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"Die Drei ???"-Sprecher Andreas Fröhlich: Warum er die Hörspiele nicht hört

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Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews: Die drei Figuren aus der Hörspielserie die "Drei ???" begleiten täglich Millionen Deutsche. t-online hat mit Andreas Fröhlich telefoniert, dem Sprecher des dritten Detektivs. Seine Stimme kennen Millionen Menschen, sie läuft in Tausenden Kinderzimmern. Auch Erwachsene schlafen mit seiner Stimme ein; sie begleitet sie auf Autofahrten, bei der Hausarbeit oder dem Sport. Andreas Fröhlich gehört zu den bekanntesten deutschen Hörspiel- und Synchronsprechern. Insbesondere wurde er durch die Reihe "Die drei ???" bekannt, die seit 1979 erscheint und mit 50 Millionen verkauften Tonträgern als erfolgreichste Hörspielreihe der Welt gilt. Mehr als 150 Gold- und Platinschallplatten gewann die Serie um die drei Detektive aus dem fiktiven Ort Rocky Beach an der Westküste der Vereinigten Staaten (mehr dazu im Infokasten). Gemeinsam mit Oliver Rohrbeck und Jens Wawrczeck bildet er schon seit fast 50 Jahren das Trio, das Rätsel löst und Verbrecher aufspürt. Wie ist es, bereits seit fast 50 Jahren in einer Hörspielserie zu sprechen? Welche Folge hätte man sich sparen können? Welche Gefahr geht von Künstlicher Intelligenz für die Synchronbranche aus? Und wann ist für ihn ein Ende der "Drei ???" gekommen? t-online hat mit Andreas Fröhlich angerufen und alles gefragt, was "Drei ???"-Fans wissen sollten. t-online: Herr Fröhlich, im Oktober ist die Spezialfolge "Das Dorf der Teufel" der "Drei ???" erschienen. Zuvor gab es 235 reguläre Folgen. Wie lange werden Sie Bob Andrews, den dritten Detektiv, zuständig "für Recherchen und Archiv", noch sprechen? Andreas Fröhlich: Das kann ich nicht beurteilen. Wir wissen nicht, wie lange wir noch aufnehmen. Solange es gute Geschichten gibt und wir bei Stimme sind, machen wir weiter. Es gibt kein festes Datum und keine "allerletzte Folge", die schon in der Schublade liegt. Seit Anfang an ist Heikedine Körting Produzentin des Hörspiels. In diesem Jahr ist sie 80 Jahre alt geworden, denkt noch nicht ans Aufhören. Ihr Detektivkollege Jens Wawrczeck, "Peter Shaw", meinte einmal, wenn Körting aufhört, gäbe es die "Drei ???" nicht mehr. Heikedine ist in guter Verfassung; Sie ist sehr vital, geistig fit und immer noch ein Wirbelwind – erstaunlich, wie jugendlich sie mit 80 Jahren wirkt. Über das Ende der "Drei ???" mache ich mir daher noch keine Gedanken. Besuch bei Heikedine Körting: So prägte sie Generationen mit den "Drei ???" Sie nannten sie gerade beim Vornamen. Sie erzählte mal, die "Drei ???" würden sie eigentlich siezen. Wir haben sie jahrelang gesiezt. Vor vielen Jahren bot sie uns das Du an; wir haben es versucht, das klappte aber nicht so richtig. Durch den "Bobcast" sind Heikedine und ich uns jedoch noch viel näher gekommen und wir haben es erneut mit dem Du probiert. Seitdem duze ich sie, aber gelegentlich rutscht mir noch das "Sie" raus. Die Frage nach der Lieblingsfolge kriegen Sie ständig. Uns interessiert: Bei welcher Folge dachten Sie eher "Naja, musste das jetzt sein?" Es gab Folgen, die ich nicht so toll fand. Doch die Frage nach der Lieblingsfolge beantworte ich lieber. Dann gerne zuerst die. Lange war "Nacht in Angst" meine Lieblingsfolge. Durch den Bobcast höre ich viele alte Folgen teils seit Langem wieder zum ersten Mal und entdecke Neues. "Geisterstadt" hat mich zum Beispiel begeistert – eine tolle Winter-Folge von Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer, die nur im Schnee spielt. Auch