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Du fehlst, Tim!

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Zweites Spiel, erneut torlos, diesmal der Gegner das eine Tor besser, das sich der HSV vergangene Woche selbst geklaut hatte. Und dennoch allerorten ein achselzuckendes „Ja, schon doof irgendwie. Aber war doch schon eine Steigerung, oder?“. Diese Ambitions- und Antriebslosigkeit macht einen fertig. Bin ich der Einzige, der sauer und besorgt ist?

Auf das Spiel müssen wir jetzt, knapp 36 Stunden später, nicht mehr im Detail eingehen. Die werten und treuen SEITENWAHL-Leser werden die Bilder einer Partie im Kopf haben, die man nicht hätte verlieren dürfen. Genug Chancen waren da gegen schwache und müde Stuttgarter, die in den Tagen vorher ein langes wie zähes Pokalspiel absolvieren und dazu einen Tag vorher ihren besten Stürmer abgeben mussten und mit einer Niederlage in die Saison gestartet waren. Als dann noch Deniz Undav, Publikumsliebling und der neue, alte Fixpunkt in der VfB-Offensive nach dem Woltemade-Abgang, nach einer unglücklichen Aktion verletzt ausgewechselt werden musste, war den Gastgebern (Herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag des berühmten roten Brustrings, übrigens!) der Schock anzusehen.


Einzig ließ Borussia in dieser Phase, wenngleich im Chancenplus und aktiver in der Offensive als gegen den HSV, den Killerinstinkt vermissen. Es war eines dieser Spiele, die noch drei Stunden hätten laufen können, ohne dass der Ball im Tor landet. Es fehlten entweder Zentimeter oder schlicht die Qualität, die offenbar nur der schmerzlich vermisste Tim Kleindienst auf den Platz bringen kann: Qualität beim Torabschluss und zeitgleich die Mentalität, unbedingt gewinnen zu wollen. 

Nun entstehen die Zeilen zeitgleich zu den letzten Stunden des diesjährigen Sommer-Transferfensters. Die Hoffnung bleibt, dass sowohl auf der Abgang- als auch auf der Zugangsseite noch etwas passiert. Auch wenn Borussias Sport-Geschäftsführer in der ihm ganz eigenen Art zugab, „selbst gespannt“ zu sein, was im Endspurt der Transferperiode noch passiert. Man will immer hoffen, dass Virkus so viel Humor und Selbstbewusstsein hat, dies humoristisch zu meinen. Es ist zu befürchten, dass dem leider nicht so ist. 

Ganz ernst und ebenso wenig humoristisch schenke ich mir einen Nachbericht, sondern blicke nicht ohne Sorgen auf die aktuelle Situation. Die nun anstehende Länderspielpause sorgt für noch größeren Frust, verbunden mit der Angst, dass weitere Ausfälle hinzukommen. Die Spiele gegen den HSV und den VfB haben gezeigt, dass …

… die zentrale, neue Defensivachse um Reitz, Sander, Diks, Elvedi und Nicolas stabiler zu sein scheint, demzufolge hier die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Nur verletzen darf sich von diesen Jungs niemand, denn dahinter sieht es düster aus.

… auf den Außenbahnen, defensiv wie offensiv, eine schreiende Unwucht im Kader herrscht. Scally und Ullrich erreichen nur an guten Tagen Bundesliganiveau, Hack und Honorat sind aufgrund ihres Laufpensums Mitte der zweiten Halbzeit platt. Auf der Bank sitzt jedoch niemand mehr, der halbwegs adäquat für Ersatz sorgen könnte.

… wir in der Offensive ohne Plea und Kleindienst eine ganze Klasse schlechter sind. Uns fehlen Kreativität und Abschlussstärke. Machino ist noch nicht soweit, Tabakovic saß nicht umsonst bei Hoffenheim größtenteils auf der Bank. Das werden lange Wochen, bis Kleindienst zurück ist. Stöger ist bemüht, hat bisweilen kreative Momente, aber ebenso hanebüchene Ballverluste. Man ist ja fast geneigt, Neuhaus wieder eine Chance zu geben. Castrop, gegen den HSV noch mit frischem Wind, hat letztlich die Niederlage fast alleine verantwortet. Sein Ballverlust führte zur Ecke, dann stand er beim Kopfballduell falsch. Ist ein junger Spieler, kann passieren. Aber es zeigt, dass auch er keine Wunder vollbringen wird. 

… die Mannschaft insgesamt weder spielerisch noch taktisch einen Fortschritt gemacht hat. Wo sind die überraschenden Momente, wo sind einstudierte Spielzüge? Der Ball läuft in einzelnen Momenten gefällig, aber das liegt dann immer an der individuellen Qualität einzelner Spieler in diesem Moment, das hat nichts Systematisches. Man fragt sich, was das Trainerteam um Gerardo Seoane die gesamte Vorbereitung so gemacht hat.

Es ist der 2. Spieltag, natürlich ist noch alles drin. Aber in den kommenden Wochen warten Leverkusen, Frankfurt, Freiburg und die Bayern. Und mit dem HSV und jetzt schwachen Stuttgartern hatten wir wahrlich Gründe genug, ein Polster aufzubauen. Ich warne nur davor, diese Saison zu unterschätzen. Das kann alles eine ganz miese Eigendynamik entwickeln. Soll niemand sagen, er habe es nicht kommen sehen.