Bundestagswahl: Linke holt die meisten Stimmen in Berlin
Sensationserfolg für die Berliner Linke bei der Bundestagswahl: Noch nie lag die Partei am Ende auf Platz eins. Die SPD hingegen sackt – ähnlich wie im Bund – auf einen historischen Tiefstwert ab. Überraschungs-Coup für die Linke: Nach Auszählung aller Wahlgebiete kam die Partei in Berlin auf 19,9 Prozent der Zweitstimmen. Sie ist in der Hauptstadt damit fast doppelt so stark wie bei der Wahl 2021 inklusive der Teilwiederholung 2024. Gewonnen hat sie bei Bundestagswahlen in Berlin noch nie, zuletzt lag sie auf Platz vier. Während die CDU des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner mit 18,3 Prozent etwas besser abschnitt als bei der vergangenen Wahl (17,2 Prozent), aber unter dem Ergebnis der Union im Bund blieb, verloren die Grünen deutlich auf 16,8 Prozent (2021: 22 Prozent). Die AfD verbesserte sich erheblich auf 15,2 Prozent (2021: 9,4 Prozent) – und lag damit knapp vor der SPD mit 15,1 Prozent (2021: 22,2 Prozent). Bitteres Ergebnis für die SPD Für die Sozialdemokraten ist das Ergebnis besonders bitter – sie hatten die letzte Wahl noch gewonnen. Nun kommen sie nur Platz fünf und fahren das schlechteste Ergebnis bei Bundestagswahlen in Berlin seit 1990 ein. Die Bundestagswahl hat die politischen Verhältnisse im schwarz-rot regierten Berlin damit gehörig durcheinandergewirbelt. Das BSW kommt aus dem Stand auf 6,6 Prozent. Die FDP erreicht in Berlin 3,8 Prozent (2021: 8,1 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag laut Wahlleitung bei sehr guten 80,3 Prozent (2021/24: 69,5 Prozent). Von den zwölf Berliner Wahlkreisen gewann die Linke vier, CDU und Grüne je drei, AfD und SPD je einen. Laut dem neuen Wahlrecht ziehen die Sieger im Wahlkreis allerdings nicht wie bisher automatisch in den Bundestag ein. Sie bekommen nur noch dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls geht der Wahlkreis leer aus. Fest steht das erst mit der Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses durch die Bundeswahlleiterin in der Nacht. Linke gewinnt sechs Wahlkreise Mit der "Mission Silberlocke" wollten die Linken-Urgesteine Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch der Partei bei der Bundestagswahl Direktmandate holen und um ihrer Partei über die sogenannte Grundmandatsklausel den Einzug in den Bundestag zu sichern. Ramelow und Gysi schafften dies, Bartsch nicht. Allerdings gewannen Linke-Politiker in weiteren Wahlkreisen – und haben nun beste Chancen, ins Parlament einzuziehen. Der frühere Thüringer Ministerpräsident Ramelow gewann seinen Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land II. Gysi, zuletzt Außenexperte der Linke-Gruppe, verteidigte seinen Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick. Bartsch unterlag hingegen im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis (Rostock/Landkreis Rostock II) knapp der AfD-Kandidatin Steffi Burmeister. Am Ende gab die Mission der drei Altvorderen aber nicht den Ausschlag für den Einzug der Linken in den Bundestag. Einerseits übersprang sie mit laut Hochrechnungen 8,7 bis 8,8 Prozent deutlich die Fünfprozenthürde. Andererseits errang sie weitere Direktmandate. Sören Pellmann holte erneut seinen Leipziger Wahlkreis. Zudem gelang es der Partei, in Berlin drei weitere Wahlkreise zu gewinnen. Ob die Kandidaten mit den meisten Erststimmen allerdings tatsächlich ins Parlament einzieht, hängt nach dem erstmals angewendeten neuen Wahlrecht von den Zweitstimmen seiner Partei ab und entscheidet sich daher erst mit dem am Abend noch ausstehenden vorläufigen Endergebnis.