FC Bayern überragt: Die Dampfwalze ist kaum zu bremsen – oder?
Zehn Pflichtspiele, zehn Siege. Wirkliche Gefahr gibt es bisher kaum. Der FC Bayern zaubert sich durch die Saison. Welche Rolle spielt dabei die Klub-WM? Dino Toppmöller fasste es relativ nüchtern zusammen: "Auf dem Level von Bayern München hat bislang noch überhaupt keiner mithalten können." Der Trainer von Eintracht Frankfurt wirkte nach der 0:3-Heimniederlage seiner Mannschaft am Sky-Mikrofon gar nicht mal so unzufrieden, wie man es angesichts des Ergebnisses hätte erwarten können. Doch die Bayern, die bisher alle ihre Pflichtspiele in der laufenden Saison gewonnen haben, sind aktuell einfach zu gut. Das bekam RB Leipzig am 1. Spieltag mit einer 0:6-Klatsche in München zu spüren, auch der Hamburger SV (0:5) und der SV Werder Bremen (0:4) haben keine guten Erinnerungen an ihr Gastspiel in der Allianz Arena. Klub-Weltmeister FC Chelsea verlor in der Champions League mit 1:3 und der VfB Stuttgart musste zuschauen, wie die Bayern den Supercup in ihrem Stadion feiern durften. Der Faktor Klub-WM Bisher sind die Bayern nicht zu stoppen. Wie eine Dampfwalze machen sie einen Gegner nach dem anderen platt. Und auch vor dem Bundesliga-Topspiel nach der Länderspielpause gegen Borussia Dortmund wagt es wahrscheinlich kaum jemand, auf den BVB zu setzen. Schließlich hat der schon gegen St. Pauli und Leipzig Punkte liegen lassen. Die Frage ist: Wie lange hält diese Topform an? Und vor allem: Wie sieht es beim FC Bayern im Frühling aus? Auch wenn der Rekordmeister und seine Spieler über die Jahre viele Erfahrungen mit der Mehrfachbelastung aus Bundesliga , DFB-Pokal, Champions League und Länderspielen gesammelt haben, eine Klub-WM in diesem Format gab es noch nicht. Dass die Bayern eine herausragende Frühform haben würden, damit hatten einige Beobachter gerechnet. Zwischen dem Klub-WM-Viertelfinale gegen Paris und dem Supercup gegen Stuttgart lagen nur sechs Wochen. Die kurze Urlaubspause war gut, die Fitness danach umso besser. Denn die Spieler waren noch fit, hatten nun sogar etwas Regeneration. Auch bei Borussia Dortmund ist die Lage ähnlich. Der BVB steht ungeschlagen auf Rang zwei der Bundesliga-Tabelle, hat vier Punkte in der Champions League und für seine Verhältnisse viel Ruhe dank der guten Leistungen. Doch das ist die Lage Anfang Oktober, entscheidend wird es in den Monaten März, April und Mai. Die Sorge davor, im Frühling den intensiven Juni in den USA zu spüren, ist da. Der FC Bayern spielt ohnehin mit dem Feuer aufgrund des kleinen Kaders. Jeder Ausfall tut umso mehr weh, weil er eine höhere Belastung für die übrigen Spieler hat. Deshalb versucht Trainer Vincent Kompany hier und da Pausen einzubauen, wenn er sie geben kann. Gegen Hoffenheim vor zwei Wochen erwischte es Upamecano, Olise und Gnabry. Gegen Bremen und Pafos zuletzt fand sich der eigentlich immer spielende Joshua Kimmich auf der Bank wieder. "Ich bin jemand, der gerne alle drei Tage auf dem Platz steht", erklärte Kimmich nach dem Spiel in Frankfurt in der Mixed Zone, zeigte aber auch Verständnis für die Entscheidung des Trainers. "Alles im Sinne der Mannschaft. Es macht echt Spaß", betonte der Mittelfeldstratege. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, nahezu alle Spieler bekommen Einsätze. Unzufriedene Stars finden sich auf der Bank momentan keine. Zudem kommen mit Jamal Musiala , Alphonso Davies , Josip Stanišić und Hiroki Itō noch verletzte Spieler wieder, die spätestens Ende des Kalenderjahres Entlastung bringen sollen. Die Option, im Winter auf dem Transfermarkt zuzuschlagen, gibt es auch. Die wahren Herausforderungen stehen noch bevor Die ersten Wochen der Saison haben gezeigt, dass der FC Bayern in der Lage ist, auch mit schmalem Kader auf höchstem Niveau zu agieren. Doch die wahren Herausforderungen stehen noch bevor. Im Frühjahr wird sich zeigen, ob die Mischung aus Belastungssteuerung, Teamgeist und individueller Klasse ausreicht, um auf allen Wettbewerbsbühnen erfolgreich zu bleiben. Die entscheidenden Spiele kommen erst – und mit ihnen die Antwort auf die Frage, ob diese Bayern-Mannschaft auch dann noch so unaufhaltsam wirkt wie jetzt.