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Mitgliederentwicklung: Fast alle Parteien erfahren Zulauf nach Merz-Flirt mit AfD

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Seit dem ersten mehrheitlich mit Hilfe der AfD gefassten Bundestagsbeschluss ist die Aufregung groß. Die in der Bürgerschaft vertretenen Parteien verzeichnen seither Zuwächse - mit einer Ausnahme.

Die historische Bundestagswoche, in der ein Entschließungsantrag zur Migrationspolitik mit Hilfe der AfD beschlossen wurde, hat bei den meisten Parteien in der Hamburger Bürgerschaft zu Neueintritten geführt. Der Platzhirsch SPD verzeichnet seit dem Mittwoch vor einer Woche Mitgliedsersuchen im hohen zweistelligen Bereich, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Da die Gründe nicht abgefragt werden, lässt sich nur vermuten, dass das mit dieser in der Tat historischen Bundestagswoche zusammenhängt." 

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hatte in der vergangenen Woche seine Vorschläge zur Verschärfung der Migrationspolitik und einen Gesetzesentwurf im Deutschen Bundestag eingebracht, obwohl er wusste, dass eine Mehrheit nur mit Hilfe der AfD wahrscheinlich war. Erstmals in der Geschichte wurde der Entschließungsantrag mit den Stimmen der AfD angenommen. Der Gesetzentwurf scheiterte jedoch. Merz hatte zuvor mehrfach betont, er schließe eine Zusammenarbeit mit der AfD aus.

SPD hat jetzt fast 10.400 Mitglieder

Der Hamburger SPD-Sprecher sagte, über Parteiaustritte könne er nichts sagen, da diese in der Datenbank nicht sofort erfasst würden. "Ich habe aber keine Anhaltspunkte über ein außergewöhnliches Austrittsgeschehen", sagte der Sprecher. Anfang des Jahres habe die SPD Hamburg 10.377 Mitglieder gehabt.

Bei den Grünen - seit 2015 Koalitionspartner der SPD unter Bürgermeister Peter Tschentscher - läuft es offensichtlich auch gut. Seit Jahresbeginn sei die Zahl der Mitglieder um fast 450 auf 6.050 gestiegen, sagte eine Parteisprecherin. "Zusätzlich gibt es aktuell 370 Mitgliedsanträge, also Anträge von Mitgliedern, die noch nicht aufgenommen wurden." Zur historischen Bundestagswoche könne sie jedoch keine belastbaren Aussagen treffen.

CDU verzeichnet Neumitglieder und wenige Austritte

Die CDU - sie musste nach Merz' Vorstoß viel Kritik einstecken, selbst Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) monierte das Vorgehen - findet zumindest in Hamburg Rückhalt. Nach Angaben eines Parteisprechers verzeichnete die CDU seit der vergangenen Woche 40 Neueintritte und fünf Austritte. Insgesamt habe die Partei in der Hansestadt mehr als 6.000 Mitglieder.

Große Freude herrscht bei den Linken. Bereits seit der Trennung von Sahra Wagenknecht gebe es täglich durchschnittlich rund 30 Neueintritte, sagte ein Sprecher. Und: "seit der vergangenen Woche und den Bundestags-Debatten sind die Zahlen nochmal völlig anders: 80-100 Eintritte pro Tag allein in Hamburg". Damit habe sich die Zahl der Mitglieder innerhalb von gut einem Jahr von 1.600 auf bald 3.200 verdoppelt. 

FDP verliert mehr Mitglieder, als neue hinzukommen

Die FDP - sie hat dem Entschließungsantrag der Union im Bundestag zusammen mit der AfD zu einer Mehrheit verholfen - muss dagegen Federn lassen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, seit dem Beschluss habe es 16 Austritte und 7 Eintritte gegeben. Insgesamt habe der Landesverband Hamburg nun 1.949 Mitglieder. Die FDP ist derzeit mit nur einem Abgeordneten in der Bürgerschaft vertreten.

Ein AfD-Sprecher sprach von einem positiven Trend: "Wir haben gegenwärtig etwa 530 Mitglieder und weit über 100 offene Mitgliedsanträge." Da die Aufnahmeverfahren streng und zeitintensiv seien, ließen sich kaum Rückschlüsse auf aktuelle Ereignisse ziehen. Hamburg wählt am 2. März eine neue Bürgerschaft - eine Woche nach der Bundestagswahl. Bisherigen Umfragen zufolge könnten SPD und Grüne bequem weiterregieren.