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Сентябрь
2025

Wiedervereinigung: Diese Lohnlücke klafft zwischen Ost und West

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Westdeutsche verdienen mehr als ihre Kollegen im Osten des Landes. Das zeigt eine Studie der Böckler-Stiftung. Doch es gibt auch einen positiven Trend. Eigentlich heißt der 3. Oktober ja Tag der Deutschen Einheit. Doch eine Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West liegt noch in weiter Ferne. So klafft auch rund 35 Jahre nach dem Fall der Mauer bei den Löhnen eine beträchtliche Lücke zwischen beiden Landesteilen, wie eine am Dienstag vorgelegte Auswertung des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Demnach verdienten Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland 2024 durchschnittlich 4.810 Euro brutto im Monat. Im Osten waren es monatlich nur 3.973 Euro. Das macht einen Unterschied von 17,4 Prozent. "In Deutschland gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen, bleibt eine wichtige Aufgabe", so das Fazit von Bettina Kohlrausch, Wissenschaftliche Direktorin des WSI. Innere Einheit: Studie – Ostdeutsche betonen das Trennende Statistik: Was Zahlen über Ost und West verraten Bereits im Vorjahr hatte die Böckler-Stiftung auf erhebliche Unterschiede bei der Einkommensverteilung zwischen Ost und West hingewiesen. Demnach leben von "den dauerhaft Einkommensreichen in der Bundesrepublik" 95 Prozent in West- und nur fünf Prozent in Ostdeutschland, heißt es in der Studie "Die ökonomische und soziale Situation Ostdeutschlands". Die Autoren verweisen auch auf mögliche politische Unterschiede des ökonomischen Gefälles. "Abstiegsängste sind in Deutschland bis weit in die Mitte der Gesellschaft verbreitet. Rechtspopulisten machen sich dies zunutze, was sich an deutlich höheren Umfrage- und Wahlergebnissen für die AfD ablesen lässt", heißt es in der Böckler-Studie. Fortschritte durch Mindestlohn Doch registrieren die Forscher auch Fortschritte. So ist die Lohnlücke zwischen West und Ost seit 2014 um 7,0 Prozentpunkte kleiner geworden. In den Jahren zwischen 1999 und 2014 schrumpfte die Lücke nur um 1,6 Punkte. Die Forscher führen für den Trend nach 2014 vor allem eine sozialpolitische Maßnahme an: den Mindestlohn. "Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern haben vom Mindestlohn überdurchschnittlich häufig profitiert – und zwar einfach, weil sich hier in den Jahren nach der Wende ein besonders großer Niedriglohnsektor ausgebreitet hatte", erklärte WSI-Experte Malte Lübker. Die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober 2022 habe die Lohnentwicklung in Ostdeutschland noch einmal zusätzlich unterstützt. Zulasten der ostdeutschen Beschäftigten wirkt jedoch, dass die Tarifbindung nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Osten mit 41,7 Prozent deutlich unterhalb des Wertes für den Westen (50,0 Prozent) liegt. Gleichzeitig unterbieten laut WSI viele tariflose Arbeitgeber im Osten die Tarifstandards besonders deutlich. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zieht aus der Studie auch einen politischen Schluss. Er sieht in Tarifverträgen den Schlüssel für eine schnellere Angleichung der Löhne zwischen Ost- und Westdeutschland. "Mit Tarifvertrag gelingt die Einheit besser – das zeigen die Daten eindrucksvoll. Die Ost-West-Angleichung ist bei den tariflichen Löhnen mit 98,5 Prozent so gut wie geschafft", sagte Daniela Kolbe, DGB-Vizechefin in Sachsen und Thüringen.