Hochsaison für Narren: 110 Faschingsumzüge in diesem Jahr in Thüringen
Der mutmaßliche Anschlag auf eine Demonstration in München rückt den Sicherheitsaspekt bei Faschingsumzügen verschärft in den Blick. Absagen gibt es bei Thüringens Narren bislang nicht.
Die in diesem Jahr besonders lange fünfte Jahreszeit beschert den Faschingsfans in Thüringen mehr Gelegenheiten, bei Karnevalsumzügen zu feiern und zu schunkeln. Landesweit sind bislang 110 närrische Umzüge geplant, wie Christoph Matthes, Präsident des Landesverbands Thüringer Karnevalvereine (LTK), auf Anfrage sagte. In früheren Jahren seien es um die 90 gewesen. Die Karnevalssaison endet diesmal am 5. März, im vergangenen Jahr war schon Mitte Februar Schluss mit lustig.
Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf eine Gewerkschaftsdemonstration in München und dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt, als jeweils Autos in Menschenmengen fuhren, ist der Sicherheitsaspekt in den Vordergrund gerückt. Absagen von Faschingsumzügen gibt es laut LTK bislang nicht. "Unsere Umzüge verfügen über ausgearbeitete Sicherheitskonzepte, die eng mit den kommunalen Behörden abgestimmt sind – was bei vielen Demonstrationen und Kundgebungen nicht der Fall ist", erklärte der Verband. "Gerade jetzt dürfen wir uns von Terror und Angst nicht einschüchtern lassen."
Die Polizei verstärkt nach Angaben des Innenministeriums die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz größerer Menschenmengen bei größeren Veranstaltungen wie Faschingsumzügen.
Fragezeichen hinter Umzug in Erfurt
Ein Fragezeichen steht allerdings hinter dem Karnevalsumzug in Erfurt am 2. März, der wegen der hohen Sicherheitsanforderungen und damit verbundenen Kosten ohnehin bereits zu einer kleinen Version ohne Motivwagen auf einer verkürzten Route schrumpfen sollte. Eine Absage scheint nicht ausgeschlossen. "Nach München müssen wir das neu bewerten", sagte Thomas Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval (GEC), der dpa. Eine Entscheidung solle in den nächsten Tagen fallen.
Teils sehen sich Faschingsvereine auch durch die vorgezogene Bundestagswahl vor organisatorische Herausforderungen gestellt. So habe der eigentlich für den 23. Februar geplante Umzug in Ohrdruf mit bis zu 2.000 Aktiven um eine Woche vorverlegt werden müssen, sagte Matthes. Anderenorts würden die von den Narren genutzten Säle als Wahllokale benötigt, weswegen Veranstaltungen wie Kinder- oder Rentnerfasching teils verschoben werden müssten. Dies sei aber meistens kein Problem.
Inhaltlich wiederum biete die Wahl reichlich Stoff für Büttenreden und Gesangstexte, so Matthes. "Das waren ja Steilvorlagen, was die Ampel angestellt hat. Das kann sich kein Narr ausdenken."