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Апрель
2016

Blaublüter-Bulletin: Die Standhafte

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[caption id="attachment_369" align="aligncenter" width="800"] Das 90-jährige Geburtstagskind Elisabeth II. und Prinzgemahl Philip, Herzog von Edinburgh, fuhren zur Feier des Tages im offenen Range Rover durch den Ort Windsor, um sich den vielen tausend Gratulanten "vor der Haustür" von Windsor Castle zu zeigen. Und dabei ist das noch gar nicht die offizielle Feier, im Mai und Juni wird die Queen nochmal richtig gewürdigt mit Reiterfestspielen und Volksfest im Windsor Great Park über Pfingsten sowie der "Trooping the Colour"- Parade und Riesen-Charity-Lunch auf der Londoner Mall am 11./12. Juni … (Foto: EPA/ANDY RAIN/dpa - Bildfunk)[/caption] „Ich dien“ ist eigentlich der Wappenspruch des Prinzen von Wales. Ganz besonders auf die Fahnen geschrieben hat ihn sich allerdings seine Mutter, und das schon in jungen Jahren: an ihrem 21. Geburtstag, noch als Prinzessin Elisabeth, gelobte sie in ihrer im ganzen Commonwealth gesendeten Radioansprache, dass sie ihren Völkern dienen wolle bis zu ihrem Lebensende. Am 21. April feiert Elisabeth „Lilibet“ Alexandra Mary Windsor ihr 90. Wiegenfest. 64 Jahre davon tut sie schon unermüdlich ihre Pflicht als konstitutionelle Herrscherin auf dem britischen Thron. Der Legende zufolge gibt es nur zwei Tage im Jahr, an denen sie nicht arbeitet, nicht zumindest mal einen Blick in die „Red Boxes“ mit Regierungsdokumenten wirft: am Ostersonntag und am Ersten Weihnachtsfeiertag (der in Großbritannien der Hauptfeiertag ist). 90 Jahre und kein bisschen müde, so scheint es, sie hat letztes Jahr deutlich mehr offizielle Termine wahrgenommen, als ihre Enkel William und Harry inklusive Kate zusammen (341 zu 292) , reitet noch jedes Wochenende im Park von Schloß Windsor aus und Premierminister David Cameron muß sich mittwochnachmittags vor der wöchentlichen Audienz bei ihr im Buckingham Palast gründlich vorbereiten, um auf alle ihre Fragen zur Lage der Nation vernünftige Antworten parat zu haben. Schon Vielfach-Vorgänger Winston Churchill äußerte 1952 bewundernd, die junge Königin habe eine erstaunliche Fähigkeit, sich auf jedes gerade anstehende Thema zu konzentrieren, und eine ungewöhnlich schnelle Auffassungsgabe. Die Jahrzehnte ihrer Regentschaft waren nicht immer ungetrübt, obwohl die Queen selbst sich nie auch nur den Hauch eines Skandals geleistet hat. Man denke nur an ihr „annus horribilis“ 1992, als sich drei ihrer vier Kinder trennten oder scheiden ließen und dann auch noch Schloß Windsor brannte. Nach dem tragischen Unfalltod der Prinzessin von Wales 1997 und dem suboptimalen öffentlichen Umgang der königlichen Familie damit erlebten die Windsors einen Image-GAU. Seitdem hat die Monarchie wieder einen enormen Beliebtheits-Aufschwung genommen, die Kurve zeigt insbesondere seit 2011 wegen des jungen Herzogspaares von Cambridge immer weiter nach oben. Aus ihrem direkten Umfeld hört man, Elisabeth habe sich noch nie besser gefühlt, oft wirkt sie jünger und gelöster als ihr ältester Sohn Charles. Sicher hat ihr besonderer Humor auch eine Menge damit zu tun. Sie liebt es, bekannte Persönlichkeiten, die sie getroffen hat, später im Familienkreis nachzumachen und alle, die das mal erlebt haben, bescheinigen ihr ein besonderes Talent dafür. Ihr Sinn für Selbstironie ist legendär, bestes Beispiel: sie hat tatsächlich auf ihrem Schreibtisch in Windsor Castle eine dieser solarbetriebenen Plastik-Winke-Queens stehen. Ihre Cousine Lady Elizabeth Anson zitierte sie dazu einmal so: „Eigentlich macht es mich verrückt, immer wenn die Sonne herauskommt, gibt es dieses ‚klick, klick’-Geräusch und ich sehe mich selbst, wie ich mir zuwinke...!