ru24.pro
World News in German
Февраль
2025
1 2 3 4 5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28

Trump droht Deutschland mit Zöllen auf EU-Importe

0
Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt verhängt Donald Trump Zölle gegen Mexiko, Kanada und China. Europäische Staaten könnten als Nächstes dran sein. US-Präsident Donald Trump hat weitreichende Zölle auf Importe aus China , Kanada und Mexiko veranlasst. Während die beiden Nachbarstaaten Kanada und Mexiko kurz vor Eintreten der Zölle einen einmonatigen Aufschub erhielten, treten die Abgaben für China sofort in Kraft. Die Zölle betragen 10 Prozent für chinesische Einfuhren sowie 25 Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko. Als Nächstes könnte Trump gegen die Europäische Union und damit auch Deutschland vorgehen. Das hatte er im Wahlkampf ums Weiße Haus bereits angekündigt. Noch herrscht jedoch Unklarheit, ob und wann es tatsächlich dazu kommt. In der für die EU-Handelspolitik zuständigen Europäischen Kommission glaubt jedoch kaum noch jemand, dass die EU ungeschoren davonkommt. Zumal Trump am Wochenende zum Thema Zölle sagte: "Das wird definitiv für die Europäische Union passieren." Trumps Kampf gegen das Defizit Wie Deutschland und die EU auf Trumps Zollpolitik reagieren sollten, schätzt Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) ein. "Der Zollkonflikt zeigt, dass er es ernst meint und seine Drohungen wahrmacht", sagt Matthes zu t-online. Dabei sei jedoch nicht ganz klar, was die eigentliche Motivation der Zölle sei. Denn ursprünglich hatte Trump wirtschaftliche Gründe für die Zölle herangezogen. Ihn störe das Handelsbilanzdefizit der USA mit anderen Ländern, sagte er immer wieder. "Die USA haben ein riesiges Defizit im Warenhandel", erklärt Matthes. Das hängt auch damit zusammen, dass die USA ein Nettokapitalimporteur sind – also mehr Geld aus dem Ausland bekommen, als sie dort hinschicken. "Die USA gelten als sicherer Hafen für Kapital und Anleger", meint Matthes. Die hohen Kapitalzuflüsse ermöglichen es den USA, mehr zu importieren als zu exportieren. Das stärkt zudem den Dollar und macht US-Produkte im Ausland teurer und weniger wettbewerbsfähig. Solange die USA per Saldo Kapital anziehen, "wird das auch so bleiben mit dem Defizit im Handel, das ist ein makroökonomisches Gesetz", erklärt Matthes. Drogen und Migration Im Falle der Nachbarstaaten hat der US-Präsident nun aus anderen Gründen vorerst eingelenkt. Mexiko und Kanada verkündeten im Gegenzug für die zeitweise Aussetzung der Zölle ein Entgegenkommen in der Sicherheitspolitik. Mexiko wird 10.000 Nationalgardisten an die US-Grenze entsenden, um den Drogenschmuggel und die illegale Migration einzudämmen. Besonders die Einfuhr der Droge Fentanyl soll dadurch gestoppt werden. Auch Kanada hat angekündigt, Grenzkontrollen zu verschärfen. Dafür verschiebt Trump die Umsetzung seiner Zölle um einen Monat. Atempause im Zollstreit : Warum Kanada und Mexiko plötzlich nachgeben "Das kriegen die Verbraucher voll ab" : So teuer wäre ein Handelskrieg für Deutschland Geht es der US-Regierung mit ihrer Zollpolitik also vielleicht gar nicht um das Handelsdefizit? "Für Trump gelten Zölle als Verhandlungsmasse", erklärt Matthes. Das Beispiel der beiden Nachbarn zeige zudem, "dass es bei Drogenschmuggel und illegaler Migration eine gewisse Verhandlungsbereitschaft