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150. Geburtstag: Die zehn witzigsten Fakten über Konrad Adenauer

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Am 5. Januar wird des 150. Geburtstags von Konrad Adenauer gedacht. Er war der erste Bundeskanzler und wurde 2003 zum "größten Deutschen" gewählt. Nebenbei war er aber auch noch ziemlich unterhaltsam.

Er erfand die Veggie-Wurst und nach eigenem Dafürhalten auch den Raketenantrieb, verspielte Millionen an der Börse, beschwerte sich über freche Karnevalisten und wollte einem Minister den Hals umdrehen - zehn witzige Geschichten zu Konrad Adenauer:

Adenauer erfand die Sojawurst

Nach Einschätzung des Deutschen Patent- und Markenamtes war Adenauer "gewissermaßen Erfinder der Veggie-Wurst". Und das kam so: Im Ersten Weltkrieg war Adenauer Beigeordneter der Stadt Köln. Als die Versorgungslage immer schwieriger wurde, entwickelte er zunächst ein Ersatzbrot, das ihm aufgrund seines nicht gerade delikaten Geschmacks den Spitznamen "Graupenauer" einbrachte.

Dann folgte die Sojawurst. Allerdings enthielt diese nach wie vor Fleischbestandteile, sie wurde lediglich mit Soja gestreckt. Ein Krankenhaus-Direktor verteilte sie an Patienten und hielt fest: "Die Wurst wurde gern genommen, gut vertragen und, wie der Stuhlgang erkennen ließ, gut ausgenutzt."

Adenauer setzte mit Kommunisten eine Hängebrücke durch

"Klotzen, nicht kleckern" hieß Adenauers Devise als Kölner Oberbürgermeister von 1917 bis 1933. Als Ende der 1920er Jahre eine neue Rheinbrücke gebaut werden sollte, sprachen sich Preisjury und Stadtrat mit klarer Mehrheit für eine Gitterbrücke aus. Adenauer hatte sich jedoch in den Kopf gesetzt, eine elegante Hängebrücke zu bauen. Er ließ den Stadtrat noch einmal abstimmen und diesmal gewann er - dank der Stimmen der Kommunisten. Womit er die genau geködert hatte, ist bis heute umstritten, doch angeblich hatte er ihnen von der "unvergleichlichen Schönheit" der Hängebrücken im sowjetischen Leningrad vorgeschwärmt. 

Adenauer verzockte sich an der Börse

1928 saß Adenauer bei einem Bankett neben einem Bankdirektor, der ihm die Aktien zweier US-Unternehmen anpries. Adenauer investierte daraufhin sein gesamtes Vermögen und mehr in die beiden Firmen - nach dem Börsencrash am Schwarzen Freitag 1929 stand er bei der Deutschen Bank mit 1,4 Millionen Mark in der Kreide. Dank einflussreicher Freunde wurden die Schulden diskret von der Deutschen Bank getilgt. Dankbar war er nicht dafür, sondern beschwerte sich lauthals über falsche Beratung. 

Adenauer hielt sich für einen genialen Erfinder

Nachdem Adenauer als standhafter Demokrat von den Nazis abserviert worden war, hatte er zwölf Jahre lang viel freie Zeit. Diese nutzte er, um sich wieder als Erfinder zu betätigen - einige seiner Geistesblitze können heute im Adenauer-Haus in Rhöndorf besichtigt werden. Rosenzüchter Adenauer konstruierte etwa eine "Elektrobürste zur Schädlingsbekämpfung". Fachleute bescheinigten ihm, das Gerät mit einer Spannung von 1000 Volt sei "absolut tödlich" - allerdings nicht nur für Ungeziefer, sondern auch für den Gärtner. Gleichwohl sah sich Adenauer selbst als genialen Erfinder. Als 1966 die erste amerikanische Rakete Richtung Mond flog, soll er zu seiner Sekretärin gesagt haben, den Raketenantrieb habe er bereits 1906 erfunden. 

Adenauer heuerte Willy Millowitsch an

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Adenauer kurzzeitig noch einmal Kölner Oberbürgermeister. Mit als erstes bestellte er den Volksschauspieler Willy Millowitsch ein und verkündete ihm auf Kölsch: "Ich will, dat Se so bald wie möglich wieder Theater spielen. Die Leute sollen wieder wat zu lachen haben." 

Das erforderliche Material zur Wiederherstellung des stark beschädigten Theaters werde er besorgen. Millowitsch konnte sein Glück kaum fassen. Als er schon fast in der Tür war, rief Adenauer ihn noch einmal zurück: "Verjessen Se dat eine nich: Schicken Se mir zur Premiere zwei Karten. Aber Freikarten bitte!"

