Dr. Dre: HipHop-Ikone feiert 60. Geburtstag
Dr. Dre prägte den Westcoast-HipHop und brachte Rap-Stars wie Eminem und Snoop Dog groß raus. Am 18. Februar wird er 60 Jahre alt.
Als André Romell Young, heute weltweit bekannt als Dr. Dre (60), Mitte der 1980er in seine schillernde Musik-Karriere startete, fand HipHop nahezu ausschließlich an der US-amerikanischen Ostküste statt. Dort bestimmten neben New Yorker Oldschool-Veteranen wie Curtis Blow (65) und Grandmaster Flash (67) eher partyorientierte Acts wie Run DMC, LL Cool J, Beastie Boys oder die finsteren Polit-Rapper von Public Enemy das Genre. Nicht zuletzt durch den kalifornischen Nachwuchs-Rapper Dr. Dre und seine Leute sollte sich dies jedoch schon bald schlagartig ändern.
Eine Kindheit in Compton
André Romell Young kam am 18. Februar 1965 in Compton, einem für Armut und Kriminalität berüchtigten Vorort von Los Angeles zur Welt. Nachdem die Ehe seiner Eltern recht bald in die Brüche ging, wuchs er in ständig wechselnden Wohnsitzen mit seiner alleinerziehenden Mutter auf, die offensichtlich über eine ansehnliche Sammlung von R'n'B-Schallplatten verfügte.
Dem "Guardian" berichtete Dr. Dre später über seine ersten Berührungspunkte mit der Musik: "Ich habe mir Bilder angesehen, die meine Mutter von mir hat, als ich vier Jahre alt war und am Plattenteller stand. Ich stehe da und strecke die Hände aus, um die Platten aufzulegen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich für das, was ich tue, geschaffen wurde."
Als Jugendlicher wurde André Young recht bald klar, dass er für die Schule nicht geschaffen wurde. Von Anfang an widmete er sich daher mit großer Ernsthaftigkeit der Perspektive, mit Musik der Armut und der Gewalt auf den Straßen entkommen zu können. Nachdem er als Teenager bereits auf Partys Schallplatten aufgelegt hatte, arbeitete er ab 1984 regelmäßig als DJ in dem Klub "The Eve after Dark" in Los Angeles.
Karrierestart mit der World Class Wreckin' Cru
Recht bald begann er selber Musik zu machen und schloss sich der seinerzeit äußerst populären Electro-HipHop-Formation World Class Wreckin' Cru an, die Rap mit elektronischer Musik verknüpfte und damit Pionierarbeit für die spätere Entwicklung des Westcoast-HipHop leistete. Ab dieser Zeit legte sich André Young den Künstlernamen Dr. Dre zu und posierte auf den Covern der Alben dieser ersten Band oft im weißen Kittel und mit einem Stethoskop um den Hals. Bei Auftritten trug er Lippenstift und hüllte sich in glitzernde Anzüge.
Ziemlich bald wurde Dr. Dre das Projekt zu albern, zudem war er unzufrieden mit der musikalischen Ausrichtung der Band. 1985 verließ er die World Class Wreckin' Crew wieder, jobbte als DJ für den ersten kalifornischen HipHop-Radiosender KDAY, bei dem die Rap-Ikone Ice-T (67) seinerzeit eine Sendung mit dem Titel "Mixmasters" moderierte. 1986 traf er auf seine späteren Mitstreiter Ice Cube (55) und Eazy-E (1964-1995), mit denen er eine Band gründete, die eher seinem Geschmack entsprach.
Skandal um die Niggaz With Attitude (N.W.A.)
Bereits der Name dieses neuen Projektes, N.W.A. (kurz für Niggaz with Attitude), deutete an, wohin die Reise hingehen sollte. Die Musik wurde härter, in den Texten schlug sich das harte und gefährliche Leben in den Straßen Comptons nieder. Da in den Songs Kriminalität, Waffengewalt und Drogenkonsum nicht nur beschrieben, sondern erstmals auch offen verherrlicht wurde, gelten N.W.A. heute als Pioniere des Gangsta-Raps.
