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Сентябрь
2015

Helferin in Nepal: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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[caption id="attachment_310" align="alignleft" width="300"] Oma Bhagawati mit ihren drei Enkeltöchtern - Monika (7, links), Aastha (6, rechts), und Sapana (4 Monate). Die drei Mädchen haben bei dem Erdbeben ihre Mutter verloren. Foto: Suzanne Lee[/caption] Kennen Sie den Film „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“? Ein wundervoller und gleichzeitig bis in die Knochen trauriger verfilmter Roman über Liebe, Leben und Tod. Der Titel hat mich sehr beeindruckt und seitdem springt er immer wieder in mein Bewusstsein, wenn die Welt so unglaublich unfair zu sein scheint. So ähnlich geht es mir heute, wenn ich über die Geschichte von Bhagawati und ihrer Familie lese… Warum passiert so was? Die Geschichte von dieser nepalesischen Familie wird von der Oma erzählt – die 54-jährige Bhagawati, die viele Falten im Gesicht und viel Kummer im Herzen hat. [caption id="attachment_311" align="alignright" width="300"] Aastha mit ihrer Oma. Das Mädchen wurde unter den Trümmern ihres Hauses begraben - ihre Mutter hat ihr allerdings das Leben gerettet, ihr eigenes leider nicht. Foto: Suzanne Lee[/caption] Bhagawati hatte kein leichtes Leben hinter sich. Sie schaffte es jedoch zwei Kinder großzuziehen und erlebte auch, dass diese eine Familien gründeten und sie mit Enkelkindern erfreuten. Sie lebte mit ihrem Sohn, seiner Frau und ihren zwei Töchtern in einem einfachen Häuschen und obwohl das Geld nur knapp ausreichte, war sie glücklich und zufrieden. Ihr Sohn hatte leider keine Ausbildung und fand nur selten Arbeit, als gering bezahlter Tagelöhner. Die Familie hätte nicht überlebt, wenn er nicht eine so tolle Frau gehabt hätte. Bhagawati strahlt immer, wenn sie über ihre Schwiegertochter redet. „Sie war der Motor der Familie. Sie hat hart auf einer Farm gearbeitet, war Mitglied einer Mütter-Gruppe, war unglaublich engagiert und hat es immer geschafft, dass die Familie über die Runden kommt. Als sie eine dritte Tochter zur Welt brachte, war das Glück in dem kleinen Häuschen vollkommen.“ [caption id="attachment_313" align="alignleft" width="300"] Die kleine Sapana war nur drei Tage alt als die Erde in Nepal bebte. Die Kleine hat nachdem ihre Mutter nicht mehr gesehen. Foto: Suzanne Lee[/caption] Drei Tage nach der Geburt bebte die Erde. Bhagawati war draußen und spülte Geschirr, die junge Familie war im Haus. Verzweifelt rief die alte Frau „Kinder, Kinder, kommt raus, das ist ein Erdbeben“. Ihr Sohn konnte noch hinausrennen. In dem linken Arm trug er sein neugeborenes Kind, an der rechten Hand hielt er seine älteste Tochter. Dann brach das Haus zusammen. Bhagawatis Schwiegertochter und ihre zweitälteste Enkelin wurden unter den Trümmern begraben. Nach dem ersten Schock kam die Stunde der Machtlosigkeit. Obwohl verschüttet hätten die junge Mutter und ihre Tochter noch am Leben sein können. Bhagawati und ihr Sohn suchten vergeblich nach Hilfe – alle Nachbarn waren damit überfordert ihre eigenen Familien zu retten – keiner hat geholfen. Können Sie sich das vorstellen? Ihre Liebsten liegen ein paar Meter von Ihnen und Sie können nichts, wirklich überhaupt nichts tun um ihr Leben zu retten?... Diese schreckliche Situation der Machtlosigkeit ist kaum vorstellbar… Als die Armee endlich kam, haben die Männer aus den Ruinen eine schöne junge Frau geborgen. Sie hielt immer noch im Arm ihre Tochter und hat sie somit mit ihrem ganzen Körper geschützt. Die 6-Jährige überlebte mit nur einem kleinen Kratzer. Ihre Mutter war allerdings tot. Sie hat wie immer alles für die Familie gegeben – am Ende auch ihr Leben. [caption id="attachment_315" align="alignright" width="300"] Bhagawati mit ihrem Sohn und ihren drei Enkeltöchtern. Sie leben alle in diesem halbfertigen Zimmer. Es fehlt eine Wand, sie haben aber zumindest Dach über dem Kopf. Foto: Suzanne Lee[/caption] Das Erdbeben hat im Haus von Bhagawati nur ein Menschenleben genommen. Trotzdem ist das Leben der Überlebenden verstummt. Der zerreißende Schmerz ist unerträglich. Der junge Witwer ist verzweifelt. Die jüngste Tochter hat nur an drei Tagen echte Mutterliebe erleben dürfen. Bhagawati ist für nepalesische Verhältnisse schon alt und kann sich nicht, wie eine junge Frau um die drei kleinen Kinder kümmern. Das Geld reicht von vorne und hinten nicht mehr. Als die Sozialarbeiter von den SOS-Kinderdörfern in Nepal über das Schicksal dieser Familie erfuhren, besuchten sie die Familie schnell und boten Bhagawati ihre Unterstützung an. Viele Familien verlieren nach solchen Schicksalsschlägen komplett den Boden unter Füßen und trotz aller Liebe reichen die Kräfte nicht aus, um die Kinder großzuziehen. Als Bhagawati erfuhr, dass die Kinder in einem SOS-Kinderdorf ein neues Zuhause finden könnten, stemmt sie sich mit aller Kraft dagegen. Unter Tränen sagte sie: „Die drei Mädchen sind ein wunderschönes Geschenk von meiner Schwiegertochter. Ich bin deren Großmutter und solange ich lebe, werde ich mein Leben widmen, sie glücklich zu machen“. [caption id="attachment_317" align="alignright" width="300"] Nach dem traumatischen Erlebnissen kann Aastha endlich wieder zur Schule. Ihre Oma tut alles um ihren Mädchen dies zu ermöglichen. Foto: Suzanne Lee[/caption] Diese Entschlossenheit der alten Frau hat die SOS-Mitarbeiter sehr beeindruckt und sie haben sie in das Familienstärkungsprogramm der SOS-Kinderdörfer aufgenommen. Nun erhält Bhagawati in den ersten Monaten nach dem Erdbeben das „Rettungspaket für Familien“ – Essen, Milch für das Neugeborene, Kleider, Kochutensilien, Schulbücher und weitere wichtige Sachen für den Neubeginn. Sie kann sich immer an die SOS-Mitarbeiter wenden und weiß, dass sie diese immer ein offenes Ohr und gute Ratschläge für sie haben. Obwohl das Schicksal von Bhagawati und ihre Familie ein mieser Verräter war, hat sie es mit ein bisschen Unterstützung von außen geschafft, die Familie nicht zerfallen zu lassen. Ihre jüngste Enkelin hat ihre eigene Mutter nur drei Tage lang gekannt. Sie wird aber mit ihren Schwestern, ihrem Vater und ihrer Oma in Liebe aufwachsen. Und das ist das Wichtigste.