Adenauer trickste Parteifreunde aus

1949 gab es in der CDU mehrere Kandidaten für den Posten des Bundeskanzlers. Besonders der Wirtschaftsexperte Friedrich Holzapfel stand hoch im Kurs. Adenauer galt vielen mit 73 als zu alt. In dieser Situation lud er eine Auswahl von Parteigrößen in sein Haus in Rhöndorf bei Bonn ein. Entgegen seiner sonst knauserigen Art zeigte er sich dabei sehr spendabel. "Überwältigender Eindruck für uns ausgehungerte Großstädter war ein Buffet von einer Reichhaltigkeit, wie ich es auf Privatkosten Adenauers weder vorher noch nachher jemals erlebt habe", berichtete der spätere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU). 

Dazu gab es "Weine, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht getrunken hatte". Anschließend, als alle müde und gesättigt in den Sesseln hingen, eröffnete ihnen Adenauer, "aus Parteikreisen" sei der Wunsch an ihn herangetragen worden, sich als Kanzler zur Verfügung zu stellen. Niemand wagte zu widersprechen.

Adenauer sollte von amerikanischen Ureinwohnern abstammen

Adenauers Gesicht mit der platten Nase und den hohen Wangenknochen hat immer wieder wilde Vergleiche herausgefordert, etwa mit einem chinesischen Gelehrten oder tibetischen Mönch. US-Außenminister John Foster Dulles fragte ihn ernsthaft, ob unter seinen Vorfahren "Indianer" gewesen sein könnten. 

Die tatsächliche Erklärung: 1917 hatte Adenauers Chauffeur in Köln einen Unfall gebaut. Adenauer brach sich dabei Nase und Wangenknochen. Sein Sohn sagte später, er habe dadurch ein "anderes Gesicht" bekommen: "Wenn heute amerikanische Reporter bewundernd feststellen, dass mein Vater markant wie ein alter Indianerhäuptling aussieht, dann gebührt dieses Lob eigentlich dem Unfall."

Adenauer wollte Kölner Karneval zensieren

Als Bundeskanzler war Adenauer dem Karnevalstreiben seiner Heimatstadt Köln ganz und gar nicht zugetan. Am 1. Februar 1952 besprach er mit seinem Kabinett die "zersetzenden und gehässigen Satiren" bei Karnevalssitzungen. Zunächst wurde ein rechtliches Vorgehen erwogen, doch das Bundesjustizministerium warnte, die frechen Karnevalisten würden zwangsläufig von rheinischen Richtern abgeurteilt werden, "die den karnevalistischen Bestrebungen weitgehendes Verständnis und Nachsicht" entgegenbrächten. So beließ es Adenauer bei einem persönlichen Karnevalsboykott. 

Adenauer hielt auch als Kanzler jeden Tag Mittagsschlaf 

Wenn er den Tag in seinem Amtssitz Palais Schaumburg in Bonn verbrachte, hielt Adenauer immer Mittagsschlaf. Dazu legte er sich richtig ins Bett. Die Mittagsruhe war ihm heilig. Je älter er wurde, desto länger dauerte sie. Fühlte er sich nicht ganz fit, setzte er sich anschließend noch für einige Zeit auf die Couch und hörte Musik. Er aß nur kleine Portionen und trank sehr wenig Alkohol. 

Adenauer wollte einem Holländer "den Hals umdrehen"

Adenauers parteiinterner Intimfeind war Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der schließlich sein Nachfolger wurde. Ein rotes Tuch auf der internationalen Bühne war der niederländische Außenminister Joseph Luns, später Nato-Generalsekretär. Luns stellte sich auf europäischer Ebene selbstbewusst Plänen Frankreichs und Deutschlands entgegen. Der "lange Kerl" sei so "stur wie nur ein Holländer sein kann", schimpfte Adenauer über ihn. "Ich könnte ihm den Hals umdrehen." Immerhin: Wenn er mal depressiv sei, tröste er sich mit dem Gedanken, dass es Frau Luns immer noch schlechter gehen müsse...

Also war Adenauer ein schräger Typ?

Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, um es vorsichtig auszudrücken. Aber vor allem war er derjenige, der in Westdeutschland die erste funktionierende Demokratie etablierte, das Land in den Westen einband und zusammen mit den Franzosen Robert Schuman und Jean Monnet die Grundlagen für die Europäische Union legte. 2003 wurde er von ZDF-Fernsehzuschauern in der Reihe "Unsere Besten" zum "größten Deutschen" überhaupt gewählt.