die neuere Folge "Die Drei ??? und das Fantasmofon" mochte ich sehr wegen der Sounds und des Settings. Einen ewigen Favoriten habe ich nicht. Das wechselt, auch weil immer neue Folgen entstehen. Jetzt interessiert uns dennoch die Folge, auf die man hätte verzichten können. "Der Todesflug" ist ja zum Beispiel eine sehr abstruse Folge. Immerhin wird hier Bob Andrews kurz ins Weltall geschickt. "Todesflug" ist so schrottig, dass die Geschichte schon wieder gut ist. Sportfolgen, vor allem mit Fußball, gehören nicht zu meinen Favoriten – wenn Fußball im Vordergrund steht. Es kann aber gut funktionieren, wenn Fußball nur die Kulisse ist und die Geschichte trotzdem trägt. Eine Folge, die ich richtig grauenvoll finde, kann ich aber nicht nennen. Bei manchen Folgen gibt es bei genauerem Hinhören Logikfehler, etwa bei "Panik im Park", in der aggressive Hunde die Besucher des städtischen Parks attackieren. Ärgert Sie das? Nein. Die Hörspiele basieren auf Büchern. Für eine Hörspielfolge ist die Zeit begrenzt; nicht alles passt hinein, was die Logik so lückenlos macht wie im Buch. Wichtig sind Spannung und Atmosphäre. Wer die vollständige Logik möchte, kann das Buch lesen. Lesen Sie zur Vorbereitung die Buchvorlagen? Dafür habe ich keine Zeit. Ich bekomme das Manuskript und arbeite es durch. Ich verlasse mich darauf, dass redaktionell gut vorbereitet wurde. Fehler wie vertauschte Namen fallen auf und werden korrigiert. Im Zuge des "Bobcasts" habe ich mich intensiver auch mit den Buchvorlagen beschäftigt. Wie kam die Idee zum Bobcast? Ich fand es spannend, die Anfänge der "Drei ???" im Hinblick auf unsere Sprecherarbeit zu beleuchten. Während der Corona-Zeit habe ich alte Original-Manuskripte gefunden und sie mit den Hörspielen verglichen. Es war unglaublich interessant, zu lesen und zu hören, wie die Folgen damals entstanden sind – inklusive Fehlern, Versprechern und Improvisationen. Sie gehen erneut mit dem "Bobcast" auf große Deutschlandtour. Warum sollten Fans kommen – außer, um Sie live zu sehen? Weil wir Einblicke "von innen" geben. Zusammen mit Kai Schwind ist das ein Deep Dive in die Welt der "Drei ???" und die jeweilige Folge. Wir zeigen Videos, präsentieren Einspieler und beziehen das Publikum interaktiv mit ein. Außerdem können Fragen gestellt werden. Es gibt haufenweise Geschichten hinter den Geschichten der "Drei ???". Unsere letzten beiden "Bobcast"-Touren waren ein voller Erfolg, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Wie groß ist das Interesse Ihrer beiden Kollegen am "Bobcast"? Wir hatten beide mehrfach zu Gast – Olli und Jens. Sie finden den "Bobcast" großartig und verfolgen ihn mit Freude. Wenn wir uns treffen, heißt es oft: "Das wusste ich gar nicht mehr". Wir sprechen unsere Rollen jetzt seit fast 50 Jahren. Je mehr man sich mit der Historie der Hörspiele befasst, desto mehr Bilder und Erinnerungen tauchen auf. Wie ist Ihr privates Verhältnis zu den beiden? Sehr eng. In Hamburg treffe ich Jens auch außerhalb des Studios. Olli wohnt wie ich in Berlin-Charlottenburg; wir laufen uns oft über den Weg. Ich kenne Olli seit 1972; Jens seit den ersten "Drei ???"