Krankheiten: Krankenkasse: Essstörungen sind kein rein weibliches Problem
Nicht nur Frauen und Mädchen in Hessen sind von Essstörungen betroffen, zeigen Daten einer Krankenkasse. Einen starken Anstieg gibt es unter jungen Männern. Woran könnte das liegen?
In Hessen werden Daten einer Krankenkasse zufolge immer mehr Essstörungen diagnostiziert. Noch immer sind vor allem Frauen betroffen - die Zahl der Männer, die eine entsprechende Diagnose erhielten, stieg zuletzt aber stark an, wie aus dem Barmer Morbiditäts- und Sozialatlas hervorgeht.
Zwischen 2018 und 2022 stieg die Diagnoserate in Hessen um rund 19 Prozent. Der Auswertung zufolge waren 8,1 von 1.000 Frauen im Jahr 2022 betroffen. Bei Männern waren es 1,7 Fälle je 1.000. Beim Blick auf das Alter gibt es Hinweise, dass die betroffenen Männer etwas jünger sind als die betroffenen Frauen.
Anstieg bei Männern doppelt so stark
Allerdings erhöhte sich die Diagnoserate bei Männern zwischen den Jahren 2018 und 2022 um fast 31 Prozent. Bei den Frauen gab es im gleichen Zeitraum einen geringeren Anstieg von rund 16 Prozent. Barmer-Landeschef Martin Till geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Wieso steigt die Zahl bei Männern so stark an? Ein Punkt könnte sein, dass Krankheiten wie Bulimie und Anorexie eher bei Frauen erwartet werden. "Männer haben eine höhere Hemmschwelle, sich die Krankheit einzugestehen und Hilfe zu suchen", so Till. Allerdings zeige die steigende Diagnoserate auch, dass Betroffene zunehmend Hilfe in Anspruch nehmen.
Frankfurt ganz oben, Kassel ganz unten
Frankfurt verzeichnet bei diagnostizierten Essstörungen den hessenweiten Höchstwert. So zeigt der Morbiditätsatlas, dass im Jahr 2022 in Frankfurt am Main im Schnitt rund 6,8 je 1.000 Personen die Diagnose Essstörung erhielten. Damit liegt die Diagnoserate in Frankfurt fast 40 Prozent über dem hessischen Durchschnitt von 4,9 pro 1.000. Mit 3,1 Betroffenen je 1.000 Menschen traten Essstörungen im Landkreis Kassel am seltensten auf.
Bei der Zahl der Diagnosen spielt stets auch der Versorgungsgrad einer Region eine Rolle. Wo mehr Menschen Hilfe finden, werden mehr Fälle diagnostiziert. Daher ist die Zahl der Betroffenen in Ballungszentren meist höher.
Woran Betroffene sonst noch leiden
Laut Barmer gehen Essstörungen häufig mit weiteren psychischen Leiden einher. Rund 61 Prozent der Personen, die unter einer Essstörung leiden, erhielten auch die Diagnose Depression, 37 Prozent litten zugleich unter Angst- und Zwangsspektrumsstörungen. Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen waren für rund ein Fünftel der Menschen mit einer Essstörung eine zusätzliche Begleiterkrankung.