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Anschläge auf Hisbollah: Zweite Explosionswelle im Libanon – diesmal sind es Walkie-Talkies

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Im Libanon explodieren erneut von der Hisbollah benutzte Kommunikationsgeräte – und töten und verletzen viele Menschen. Hinter der Attacke wird Israel vermutet.

Bei erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind im Libanon nach Behördenangaben über 300 Menschen verletzt worden. Außerdem seien mindestens neun Personen getötet worden. Wie am Vortag soll es viele Mitglieder der proiranischen Hisbollah getroffen haben, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen.

Bereits am Dienstag waren an mehreren Orten im Libanon gleichzeitig Hunderte Pager explodiert, die Menschen unter anderem in ihren Hosentaschen trugen. Dabei wurden rund 2800 Menschen verletzt und mindestens zwölf starben. Die Hisbollah machte Israel für den Angriff vom Dienstag verantwortlich und schwor Vergeltung. Israel selbst äußerte sich dazu nicht. 

Angesichts der Lage will der UN-Sicherheitsrat am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Derweil kündigte Israels Verteidigungsminister Joav Galant eine "neue Phase" des Kriegs mit einem Fokus auf den Norden an.

Interview Paul Salem 13.21

Erneute Explosionen am Mittwochnachmittag

Die zweite Explosionswelle durchzog den Libanon am späten Nachmittag. Während in einem südlichen Beiruter Vorort Beerdigungen für Opfer vom Vortag abgehalten wurden, wurden die erneuten Explosionen gemeldet. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, "drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies" seien explodiert. 

Videos in sozialen Medien zeigten, wie sich während der Beerdigungszeremonie Panik ausbreitete, nachdem Knallgeräusche zu hören waren. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine sagte als Reaktion auf die explodierten Pager vom Vortag: "Diese Aggression hat ihre eigene Strafe und Vergeltung, und die Strafe wird kommen."

Pager Libanon 17.05

Viele Geschäfte und Autos in Hisbollah-kontrollierten Gebieten beschädigt

Auch in der Hafenstadt Tyrus im Süden des Landes waren Explosionsgeräusche zu hören. Lokale Medien berichteten außerdem von Explosion in Sidon und weiteren Orten im Süden des Landes. Der libanesische Zivilschutz sagte, seine Teams seien im Süden und Osten des Landes und in den südlichen Vororten Beiruts im Einsatz, um Brände an Autos, in Geschäften und weiteren Gebäuden zu löschen. Diese Gebiete werden vor allem von der Hisbollah kontrolliert.

Bereits zuvor hatte die libanesische Regierung erklärt, sich auf einen möglichen israelischen Großangriff vorzubereiten. Der Leiter des Notfall-Ausschusses der Regierung, Nasser Yassin, sagte der libanesischen Nachrichtenagentur NNA: "Wir haben mögliche Szenarien für den Fall ausgedehnter israelischer Angriffe vorgestellt." Das Bildungsministerium habe eine Liste von Notunterkünften vorgelegt. Die Nahrungsmittelreserven reichten im Libanon für mehr als drei Monate. 

UN-Generalsekretär sieht Hinweise auf "dramatische Eskalation" im Libanon

UN-Generalsekretär António Guterres sieht angesichts der Explosionen Hinweise auf eine massive bevorstehende Eskalation in Nahost. "Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation zu tun", sagte Guterres in New York.

Das UN-Menschenrechtsbüro hatte den ersten mutmaßlich von Israel koordinierten Angriff zu diesem Zeitpunkt bereits als "schockierend" verurteilt. Es verstoße gegen internationale Menschenrechtsnormen, einen Angriff gleichzeitig auf Tausende Personen durchzuführen, ohne zu wissen, wer das Gerät zum Zeitpunkt des Angriffs bei sich hatte, oder wo und in welcher Umgebung die Person sich gerade befand.

Gegenseitiger Beschuss an der Grenze geht weiter

Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten die Befürchtung, der seit Monaten andauernde Beschuss zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär könne sich ausweiten. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen vor fast einem Jahr kommt es auch zwischen Israel und der Hisbollah nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen. Schon vor den Explosionen im Libanon hatte sich die Lage zugespitzt.

Auch am Mittwoch kam es wieder zu gegenseitigem Beschuss. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen. Israels Armee teilte mit, dass mehr als 30 Geschosse aus dem Libanon Richtung Israel abgefeuert worden seien. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Die libanesische Staatsagentur NNA berichtete von mehreren israelischen Angriffen auf Orte im Südlibanon. 

Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte bereits eine "neue Phase" des Krieges an. Fokus sei die Front im Norden, wo die Armee sich Gefechte mit der Hisbollah liefert, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf Galants Büro. Kräfte und Ressourcen sollten in den Norden verlagert werden, zitierten israelische Medien Galant weiter. Er habe an das kürzlich festgelegte Kriegsziel Israels erinnert: die Rückkehr geflüchteter Bürger in das Grenzgebiet.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.