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Февраль
2025

Eklat: Ordnungsgeld wegen weißer Substanz im Gesicht

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Beim Gedenken an den Unternehmer Schindler greift ein jüdischer Publizist, der ihm indirekt sein Leben verdankt, im Oktober die AfD an. Das führt zu einem Zwischenfall – und nun zu einem Nachspiel.

Nach einem Zwischenfall während einer früheren Gedenkstunde im hessischen Landtag zum 50. Todestag von Oskar Schindler, der Hunderte Juden vor der Ermordung in der NS-Zeit gerettet hat, hat ein AfD-Abgeordneter ein Ordnungsgeld kassiert. Johannes Marxen muss 750 Euro zahlen, wie das Parlament in Wiesbaden mitteilte. Erst am Donnerstag war auch gegen einen anderen AfD-Parlamentarier ein Ordnungsgeld verhängt worden.

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) bezeichnete es mit Blick auf Marxen als ihre "Aufgabe, die Würde unseres Parlaments zu wahren. Ein derart respektloses Verhalten während einer Gedenkveranstaltung missbillige ich daher zutiefst." Damit bezog sich Wallmann auf Marxens Verhalten in der Schindler-Gedenkstunde am 9. Oktober 2024. 

"Geistige Brandstifter und Hetzer"

Der Publizist Michel Friedman, Sohn geretteter "Schindler-Juden", hatte damals die AfD frontal angegriffen, ohne ihren Namen zu nennen: Sie sei eine "Partei des Hasses" und stehe außerhalb der Demokratie. Er schaute die AfD-Abgeordneten an und nannte sie geistige Brandstifter und Hetzer. Schindler würde sie verachten: "Er kannte die Menschen, die die Schoah, die Gaskammer unterstützt haben." 

Der AfD-Parlamentarier Marxen schmierte sich derweil eine weiße Substanz auf seine Nase und in Teile des Gesichts in Anspielung auf Friedmans Kokainaffäre vor mehr als 20 Jahren. AfD-Fraktionschef Robert Lambrou bezeichnete dies als unangemessen: "Darüber wird in der Fraktion zu reden sein."

Oskar Schindler lebte zeitweise in Frankfurt

An der Gedenkstunde für Schindler, den US-Regisseur Steven Spielberg mit dem Film "Schindlers Liste" 1993 weltbekannt gemacht hatte, nahm auch die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher teil. Der Unternehmer Schindler hatte mit seiner Frau Emilie viele Hundert jüdische Zwangsarbeiter in seinen Fabriken vor der Ermordung in den NS-Vernichtungslagern gerettet. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zeitweise in Frankfurt am Main.

Am Donnerstag kassierte auch der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Frank Grobe, in einer Landtagsdebatte unter anderem über Abschiebeflüge mit ausreisepflichtigen Ausländern ein Ordnungsgeld von 750 Euro. Auf Nachfrage hatte er bestätigt, dass er Abgeordneten anderer Fraktionen vorgeworfen habe, an ihren Händen klebe Blut - mit Blick auf Gewalttaten von Flüchtlingen in Deutschland.

Die Veranstaltung mit Friedman im Oktober war eine Gedenkstunde außerhalb einer Plenardebatte gewesen - in diesen Fällen kann die Prüfung, ob ein Ordnungsgeld verhängt wird, deutlich länger dauern.