Mit ihrem zweiten Album "Straight Outta Compton" gelang N.W.A. im Jahr 1989 schließlich der große Durchbruch. Für den großen Erfolg dieses Album sorgte nicht zuletzt der Skandal, den die darauf enthaltene Single "Fuck Da Police" auslöste. Der Song, der in expliziten Worten Polizeigewalt verdammte, wurde von vielen Radiosendern boykottiert, zudem bemühte sich das FBI höchstpersönlich mit einem Brief an das Plattenlabel der Band darum, den weiteren Verkauf des Albums zu unterbinden.
Allerdings ging der Schuss nach hinten los: Vor allem das Bekanntwerden des FBI-Briefes sorgte dafür, dass die Verkaufszahlen schließlich durch die Decke gingen. Für die konservative amerikanische Öffentlichkeit wurden N.W.A. schnell zum Stereotyp des gefährlichen schwarzen Amerikas.
Auf dem Weg zum Star-Produzenten
Nachdem Dr. Dre die Band 1991 verlassen hatte, gründete er zusammen mit seinem damaligen Bodyguard Suge Knight (59) sein eigenes Rap-Label Death Row Records und legte damit den Grundstein für seine weitere Laufbahn als Musikproduzent. In dieser Zeit kam es zu einer ersten Begegnung mit dem bis dahin weitgehend unbekannten Rapper Snoop Doogy Dogg (53), zudem veröffentlichte Dr. Dre 1992 sein erstes Solo-Album "The Chronic", das neue Maßstäbe im Gangsta-Rap setzte. Das Album schlug ein wie eine Bombe, verkaufte sich über drei Millionen Mal und erhielt drei Platin-Auszeichnungen.
In den anschließenden Jahren arbeitete Dre vornehmlich als Produzent für andere Rapper, zu denen neben Snoop Doggy Dogg auch Tupac Shapur (1971-1996), Nate Dogg (1969-2011o) oder auch das HipHop-Duo Tha Dogg Pound gehörten. Nach Streitigkeiten mit Suge Knight und Tupac Shapur kehrte er Death Row Records 1996 wieder den Rücken und machte mit einem neuen Label namens Aftermath Entertainment weiter. Mit diesem Label brachte Dr. Dre in den weiteren Jahren zahlreiche Talente nach oben, die heute zu den Ikonen des Gansta-Rap-Genres gehören. Neben Snoop Doggy Dogg, der sich bald nur noch Snoop Dogg nannte, gehörten zu diesen der weiße Shooting Star Eminem (52) und 50 Cent (49).
Karriere-Rückblick auf dem Walk of Fame
Im März 2024 wurde Dr. Dre, mittlerweile neunfacher Grammy-Preisträger mit einem geschätzten Vermögen von rund 500 Millionen US-Dollar, mit einem Stern auf dem legendären "Walk of Fame" in Los Angeles für sein Lebenswerk geehrt. Bei der Ehrung, zu der er seine langjährigen Weggefährten Eminem, Snoop Dogg und 50 Cent mitbrachte, sagte der Musik-Mogul: "Als ich in Compton aufgewachsen bin, hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich eines Tages hier mit einigen meiner Kindheitshelden vertreten sein würde. Ich hatte das Glück, meinen Lebensunterhalt mit genau dem zu verdienen, was ich gerne tue." Dem fügte er hinzu: "Im Laufe meiner Karriere hatte ich das Privileg, neue Talente zu finden und zu fördern und die Grenzen des HipHop sowohl inhaltlich als auch substanziell zu verschieben. Aber am meisten bin ich stolz darauf, dass ich den Sound und die Klarheit, wie wir HipHop erleben, verbessert habe. Das richtig hinzubekommen, ist eine meiner größten Errungenschaften."