Deutsche Bahn und Gewerkschaft EVG einigen sich auf Tarifvertrag
Nach tagelangen Verhandlungen: Die Gewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn haben sich auf einen neuen Tarifvertrag verständigt. Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich auf einen Tarifvertrag für rund 192.000 Beschäftigte geeinigt. Das teilte die Bahn der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Der nächste Warnstreik im Konzern kommt damit frühestens im März 2026 auf die Fahrgäste zu. Über die Details des neuen Tarifvertrags wollen Bahn und Gewerkschaft gemeinsam am Nachmittag informieren. Die Gespräche liefen seit Mittwoch. Mit dem Tarifabschluss haben beide Seiten das Ziel erreicht, noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay hatte vor Beginn dieser dritten Tarifrunde gesagt, es liege ein hartes Stück Arbeit vor den Tarifparteien. Seit Mittwoch wurde im Berliner Osten verhandelt Inwieweit die Gewerkschaft nun ihre Forderungen durchsetzen konnte, blieb zunächst offen. Die EVG hatte unter anderem 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter gefordert. Ein Teil dieses Zusatzgeldes sollte in freie Tage umgewandelt werden können. Außerdem wollte die Gewerkschaft eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027. Der aktuelle Tarifvertrag zwischen Bahn und EVG gilt noch bis Ende März, deshalb wären Warnstreiks bei einem Scheitern der Verhandlungen frühestens im April möglich gewesen. Dass der neue Vertrag zwischen Bahn und EVG nun ohne einen einzigen Warnstreik steht, ist ungewöhnlich. Zuletzt hat es das nach Gewerkschaftsangaben 2016 gegeben. Nächster Warnstreik nicht vor März 2026 Nun ist der nächste Ausstand bei der Deutschen Bahn erst in gut einem Jahr möglich. Ende Februar 2026 läuft der Tarifvertrag zwischen der Bahn und der deutlich kleineren, aber streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus. Die Einigung wurde in der dritten Verhandlungsrunde erzielt. Beide Seiten hatten von Beginn an auf einen raschen Abschluss gedrungen. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn sogar auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtet unter einer unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hatte zuletzt noch einmal betont, Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn voneinander trennen zu wollen. Die EVG lehnt das strikt ab und spricht von einem "fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze". Bahn will mit Sanierung bis 2027 die Trendwende schaffen Die Bahn wiederum hat mit sich selbst genug zu tun und wollte deshalb ebenfalls möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen. Zugleich strebte sie eine lange Laufzeit an – im ersten Angebot waren es 37 Monate. Dadurch versprach sich der Konzern sich Planungssicherheit für die laufende Sanierung des Unternehmens. Mit dem Programm "S3" will die Bahn, die sowohl wirtschaftlich als auch betrieblich in der Krise steckt, bis 2027 die Trendwende schaffen. So sollen bis 2027 wieder 75 bis 80 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich fahren. Im vergangenen Jahr lag der Wert auf einem historischen Tiefstwert von 62,5 Prozent. Allerdings hatte die Bahn sich zuletzt häufig neue Pünktlichkeitsziele gesteckt - und sie regelmäßig verfehlt. Nun soll aber zugleich das marode Schienennetz in Deutschland wieder auf Vordermann gebracht werden. Bis 2030 sollen dazu 41 viel befahrene Korridore grundlegend saniert werden. Allerdings ist unklar, ob eine unionsgeführte Bundesregierung den Plan in dieser Form weiterverfolgen wird. Auch sollen die Bahn-Töchter DB Cargo und Fernverkehr in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Umgang mit der angeschlagenen Güterverkehrstochter Cargo, bei der bis 2029 rund 5.000 Stellen wegfallen sollten, war einer der Knackpunkte in den Verhandlungen.