Nächste A6-Sperrung: Weiteres Stau-Chaos um Sinsheim soll vermieden werden
Von Tim Kegel
Sinsheim. Das Grummeln nach dem Stau-Wochenende aufgrund der Fahrbahnerneuerung auf der Autobahn A6 zwischen Sinsheim und Sinsheim Süd ist noch nicht verklungen. Im Gegenteil: Bei den Bekanntgaben im Technikausschuss des Gemeinderats haute Oberbürgermeister Jörg Albrecht nun auf den Putz. Ein ähnliches Chaos am kommenden Wochenende, wenn die Fahrbahn in entgegengesetzte Richtung zwei Tage lang gesperrt wird, soll nun vermieden werden.
Den Vorwurf vieler Anwohner der Dührener Ortsdurchfahrt, aber gerade auch von Stadtfremden wie Markthändlern und Einkäufern, an Autobahnbetreiber "Via6West", konnte Albrecht nicht von der Hand weisen und sprach von Kommunikationsproblemen: "Anfragen" der Gesellschaft, wohl bezüglich einer Unterstützung bei der Ausschilderung und der innerstädtischen Verkehrsleitung, hätten sowohl das Rathaus als auch das Sinsheimer Polizeirevier "nicht, beziehungsweise sehr spät" erreicht, sagte Albrecht, ohne einen Zeitpunkt zu nennen.
Das deckt sich mit Schilderungen vieler, dass sowohl die Umleitungsstrecke als auch die Maßnahme selbst zu kleinräumig und zu wenig detailliert bekanntgemacht worden wären. An beiden Tagen hatte dies lange Rückstaus auf den Bundesstraßen B292 durch Dühren und 45 durch Hoffenheim bis zu den Stadteingängen zur Folge; manche Autofahrer brauchten für eine drei bis fünf Kilometer lange Strecke 90 Minuten und sogar mehr oder mussten kilometerweite Umwege über die Dörfer in Kauf nehmen.
Bis zu 14 Kilometer lang hätten sich die Fahrzeugmassen zu Spitzenzeiten am Samstagmittag bis zur Auffahrt am Sinsheimer Stadion gestaut, offenbar wegen Fehlern, die Dührens Ortsvorsteher Alexander Speer als "stümperhaft" bezeichnet hatte und von denen auch Albrecht nun sprach: Beispielsweise seien Ampeln auf der Stadteinfahrt kurz nach der Autobahnabfahrt in Betrieb gewesen, ebenso an der Kreuzung zur Jahnstraße, wodurch ein innerstädtisches "Nadelöhr entstanden" sei. "Mit einer abbiegenden Vorfahrt und mithilfe von Polizeibeamten", die den Verkehrsstrom überwachen und von Hand regeln, hätte man für Erleichterung sorgen können, wie bei vorherigen Sperrungen auch.
"Wir wünschten uns häufig mehr Kommunikation", sagte Albrecht mit Nachdruck in Richtung der Gesellschaft, die den Autobahnausbau zwischen Wiesloch und Weinsberg im Auftrag des Bundes und abgestimmt mit den Regierungspräsidien übernimmt.
Dass diese Kommunikation nun erfolgt ist, davon könne man ausgehen: "Unser Ordnungsamt und die Polizei" seien fürs Wochenende vorgewarnt und würden "für Entzerrung sorgen", wenn sich die nächste Blechlawine durch Steinsfurt, möglicherweise auch durch Rohrbach wälzt. Doch es gibt auch Zweifel, ob eine Vollsperrung der Fahrbahnen überhaupt nötig ist. Ortsvorsteher Speer hatte eine Verschwenkung der zu sanierenden Fahrbahn auf die jeweils intakte Gegenfahrbahn ins Gespräch gebracht: Kritik, der man sich bei der "Via6West" inzwischen offen gestellt hat. Theoretisch wäre es möglich gewesen, den Verkehr über diese sogenannte "4+0 Verkehrsführung" zu leiten, teilte eine Sprecherin der Gesellschaft inzwischen auf Nachfrage mit.
Allerdings wäre dies "mit verkehrlichen Einschränkungen verbunden gewesen, die in Summe nachteilig zur Vollsperrung sind", wie man glaubt: Anders als die Vollsperrung hätte auch die Alternative "umfangreiche Vor- und Nacharbeiten" zur Einrichtung und zum Abbau der Baustellenverkehrsführung erfordert, die dann ebenfalls mit "deutlichen verkehrlichen Einschränkungen verbunden" gewesen wären und zudem "an Werktagen hätten stattfinden müssen", mit deutlich höherem Schwerlastverkehr. Hinzugekommen wäre sämtliche Fahrstreifen verengt worden wären, weshalb auch die Geschwindigkeit hätte beschränkt werden müssen.
Dies hätte wahrscheinlich ebenso zu einem Rückstau geführt, "allerdings in beide Fahrtrichtungen". Es sei "leider nicht möglich", straßenbauliche Maßnahmen wie eine Fahrbahnsanierung, die "am Ende der Leichtigkeit des Verkehrs dienen" würden, ohne verkehrliche Auswirkung auszuführen, hieß es weiter.
Die von vielen als kurzfristig empfundene Bekanntgabe der Sperrung sei nach Vorliegen der verkehrsrechtlichen Anordnung "umgehend" erfolgt und an einen "weitreichenden, regionalen und überregionalen, Presseverteiler kommuniziert" worden. Allerdings werde man "intern und im Gespräch mit anderen Beteiligten Vorkehrungen treffen", um bei Maßnahmen, bei denen mit größeren Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen ist, eine frühere Ankündigung künftig sicherzustellen.
Doch manch einer im Gremium wünscht sich, dass ähnliche Probleme am besten gar nicht mehr auftauchen, darunter erneut Ingenieur Speer: Nicht nur ihm war aufgefallen, dass der bei den Arbeiten abgefräste und erneuerte offenporige Asphalt vor wenigen Jahren überhaupt erst aufgebracht worden war: "So ein Material hält sechs bis acht Jahre", merkte Speer an. Es komme also "noch so einiges auf uns zu". Die "Via6West" kümmert sich laut Vertrag sowohl um die Sanierung des Autobahnabschnitts als auch um dessen Unterhaltung für einen Zeitraum von 30 Jahren. Das Projekt hat ein Volumen von rund 1,3 Milliarden Euro öffentlichen Gelds, sagte die Gesellschaft, allerdings stammen die Zahlen aus dem Jahr 2015.