-Aufnahmen Ende der 70er. Die beiden anderen Fragezeichen sind wie Brüder für mich. Wir sehen uns nicht täglich, aber die Verbundenheit ist sehr groß. Unter Brüdern gibt es bisweilen auch Streit. Wann kam es zwischen Ihnen zum Streit? Da muss ich nachdenken. Lassen Sie sich die Zeit. Nein, mir fällt wirklich keine Situation ein. Durch den professionellen Rahmen gibt es wenig Reibungspunkte. Über die "Drei ???" sind wir uns fast immer einig. Obwohl wir sonst sehr unterschiedlich sind. Sie sind vor allem durch Ihre Stimme bekannt. Wie oft werden Sie auf der Straße erkannt? Früher nie, seit den Liveshows, Anfang der 2000er-Jahre, immer häufiger – auch wegen Social Media, obwohl ich mich da komplett raushalte, ich poste nie etwas. Sie sprechen Bob Andrews seit Ihrer Kindheit. Wie war das in der Schulzeit? Ich bin Jahrgang 1965, die ersten Hörerinnen waren eher Jahrgang 68, also im Alter meiner Schwester. In meiner und Olivers Klasse hörte das niemand. Später wussten Jüngere am Gymnasium, dass Justus und Bob auf ihre Schule gehen. Ein großes Thema war es aber nicht. Nein? Nein, wir sind zwar oft nach Hamburg geflogen. Als Minderjährige durften wir nicht mit dem Zug von Westberlin durch die "Zone". In Berlin bin ich nach der Schule oft direkt ins Synchronstudio gefahren – das fiel höchstens auf, weil ich dann ins Taxi stieg. Prahlen lag mir nun wirklich nicht, und es gab viele andere Kinder von Schauspielerinnen und Sprecherinnen an unserer Schule. Gab es einen Moment, in dem Ihnen klar wurde: Das ist wirklich groß? Erst mit den Liveshows. Wir dachten anfangs an Lesungen in Buchhandlungen mit 100 Leuten. Dann wurde klar: Es kommen viel, viel mehr. Kinosäle reichten schon nicht mehr aus. Da begriffen wir, wie wichtig das vielen ist. Das hat uns erstaunt. Ich kann die "Drei ???" nicht hören wie die Fans – ich sehe beim Hören drei Jungs im Studio. Aber das macht nichts. Sind Sie traurig darüber? Nein. Ich bin die Stimme von Bob Andrews – das ist ein großes Geschenk. Ohne die Fans gäbe es uns nicht. Viele erzählen mir, wie sehr ihnen die "Drei ???" in Krisen oder in schweren Zeiten geholfen haben. Das rührt mich. Hörspiele hatten auch schon einige Krisen, Anfang der Neunziger sah es etwa sehr schlecht aus. Wie haben Sie das erlebt? Über Verkaufszahlen waren wir nicht informiert. Aber sicherlich: Vor dem Streaming gab es viele Raubkopien; dazu kam der Gameboyknick. Das Hörspiel kam aus der Mode, aber nur zeitweise. Zwischenzeitlich gab es aber wieder einen Boom. Trotz TikTok und kurzer Aufmerksamkeitsspannen sind die "Drei ???" heute sehr erfolgreich, werden millionenfach gestreamt. Warum? Hörgewohnheiten haben sich verändert. Früher hatte man eine Kassette im Walkman; heute streamt man weltweit – sogar im australischen Outback. Das ist eine völlig neue Freiheit. Gleichzeitig hat die mediale Dauerbeschallung aber auch etwas bewirkt: Viele Menschen sehnen sich sehr bewusst nach etwas, das entschleunigt. Die "Drei ???" laufen beim Einschlafen, beim Zugfahren, beim Kochen – es ist ein beruhigendes Ritual, ein Gegenentwurf zu diesem ständigen Input in kurzen Clips. Und da sind wir wieder beim Nostalgischen: Die Stimmen altern mit den Hörerinnen und Hörern mit. Das gibt Vertrauen, Verlässlichkeit, Halt – etwas, das heute selten geworden ist. Ist das nicht auch ein großes Geschäft? Natürlich. Das muss man gar nicht romantisieren. Die "Drei ???" sind eine kommerzielle Marke. Aber das ist nichts Anrüchiges, im Gegenteil – ohne das gäbe es das Format längst nicht mehr. Und man darf nicht vergessen: Dahinter stecken Autorinnen und Autoren, Studios, Verlage, Techniker, Tourteams. Um die Reihe am Leben zu halten, braucht es Kommerzialisierung. Die Fans haben Angst vor einem Ende. Viele hören aus Nostalgie und geben es an ihre Kinder weiter. Vor älteren Folgen gibt es heute teils Disclaimer. Finden Sie das richtig? Ja. Bestimmte Begriffe, die in den 70ern oder 80ern gebräuchlich waren, sind es heute nicht mehr. Ein Hinweis schafft Bewusstsein und Austausch – Sprache verändert sich, Werte auch. Das ist in Ordnung. Gendern die "Drei ???"