht das erste Mal, das der Engländer selbst zur Schere greift. Und tatsächlich ist er auch nicht der Einzige.
Doch was soll das?
Ein Wundermittel ist das Zerschneiden der Stutzen auf jeden Fall nicht. Schon der Brasilianer Neymar setzte bei der WM 2018 in Russland auf die Macht der Durchlöcherung. Über das Viertelfinale kamen er und sein Team trotzdem nicht hinaus.
Zerschnittene Stutzen sollen gegen Krämpfe helfen
Der Gedanke hinter den zerschnittenen Stutzen ist auch kein abergläubischer, sondern ein medizinischer. Die Fußballprofis erhoffen sich einen verringerten Druck auf die Wadenmuskulatur und dadurch weniger Krämpfe. Auch empfinden es einige Spieler als angenehmer, wenn sich die Muskeln besser ausweiten können als bei engen Stutzen.
Dabei ist das Ganze ziemlich widersprüchlich: Kompressionsstrümpfe zum Beispiel, die die Wahrscheinlichkeit von Krämpfen senken sollen, liegen extra eng an, damit sie den Druck auf die Blutgefäße erhöhen.
Und so ist auch der medizinische Nutzen der zerschnittenen Stutzen laut Experten fraglich und dürfte neben dem Placebo-Effekt nur zum Tragekomfort und Coolness-Faktor beitragen.
"Am Ende schaut's halt cool aus, für sie. Wenn man daran glaubt, hat es eine Wirkung, das hilft manchmal mehr als alles andere", ordnet es Veit Senner, Sportwissenschaftler und Professor an der Technischen Universität München gegenüber dem Fußballportal fupa.net ein.
Für den EM-Titel hat es bei Jude Bellingham in jedem Fall nicht gereicht. Abgesehen davon kann man vermuten, wo seine zerschnittenen Stutzen nach den Spielen landen werden: nämlich in der Tonne. Nachhaltig ist das wohl nicht.