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Musk das sein?

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Die Internet-Plattform X hat sich verändert. Wer früher auf Twitter aktiv war, weiß: Der Algorithmus sorgt für merkwürdige Empfehlungen und verändert die Sichtbarkeit von Accounts. Vor allem aber hat sich die Plattform seit der Übernahme durch Elon Musk und die Umtaufe in X in eine wahre Schlangengrube der Desinformation und Bösartigkeit verwandelt. Die politische Debatte ist vergiftet, es grassieren Rassismus und Misogynie.

Kein Umfeld für seriöse Institutionen entscheiden immer mehr seriöse Institutionen. Nicht nur haben zum Beispiel viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen X verlassen, auch Fußballvereine haben der Plattform den Rücken gekehrt, weil sie sich in diesem Umfeld nicht mehr wohlfühlen. Unter anderem der SC Freiburg und Werder Bremen sind nicht mehr bei X. Andere Vereine bieten ihren Fans zumindest eine Alternative, indem sie ihre Nachrichten nicht ausschließlich bei X und dem zunehmend ähnlich in Misskredit geratenden Meta mit seinen Plattformen Instagram und Facebook verbreiten. Inzwischen hat sich die Plattform Bluesky zur Alternative der Wahl für viele Userinnen und User, für Institutionen und Vereine entwickelt. Dort wächst und gedeiht seit einigen Monaten auch das, was man bei Twitter/X als „Borussen-Bubble“ kennt. Das heißt: Es sind immer mehr Borussenfans auch bei Bluesky und die hätten gerne Informationen von ihrem Verein auch auf diesem Kanal.

Borussia aber rührt sich nicht. Bei Bluesky monieren zunehmend Fans, sie hätten beim Verein nachgefragt und gebeten, dort Präsenz aufzubauen. Wichtig ist das vielen zum Beispiel, wenn eine Stunde vor Anpfiff die Aufstellung bekannt gegeben wird. Immer noch erfährt man das zu allererst bei Muskens X. Borussia habe auf entsprechende Nachfragen nie reagiert. Wenn Borussia aus strategischen Gründen meint, X die Treue halten zu müssen, ist das eine nachvollziehbare Entscheidung. Die Weigerung mit den Fans in den Dialog über diese Thematik zu gehen, ist allerdings bedauerlich. Exemplarisch sei eine Userin genannt, die über ein Vierteljahr auf eine Antwort wartete und schließlich verärgert ihre Mitgliedschaft kündigte. Die Kündigung zu bestätigen kostete Borussia wenige Minuten. Hätte man einfach freundlich auf eine Fanmail reagiert, hätte man jetzt ein Mitglied mehr und ein Imageproblem weniger.

Völlig unabhängig von der Frage, ob es politisch geboten ist, sich von einem mutmaßlich drogenabhängigen südafrikanischen Hitler-Imitator zu distanzieren, sollte Borussia ihre Fans ernst nehmen. Das Thema ist auf der Tagesordnung, es beschäftigt Teile der Anhängerschaft und offenbar auch Teile der Bundesliga. Social Media kann für Fußballvereine kein Randthema mehr sein, auch wenn die entscheidenden Akteure bei strukturkonservativen Vereinen wie Borussia damit auch 2025 noch fremdeln. Wer Borussias Präsenz bei X moniert, wer sich Informationen auf anderen Kanälen wünscht, der verdient zumindest Gehör und eine Antwort.