gibt", meint der Experte. Europas Optionen Nun stellt sich die Frage, wie die Europäische Union Trump in einem Zollkonflikt erweichen könnte. "Die EU könnte mehr Waren aus den USA kaufen. Da kommen etwa Öl, Gas, Waffensysteme oder auch Produkte aus dem Agrarbereich wie Soja infrage", sagt Matthes. Diesen Schritt hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits ins Gespräch gebracht. Dabei rechnet sie mit "harten Verhandlungen", sagte sie in einer Rede vor EU-Botschaftern in Brüssel . Doch selbst wenn sich Trump darauf einlassen würde, wäre das mit großen Hürden verbunden. Die Politik müsste Mittel finden, damit der Markt das auch umsetzt. Anders als in einer gelenkten Staatswirtschaft wie etwa in China "können wir hier nicht auf einen Knopf drücken und dann passiert das einfach", erklärt Matthes. So könnte die Politik zwar anbieten, mehr amerikanisches Flüssiggas abzunehmen, doch kaufen müssten es dann immer noch privatwirtschaftliche Gasimporteure. Ein anderer Weg könnte dabei für Trump erfolgversprechender sein. "Wenn es dem Präsidenten gelingt, mehr Öl und Gas zu fördern, dann sinkt der Preis und die US-Produkte würden auf dem Markt attraktiver werden", erklärt er. Zuckerbrot und Peitsche Die EU könnte Trump darüber hinaus anbieten, Maßnahmen zu ergreifen, die den heimischen Konsum ankurbeln. Durch staatliche Investitionen oder Steuersenkungen könnten Verbraucher angestoßen werden, mehr Produkte aus den USA kaufen. Ob aber wirklich die USA profitieren würden, sei unklar. Außerdem "würde das ganz tief in unsere Wirtschaftspolitik eingreifen", sagt der Ökonom. Sollte sich Trump nicht darauf einlassen, blieben wohl nur noch harte Gegenmaßnahmen. Den Schritt ist China bereits gegangen . Das Finanzministerium in Peking erklärte, dass ab dem 10. Februar Zölle in Höhe von 15 Prozent auf US-Kohle und verflüssigtes Erdgas erhoben werden. Für Öl und landwirtschaftliche Maschinen sollen 10 Prozent gelten. Zudem hat China eine kartellrechtliche Untersuchung gegen den US-Technologiekonzern Google eingeleitet. Sollte es dazu kommen, sieht Jürgen Matthes Europa auf den Konflikt gut vorbereitet. Auf dem gestrigen EU-Gipfel hätten die Mitgliedsländer klargemacht, dass sie sich nicht spalten lassen würden. "Die Vergeltungsmaßnahmen mit der Giftliste für EU-Zölle auf US-Importe liegen schon in der Schublade", schätzt er. So könnte die EU gezielt Zölle erheben, die einflussreiche Unternehmen in republikanisch geführten Bundesstaaten treffen. "Auf die politischen Schmerzpunkte in den USA drücken", nennt Matthes das. Das könnte dabei helfen, die USA von Zöllen gegen die EU abzuschrecken. Wie die Handelsbeziehungen der Verbündeten auf beiden Seiten des Atlantiks in der Zukunft aussehen werden, ist offen. "Es kommt auf die nächsten Wochen an", sagt Matthes. Wird Trump die Zölle gegen Mexiko und Kanada doch noch erheben oder ganz davon ablassen? "Am Ende könnte das alles auch nur eine leere Drohung gewesen sein, um sich als der starke Mann zu inszenieren", sagt Matthes. "Oder er will wirklich mehr?" Wenn Trump tatsächlich versuchen sollte, das Handelsdefizit der USA auszugleichen, sind die Auswirkungen unabsehbar. So würde der Fehlbetrag durch die Zölle wohl kaum verschwinden, sondern sich eher auf andere Staaten verlagern, schätzt Matthes. Der Schaden in Europa und Deutschland wäre dann aber natürlich angerichtet.