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Das zweite Spiel ist immer das Schwerste

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Kaum was auf der Welt wird mehr überschätzt als die Partien des ersten Bundesligaspieltags. Monatelang hat man den Transfermarkt verfolgt, die ersten Testspiele seziert, ein selten wirklich aufschlussreiches Pokalspiel gesehen, aber dann kommt der Moment der Wahrheit, in dem echte Punkte vergeben werden, man endlich sieht, wie sich die neuen Spieler machen, ob sich die neu einstudierten taktischen Kniffe (bei anderen Teams soll es sowas geben!) bewähren. Eigentlich könnte man danach alles auch schon wieder beenden: Ist doch klar, dass die Bayern nach dem furiosen Sieg gegen Leipzig auch die weiteren 16 Gegner vom Platz fegen werden, Heidenheim kann nach der Auftaktniederlage gegen Wolfsburg schon mal die Anfahrtswege nach Paderborn und Magdeburg studieren und für Werder wird es ganz schwer, sieht doch jeder!

Es sind nicht nur die überladenen Erwartungen, die dem ersten Spieltag solch eine Bedeutung verleihen, sondern Fußballfans erliegen auch einer mathematischen Illusion. Natürlich wird in der Schlusstabelle der erste Spieltag nicht mehr Gewicht haben als der 23. oder letzte, aber in unserer Wahrnehmung trägt er zu jeder der 34 Tabellen über die Saison bei, der letzte Spieltag aber nur einmal. Ein Sieg zu Saisonbeginn und man wird vermutlich erstmal einige Wochen nicht auf einem Abstiegsplatz stehen. Da kann man noch so oft auf die Geschichte verweisen und z.B. hervorheben, dass beide Gladbacher Abstiege mit einem Sieg begannen, oder die beste Saison der Vereinsgeschichte 1974/75 mit einer 1:3 Niederlage gegen den HSV, wir können einfach nicht aus unserer Haut und überinterpretieren 90 Minuten Fußball gegen einen Aufsteiger, obwohl wir ja eigentlich auch genau wissen, wie variabel Fußball ist und das nächste Woche alles schon wieder komplett anders aussehen kann.

Bei der Borussia kommt noch dazu, dass das Spiel vom Wochenende genauso blutleer, uninspiriert und konzeptlos wirkte, wie viele den Verein selbst schon seit einiger Zeit wahrnehmen und somit zumindest bei skeptischeren Zeitgenossen (Seitenwahl? Nein, wir glauben fest an die CL Qualifikation!) eigentlich nur alle sowieso schon existenten Zweifel und Ängste komplett bestätigte. Die Tatsache, dass man damit saisonübergreifend schon auf 8 sieglose Spiele kommt, hilft auch nicht gerade gute Laune und Optimismus zu verbreiten. Das Schöne am Saisonstart ist aber natürlich auch, dass sich alles so schnell ändern kann: Ein Sieg in Stuttgart und Borussia ist vielleicht schon wieder auf einem Europapokalrang, was natürlich auch komplett bedeutungslos wäre, aber zumindest die Stimmung heben würde.

Was das Personal angeht, das Gerardo Seoane in Stuttgart aufbieten wird, so stehen außer den Langzeitverletzten (Kleindienst, Ngoumou) alle relevanten Spieler potenziell zur Verfügung, aber in der Pressekonferenz stellte Seoane klar, dass Neuzugang Reyna aufgrund fehlender Matchpraxis aufs Erste keine Option sein werde. So kann man wohl mit einer ähnlichen Startelf wie in der Vorwoche rechnen, wobei am ehesten Diks wieder in die Abwehr rücken könnte. 

Gäbe es nicht ein anderes alles dominierendes Thema im schwäbischen Fußball, würde man wohl auch den Saisonstart des VFB Stuttgarts leicht kritisch einordnen. Auf der einen Seite hielt man im Supercup gut gegen die Bayern mit, dominierte Union Berlin mit 1.80 zu 0.53 xGoals (Quelle: understat.com) und schenkte dem Zweitligisten Braunschweig in dessen Stadion im Pokal vier Tore ein, auf der anderen Seite verlor man die beiden erstgenannten Partien jeweils mit 2:1 und kam in Braunschweig nur extrem glücklich in die zweite Runde. Auf den ersten Blick ist das der gleiche VFB wie im Vorjahr: ansatzweise sehr gut anzuschauen, aber nicht konstant und vor allem defensiv verwundbar (53 Gegentore in der Vorsaison, nur 4 weniger als Gladbach). Unklar ist dabei, wie sehr die Mannschaft unter der Transfer-Farce rund um Nick Woltemade gelitten hat. Zumindest wird sich die 3-Stürmer-Aufstellung mit dem Ex-Bremer, Demirovic und Undav, mit der Sebastian Hoenneβ in Berlin überraschte, nicht mehr wiederholen und man kann damit rechnen, dass Rückkehrer Tiago Tomas zu seinem ersten Startelf-Einsatz in der Liga kommt.

Wenn man aus Gladbacher Sicht etwas Gutes aus dem Hamburg-Spiel mitnehmen will, dann, dass man zumindest defensiv weitgehend sicher stand und zu Null spielte. Gegen Stuttgart wartet aber ein erheblich härterer Test auf die Borussen-Abwehr. Der trickreiche Tomas hat sich in seinen bisherigen Einsätzen als Belebung der Stuttgarter Offensive erwiesen, mit Undav und Demirovic stehen auch nach Abgang des überteuerten langen Lulatschs zwei erwiesene Verwerter im Sturm und dass die gesamte Mannschaft in der Lage ist ein schnelles Kombinationsspiel aufs Parkett zu legen, ist sowieso bekannt. Für die Borussia wird es vor allem darum gehen müssen auch selber Akzente zu setzen. Im Februar hat man in einem der besten Saisonspiele gezeigt, wie das in Stuttgart gehen kann. Eine ähnlich starke Leistung wäre ein wichtiges Zeichen bevor es dann gleich wieder in 2 Wochen Länderspielpause geht. 

 

Seitenwahltipps:
Claus-Dieter Mayer: Nur einer Mannschaft gelingt am Samstag ein Befreiungsschlag, und zwar dem VfB, der mit dem 4:1 Sieg, die Zeit nach der „Ära Woltemade“ erfolgreich einleitet.

Michael Heinen: Auch ohne Woltemade gelingt dem VfB ein 2:1-Heimsieg über Borussia.

Mike Lukanz: Tipp: Fragt mich nicht, wie. Fragt mich nicht, warum. Aber Borussia wird beim 2:2 in Stuttgart ein überraschend gutes Spiel zeigen.

Christian Spoo: Woltemade weg, Borussia woltema gewinnen, konnte aber nicht. Stuttgart 3, Borussia 1.

Michael Oehm: Auch ohne den für die Bayern zu teuren Woltemade oder Weigl, das Weh bestimmt auf jeden Fall das Spiel bei der 3:1 Auswärtsniederlage.


Kevin Schulte: Bei Stuttgart ist noch Sand im Getriebe, bei Borussia aber bekanntlich auch. Der VfB krampft sich zu einem 2:1-Sieg.