Rotes Kreuz warnt: Deutschland auf Krieg nicht ausreichend vorbereitet
Laut dem Roten Kreuz ist der Zivilschutz in Deutschland nur mangelhaft ausgebaut. Es müssten Milliarden investiert werden, um die Bevölkerung im Ernstfall zu schützen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat erhebliche Defizite im deutschen Zivilschutz bemängelt und vor einer unzureichenden Vorbereitung auf Krisen- oder Kriegsfälle gewarnt. Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sieht DRK-Generalsekretär Christian Reuter besonders große Lücken bei der Unterbringung, medizinischen Versorgung und Ausbildung von Helfern. Reuter erklärte, die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene "Zeitenwende" habe sich nicht im Bevölkerungsschutz niedergeschlagen. Derzeit fehlten Notunterkünfte für bis zu 1,7 Millionen Menschen sowie ausreichend geschultes Personal im Katastrophenschutz. Auch die Kapazitäten in Krankenhäusern seien nicht auf einen Verteidigungsfall ausgerichtet, und die Abhängigkeit von Asien bei der Antibiotikaversorgung berge ein Risiko. DRK fordert 2,5 Milliardenen im Jahr Das DRK fordert daher kurzfristig 20 Milliarden Euro aus dem geplanten 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur. In einem politischen Ergebnispapier sei festgehalten, dass der Zivil- und Bevölkerungsschutz gestärkt werden müsse, bislang seien jedoch kaum Mittel geflossen. Reuter hält die zusätzlichen Investitionen für "längst überfällig" und fordert eine deutliche Aufstockung der regulären Haushaltsmittel des Innenministeriums, die derzeit bei jährlich 500 bis 600 Millionen Euro liegen. Nötig seien stattdessen etwa 2,5 Milliarden Euro. Um den Schutz der Bevölkerung zu verbessern, investiert das DRK derzeit aus eigenen Mitteln in ein modernes Bevölkerungsschutzzentrum in Luckenwalde . Dort entsteht ein sogenanntes "Mobiles Betreuungsmodul", das im Ernstfall bis zu 5.000 Menschen autark versorgen kann. Eigentlich sollten bundesweit zehn solcher Module eingerichtet werden, doch der Bund habe bislang nur eines vollständig finanziert. Reuter kritisierte dies als "Tropfen auf den heißen Stein". Gesundheitssystem auf Krieg nicht vorbereitet Ein weiteres Problem sieht das DRK im Gesundheitswesen, das schon jetzt unter Schließungen von Krankenhäusern und Personalmangel leide. Für einen möglichen Kriegsfall seien die Kapazitäten völlig unzureichend. Besonders wichtig sei es, die Bevölkerung besser auf Krisensituationen vorzubereiten. Haushalte sollten Vorräte anlegen, außerdem müsse es mehr Schulungen für Laienhelfer geben. Ziel sei es, dass 16 Millionen Bürger an Erste-Hilfe-Kursen mit Selbstschutzinhalten teilnehmen. Das DRK lehnt eine allgemeine Dienstpflicht ab, schlägt aber eine verstärkte Information junger Menschen über freiwillige Dienste vor. Mit besseren finanziellen Anreizen könnten pro Jahr bis zu 200.000 Freiwillige gewonnen werden. Dies koste rund drei Milliarden Euro jährlich, sei aber günstiger als eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Das DRK und der Sanitätsdienst der Bundeswehr arbeiten inzwischen enger zusammen, um sich auf potenzielle Kriegsszenarien vorzubereiten. Das DRK stellt die Blutversorgung der Streitkräfte sicher und baut einen Pool an freiwilligen zivilen Ärzten und Pflegekräften auf, die im militärischen Sanitätsdienst helfen könnten. Zudem gibt es Pläne zur Behandlung verwundeter Soldaten in DRK-Kliniken.