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Donald Trump nach Vereidigung in Gottesdienst: Das sagt die Bischöfin

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Am Tag nach seiner Vereidigung sitzt Donald Trump in einem Gottesdienst. Was er dort zu hören bekommt, lässt ihn erstarren. Hinterher äußert er sich eindeutig. Mit versteinertem Gesicht saß Donald Trump am Dienstagmorgen in der National Cathedral in Washington , D.C. und hörte der Predigt von Bischöfin Mariann E. Budde zu. Die Geistliche stand auf der Kanzel, wenige Meter vor ihm, und wandte sich zum Abschluss ihrer Rede noch einmal an den frisch inaugurierten Präsidenten. "Lassen Sie mich eine letzte Bitte äußern, Herr Präsident", sagte Budde, während sie Trump direkt anschaute. "Millionen Menschen haben Ihnen vertraut, und wie Sie gestern vor der ganzen Nation selbst gesagt haben, spüren Sie die Vorsehung eines liebenden Gottes. Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben. Menschen, von denen viele jetzt Angst haben. Es gibt schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in Familien von Demokraten, Republikanern und Unabhängigen, von denen einige um ihr Leben fürchten". Das sorgte beim 78-Jährigen ganz offensichtlich nicht für Begeisterung. Trumps Gesichtszüge froren ein, wie auf einem Video zu sehen ist. In der Reihe hinter ihm ist seine Nichte Lara Trump zu sehen, sie scheint entgeistert ob des Toleranzappells der Bischöfin und verzieht die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. Noch eine Reihe dahinter sitzt Trumps Sohn Donald Jr. Er wendet sich an seinen Sitznachbarn und tuschelt ihm etwas ins Ohr. Bischöfin: "Mehrheit der Einwanderer sind keine Kriminellen" Doch Budde war noch nicht fertig. Sie berichtete von den Auswirkungen, die Trumps Dekrete-Lawine auf das tägliche Leben vieler Amerikaner habe. "Und die Menschen, die unsere Ernte einbringen und unsere Bürogebäude putzen", fuhr sie fort. "Vielleicht haben sie nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft, nicht die richtigen Papiere, aber die große Mehrheit der Einwanderer sind keine Kriminellen. Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn, sie sind treue Mitglieder unserer Kirchen, Moscheen und Synagogen". Trump hatte nach seiner Vereidigung angeordnet, dass der Politik der Vereinigten Staaten fortan die Annahme zugrunde liegen solle, dass es nur zwei Geschlechter gebe: männlich und weiblich . Der Republikaner hat auch diverse Dekrete zur Eindämmung irregulärer Migration unterzeichnet. So hat er etwa das Heimatschutzministerium angewiesen, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um Migranten ohne Bleiberecht abzuschieben. Dazu zählt auch, dass die Einwanderungsbehörde ICE Betroffene künftig wieder an oder in der Nähe sogenannter sensibler Orte in Gewahrsam nehmen darf, wie in Kirchen, Schulen oder in Krankenhäusern. Dies ist den Beamten seit 2011 eigentlich untersagt. Die Regierung des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden hatte die Regelung noch ausgeweitet und die Befugnisse der Behörde weiter eingeschränkt. "Kriminelle werden sich nicht mehr in Amerikas Schulen und Kirchen verstecken können, um einer Festnahme zu entgehen", teilte das US-Heimatschutzministerium nun mit. Trumps Regierung werde den Beamten nicht "die Hände binden" und vertraue stattdessen darauf, dass diese "ihren gesunden Menschenverstand" einsetzten. Trump: "Hätte es besser machen können" Auf den gesunden Menschenverstand baute Bischöfin Budde bei ihrer Predigt offenbar auch in Anwesenheit des 47. US-Präsidenten. Deshalb forderte sie Trump auf, "Erbarmen mit denjenigen in unserer Gemeinschaft zu haben, deren Kinder befürchten, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden", und mit Migranten, die "aus Kriegsgebieten und vor Verfolgung in ihren Heimatländern fliehen". Er solle doch bitte "die Würde eines jeden Menschen achten", so die Geistliche. Gott lehre die Menschen, gegenüber Fremden barmherzig zu sein. Doch der Appell für mehr Menschlichkeit kam beim Mann im Weißen Haus nicht gut an. Als ihn ein Reporter vor der Kirche nach seinem Eindruck der Predigt befragte, antwortete Trump: "Nicht allzu spannend, oder? Ich fand, es war wirklich kein guter Gottesdienst, nein." Und zu Bischöfin Budde: "Sie hätte es viel besser machen können." Beschlüsse, Momente, Gratulationen: So lief Trumps erster Tag im Amt Wesentlich schärfer kritisierte der republikanische Senator Bernie Moreno die Predigt: "Es ist empörend, dass eine Bischöfin Präsident Trump über die Abschiebung von Illegalen belehrt. Das ist eine Beleidigung für alle, die auf ehrliche Weise in dieses Land gekommen sind". Moreno, der sich selbst einen "Außenseiter" und "Maga-Kämpfer" nennt, beschimpfte die Geistliche als "woke". Und der Gründer der rechtspopulistischen Pro-Trump-Organisation Turning Point USA , Charlie Kirk, schrieb bei X: "Sie [Bischöfin Budde] hat sich heute beschämend verhalten. Was für eine Blamage!" Ex-General: "Trump ist ein beinharter Faschist" Wer Trump kritisiert, lebt in Amerika gefährlich. Das bekamen nicht nur prominente Trump-Gegner wie die ehemalige Republikanerin Liz Cheney oder der ehemalige Generalstabschef Mark Milley zu spüren, dessen erst vor Kurzem enthülltes Porträt im Pentagon von Trump-Getreuen gleich am ersten Tag seiner Präsidentschaft wieder abgehangen wurde. Milley hatte zuvor ein kritisches Buch über seinen Ex-Chef geschrieben, indem er Trump einen "beinharten Faschisten" und "gefährlichsten Mann Amerikas" bezeichnet hatte. Der alte und neue US-Präsident hatte seinerseits auf seiner Plattform Truth Social angedeutet, dass Milley die Todesstrafe verdient habe. Seiner parteiinternen Kritikerin Cheney hatte Trump damit gedroht, sie könne für ihr Verhalten "ins Gefängnis wandern". Dass all dies nicht nur rhetorisches Säbelrasseln ist, davon ging offenbar auch der ehemalige Präsident Joe Biden aus: Er begnadigte Milley und Cheney, um sie vor der möglichen Rache Trumps zu schützen. Dass Trump es durchaus nicht nur bei markigen Worten in Richtung seiner Kritiker belässt, zeigte er am Dienstag ebenso. So ließ er seinem früheren Nationalen Sicherheitsberater John Bolton den Schutz durch den Secret Service entziehen. Bolton, der Ziel eines mutmaßlich iranischen Attentatsplans war, erklärte, er sei von Trumps Schritt "enttäuscht, aber nicht überrascht". Vor Reportern im Weißen Haus begründete Trump den Schritt damit, dass man nicht alle Menschen ihr Leben lang beschützen könne. Auch sagte er, dass er Bolton für einen "sehr dummen Menschen" halte. Er habe ihn aber "gut genutzt, denn jedes Mal, wenn die Leute mich in eine Sitzung kommen sahen und John Bolton hinter mir stand, dachten sie, er würde sie angreifen, weil er ein Kriegstreiber ist". Der 76-jährige Bolton hatte Trump nach seinem Ausscheiden aus der US-Administration scharf kritisiert.