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Schriesheim: Das Wichtigste ist mehr Wohnraum!

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Von Max Rieser

Schriesheim. Eine Grundsatzentscheidung traf der Ausschuss für Technik und Umwelt am Montag, als es um eine informelle Bauvoranfrage ging. Um eine zweigeschossige Doppelhaushälfte in der Danziger Straße zu vergrößern, plant der Bauherr, das Dachgeschoss zu Wohnzwecken auszubauen. Dafür müsste die Trauf- und First- sowie die Fensterhöhe vergrößert werden. Der Bebauungsplan "Galgenwiesen Änderung", der für diesen Bereich gilt, sieht allerdings vor, dass alle Doppelhaushälften in Hinblick auf Dachneigung, Firsthöhe, Traufhöhe und Fensterhöhe gleich sein müssen. In ihrer Beschlussvorlage empfahl die Verwaltung dem Gremium trotzdem, dem Vorhaben zuzustimmen. Die Schaffung von Wohnraum sei wichtiger, als an der Einheitlichkeit festzuhalten, erläuterte die stellvertretende Bauamtsleiterin Beate Kreis. So könne auch das Bild in der Danziger Straße "etwas aufgelockert werden." Zudem wäre die Dachaufstockung an der straßenabgewandten Seite geplant und würde nicht so sehr ins Auge fallen. Das sahen auch die Mitglieder des Gremiums so, das der Beschlussvorlage einhellig zustimmte.

Christian Wolf, Fraktionssprecher der Grünen Liste, sagte: "Es ist wirklich begrüßenswert, dass das aufgebrochen wird." Es sei ein interessanter Fall, und in der Vergangenheit hätte sich der Ausschuss mit solchen Fällen schwergetan. Der Beschluss sei "auch ein wichtiges Signal an die Nachbarn", dass sie ebenfalls die Möglichkeit hätten, ihre Dachböden zu Wohnraum umzubauen: "Das ist ein wichtiger Beschluss, um Wohnraum zu schaffen", so Wolf. Das sah Michael Mittelstädt (CDU) ähnlich: "Das kann auch anderen Besitzern von Doppelhaushälften zeigen, dass das eine Möglichkeit ist, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen." Seine Fraktion habe schon in der Vergangenheit Zustimmung für solche Vorhaben signalisiert, denn: "Je weniger Platz es für Gebäude gibt, desto mehr müssen wir in die Höhe gehen."

Jutta Becker (Freie Wähler) sagte ebenfalls die Unterstützung ihrer Fraktion zu: "Wir sehen es positiv. So können das Straßenbild und die starren Regeln aufgebrochen werden." Das betonte auch Sebastian Cuny (SPD): "An der Einheitlichkeit sollte nicht festgehalten werden, denn das ist mit die günstigste Variante, um Wohnraum zu schaffen." Ulrike von Eicke (FDP) stimmte ebenfalls zu, da sich die Prioritäten geändert hätten: "Früher ging es um Einheitlichkeit, heute geht es um mehr Wohnraum." Trotzdem müsse man darauf achten, dass das Straßenbild auch in Zukunft noch eine Rolle spiele. Bürgermeister Christoph Oeldorf bedankte sich dafür, "dass alle mitgehen", denn in die Höhe zu bauen, sei besser "als Versiegelung".

Eine ähnliche, jedoch weniger grundsätzliche Anfrage kam mit einem Bauantrag aus dem Dossenheimer Weg. Um mehr Wohnqualität zu schaffen, soll dort in einer zweigeschossigen Doppelhaushälfte eine bestehende Gaube zu einem Zwerchgiebel mit einer Ausgangstür erweitert werden, durch die ein ebenfalls geplanter Balkon von 2,05 auf 3,21 Meter erreicht werden soll. Da im Dossenheimer Weg kein Bebauungsplan gilt, muss sich das Vorhaben nur laut Paragraf 34 des Baugesetzbuches in die Umgebung einfügen. Das sei zum einen gegeben, zum anderen liege das Bauvorhaben auf der straßenabgewandten Seite und sei durch die dichte Bebauung von der Straße aus nicht zu sehen. Daher empfahl die Verwaltung die Zustimmung. Auch hier war sich das Gremium einig und stimmte dem Vorhaben zu – und das "sehr gern, so wird das Dachgeschoss aufgewertet", fand Wolf.


Fachwerkhaus gegenüber dem "Kaiser" soll saniert werden

Schriesheim. (max) Über ein Sanierungsvorhaben an prominenter Stelle in der Altstadt hatte der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) zu entscheiden. Namentlich ging es um einen Bauantrag für das Gebäude in der Talstraße 42 gegenüber dem Hotel "Kaiser". Der Bauherr möchte dort sowohl Dach als auch Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhauses sanieren. Eine entsprechende Zustimmung vom Denkmalschutz wurde bereits eingeholt und auch das Gremium stimmte einstimmig mit Ja zu dem Vorhaben, das zudem unter die Bestimmungen der Altstadtsatzung fällt.

Um das historische Gebäude zu erhalten, will der Bauherr die beschädigte Fachwerkfassade sanieren und mit einer durch die Altstadtsatzung vorgegebenen Farbvariante streichen. Das Dach, das längst nicht mehr dicht ist, durch das Wasser eintritt und das alles in allem wohl nicht fachmännisch aufgebaut ist, soll saniert werden, erklärte die stellvertretende Bauamtsleiterin Beate Kreis. Ein statisches Gutachten habe ergeben, dass eine energetische Sanierung des Daches möglich, eine Deckung des Daches mit den in der Altstadtsatzung vorgegebenen Biberschwanzziegeln jedoch nicht möglich sei. Aus diesem Grund plane der Bauherr, das Dach mit Falzziegeln – die gibt es bereits jetzt schon, wenn auch in Dunkelbraun – zu decken, die aus statischer Sicht besser wären und auch nach der Altstadtsatzung in Ordnung seien. Diese sieht Ausnahmen von Biberschwanzziegeln vor, wenn es sich ebenfalls um naturrote, gebrannte Tonziegel handelt.

Manko: Biberschwanzziegel sind wegen der Statik hier nicht möglich

Christian Wolf von der Grünen Liste sagte: "Dem stimmen wir gern zu, viele wissen sicher, dass es sich hierbei um das erste Haus handelt, das vor ungefähr 35 Jahren nach Verabschiedung der Altstadtsatzung saniert wurde." Der neue Besitzer habe im Inneren des Hauses schon viel saniert, und es sei "großartig", dass das historische Gebäude durch die Sanierung auch außen erhalten bliebe. Frank Spingel (CDU) gab zwar zu bedenken, dass die Biberschwanzziegel immer den Vorzug haben sollten und man damit keinen Präzedenzfall schaffen sollte. Wenn die Statik den schwereren Dachbelag in diesem speziellen Fall aber nicht zuließe und der Denkmalschutz einverstanden sei, habe seine Fraktion auch nichts einzuwenden. Jutta Becker (Freie Wähler) betonte, dass ihre Fraktion zustimme, aber genau darauf geachtet werden solle, dass die Farbe der Ziegel unter die Vorgaben der Altstadtsatzung fällt und sie nicht glänzen. Sebastian Cuny (SPD) gab seine "volle Zustimmung", da mit dem gegenüberliegenden "Kaiser", der ebenfalls saniert sei, so ein "schönes Entree zur Heidelberger Straße" entstehen würde.