? Nein, die Frage stellt sich nicht. Die "Drei ???" leben in einer eigenen, nostalgischen Blase mit unscharfer Zeitlinie. Und natürlich stellt sich bei all dem auch immer die Frage, wie viel moderne Technik wir innerhalb der Hörspiele überhaupt zulassen können, ohne den Kern der Serie zu zerstören. Wie viel Technik sollte man denn zulassen? Wenn die "Drei ???" immer ein Handy dabei haben, geht die Spannung schnell flöten – ein kurzer Anruf bei der Polizei, und der Fall wäre in zwei Minuten gelöst. Dennoch tauchen inzwischen Handys oder E-Mails auf, aber sehr dosiert. Es ist eine zeitlose Parallelwelt, die zwar die Gegenwart streift, aber sich nie völlig von diesem analogen Gefühl löst. Das ist ein permanenter Balanceakt: zu viel Modernisierung – zerstört Magie; zu wenig – wirkt altbacken oder unfreiwillig komisch. Daher sind Fragen nach der Technik in den Folgen nicht banal. Die größte Herausforderung ist vielleicht gar nicht der Fall selbst, sondern die Entscheidung: Wie sehr lassen wir die reale Welt überhaupt herein? Ein Thema, das die Synchronbranche umtreibt, ist das der Künstlichen Intelligenz. Könnte Bob eines Tages KI-gesprochen werden? Das fände ich grauenvoll. KI sorgt in unserer Branche für Verunsicherung, zu Recht. Stimmen lassen sich schon heute beeindruckend imitieren – das ist technisch faszinierend, aber zugleich bedrohlich. Ich möchte mir nicht ausmalen, dass Bob eines Tages von einer Maschine gesprochen wird. Diese Figur begleitet mich seit über vier Jahrzehnten. mittlerweile bin ich ein Teil von ihr. Können Sie sich dagegen schützen? Die Entwicklung hält man nicht auf. Entscheidend sind die Rechte – und ihre Durchsetzung. Es gibt inzwischen Fälle, in denen alte Stimmen über KI wiederbelebt wurden. Ein schönes Beispiel ist die Stimme von Pumuckl. Dafür wurde die Stimme Hans Clarin KI-generiert. Meine Stimme kursiert längst auf YouTube, geklont von Fans oder Experimentierfreudigen. Man kann juristisch vorgehen, aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Abseits der "Drei ???" sagten Sie einmal, Ihre liebste Synchronrolle war Gollum – warum? Das ist eine völlig andere Arbeit: Synchronisation statt Hörspiel. Ich bin großer "Herr der Ringe"-Fan, habe für die Filme die deutsche Übersetzung und Regie gemacht und durfte Gollum selbst sprechen. Andy Serkis' Spiel war unglaublich menschlich – voller Brüche, Trauer, Boshaftigkeit und Komik zugleich. Diese Ambivalenz zu übersetzen, ohne sie zu glätten, war eine große Herausforderung – darauf bin ich durchaus stolz. Noch einmal zurück zu den "Drei ???". "Bob Andrews" agiert in manchen Folgen auf eigene Faust, separiert sich auch von den anderen zwei Detektiven. Bei "Stimmen aus dem Nichts" wird er gar hypnotisiert und betäubt, in "Rufmord" trifft er seine Peinigerin wieder. Ursprünglich war seine Figur gar nicht als richtiger Detektiv ausgelegt, mittlerweile ist er längst mehr als nur "Recherchen und Archiv". Wie sehr sind Sie eigentlich "Bob Andrews"? Eine interessante Frage, ehrlicherweise weiß ich gar nicht, ob man Bob genau charakterisieren kann – anfangs war er tatsächlich eher farblos. Aber er hat sich entwickelt. Er interessiert sich für Literatur, Film, Musik – wie ich. Heute ist er oft Mediator zwischen den beiden anderen Detektiven. Und ich mag seinen Humor sehr. Doch ob sein Witz meiner ist oder umgekehrt, kann ich schwer sagen. Ich habe keine richtige Methode, keinen Plan beim Spielen, – ich lese das Manuskript, höre innerlich, wie Bob klingen müsste, und im Moment des Sprechens entsteht er. Wenn es mir gelingt, diesen Funken auf den Hörer überspringen zu lassen, fängt Bob Andrews an zu leben. Herr Fröhlich, vielen Dank für das Gespräch!