“. Was sie aber vor allem auszeichnet, ist ihr tief empfundenes Pflichtbewußtsein, ihre Hingabe an die Rolle, für die sie zunächst nicht geboren war, die aber durch die Abdankung ihres Onkels dann doch auf sie zukam. Sie ging auf keine öffentliche Schule oder Universität, sondern wurde zuhause von Lehrern der berühmten Privatschule in Eaton ausgebildet, außerdem lernte sie von Ihrem Vater König Georg VI., worauf es beim König-sein ankommt. „Ich habe das Gefühl, dass am Ende eine solide Ausbildung die Antwort auf viele Herausforderungen ist“, so wird sie zitiert. „Man kann mehr schaffen, als man glaubt, wenn man gut ausgebildet wurde, ich hoffe sagen zu können, dass das bei mir der Fall war.“ Bescheidenheit ist eine Charaktereigenschaft, die die Queen kennzeichnet, und Toleranz für die Schwächen anderer Menschen, so beschrieb ihr Prinzgemahl Philip sie einmal in seiner Rede zu ihrem 65. Geburtstag. Anti-Monarchisten werfen der königlichen Familie häufig vor, deren Lebenswirklichkeit wäre so weit entfernt vom Alltag der britischen Bürger, dass keine Rede davon sein könne, dass die Windsors die Briten repräsentieren, daher brauche das Land keine Monarchie sondern ein gewähltes Staatsoberhaupt aus seiner Mitte. Das Gegenteil ist der Fall: der Privatmensch Lilibet ist im Herzen eine ganz durchschnittliche Britin, die gerne in Kopftuch, Faltenrock und dicken Schuhen mit ihren Hunden über die Felder wandert, egal bei welchem Wetter. In ihren persönlichen Bedürfnissen ist sie ohne große Ansprüche, ihr schönstes Freizeitvergnügen ist ein Abend vor dem Fernseher, „Downton Abbey“, „Inspektor Barnaby“ oder „East Enders“ gucken und dabei ein Dinner-Tablett auf den Knien. Für eine Mehrheit der Briten verkörpert sie das Inselreich, und sie steht für die Stabilität des Staates durch Gewaltenteilung in einer konstitutionellen Monarchie, in der sie offiziell laut Verfassung nur das Recht hat, „Gehört zu werden, zu warnen und zu ermutigen“, aber trotzdem als ratgebende und ordnende Kraft hinter den politischen Kulissen nicht wegzudenken ist. Anders als in Frankreich oder den USA gibt es keinen Nationalfeiertag, stattdessen den offiziellen Geburtstag der Queen immer im Juni, der mit Truppenparade und „Fly-Past“ der britischen Luftwaffe über dem Buckingham Palast ausgiebig gefeiert wird. Und wie bei allen Jubiläen oder runden Geburtstagen über die Jahre hört man auch jetzt wieder vielerorts die große A-Frage: wird die Königin nicht doch demnächst abdanken und vielleicht gar Charles überspringen und den Thron direkt an William übergeben? Die Antwort auf beiden Fragen lautet: nein. Elisabeth II. sieht ihre Aufgabe darin, ein Leben lang zu dienen, es ist für sie wie ein Sakrament, da sie bei ihrer Krönung vom Erzbischof von Canterbury mit geweihtem Öl zur Königin gesalbt wurde. Das neueste Gerücht: sollte Prinz Philip, bald 95, vor ihr sterben, würde sie sich ganz nach Balmoral zurückziehen. Mag sein, dass sie nach einem so traurigen und einschneidenden Erlebnis ihren Hauptwohnsitz nach Schottland verlegen würde, aber abdanken wird sie nicht, höchstens Thronfolger Charles zum Prinzregenten ernennen und ihm einen Großteil ihrer regelmäßigen Pflichten übertragen. Charles wiederum würde nie seinem Sohn den Vortritt lassen und William würde das auch nicht wollen, so hat der Herzog von Cambridge es jedenfalls mehrfach deutlich gemacht. Also bleibt vorerst nur, der Jubilarin viel Glück, Gesundheit und gelungene Geburtstagsfeierlichkeiten zu wünschen, ganz unter dem Motto: Keep calm and reign on!