Waffenruhe in Nahost: Erste Gaza-Geiseln zurück in Israel – Frauen wohl in guter körperlicher Verfassung
Die Anspannung war immens: Nach fast 500 Tagen sind drei israelische Geiseln frei. Nach ihrer Freilassung verwandelte sich Sorge in begeisterten Jubel.
Die ersten drei Geiseln der Hamas sind frei. Das bestätigt das israelische Militär. Im Rahmen der am Sonntag in Kraft getretenen Waffenruhe-Vereinbarung wurden drei Zivilistinnen von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben: Emily Damari, 28, Romi Gonen, 24, und Doron Steinbrecher, 31.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die drei Frauen in einem Fahrzeug in Gaza von einer großen Menge umringt wurden. Bewaffnete Hamas-Mitglieder begleiteten die Frauen und drängten die Menschen zurück. Die Geiseln stiegen aus dem Fahrzeug aus. Mehr zu den drei Frauen lesen Sie hier.
Waffenruhe in Nahost: Das sind die drei freigelassenen Geiseln 16:18
Am frühen Abend wurden die drei Frauen den israelischen Streitkräften übergeben und vom Militär zurück nach Israel gebracht. Dort sollten sie von ihren Müttern in Empfang genommen und ärztlich untersucht werden. Per Hubschrauber sollen sie schließlich in eine Klinik bei Tel Aviv überführt werden und dort weitere Angehörige treffen.
Die drei Frauen wurden beim Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 von den Terroristen verschleppt. Mehr als 15 Monate waren sie in der Gewalt der Hamas gewesen. Zumindest physisch sollen sie einem Bericht der israelischen Nachrichtenseite ynet zufolge weitgehend unversehrt sein, unter Berufung auf das IKRK.
Jubel in Israel über Freilassung der drei Geiseln
In Israel reagierten Freunde und Angehörige mit Freudenfeiern auf die Nachricht. Auf dem "Platz der Geiseln" klatschten und jubelten zahlreiche Menschen, nachdem die Freilassung der jungen Frauen bestätigt worden war. Tausende von Menschen drängten sich auf dem Platz im Zentrum von Tel Aviv.
Freunde von Emily Damari feierten ihre Freilassung nach mehr als 15 Monaten in der Gewalt der Hamas ausgelassen. Einer von ihnen nahm dabei eine Reporterin des israelischen Fernsehens auf die Schultern und tanzte, während diese weiter über die dramatischen Ereignisse berichtete.
Scholz spricht von "Tag der Freude"
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte nach der Nachricht weitere Freilassungen. "Heute ist ein Tag der Freude: Endlich sind weitere Geiseln der Hamas freigekommen und wieder mit ihren Familien vereint", schrieb Scholz auf der Plattform X. Diesem ersten Schritt müssten weitere folgen. "Alle Geiseln müssen freikommen und es muss rasch mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen."
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: "Erleichterung und Trauer liegen heute nah beieinander: Pure Erleichterung, dass Geiseln nach 471 Tagen ihren Liebsten in die Arme fallen. Aber auch Trauer über die Gewissheit, dass nicht alle das Grauen überlebt haben." Sie denke besonders an jene immer noch Verschleppten und deren Familien.
Wenn sich alle an die Vereinbarungen hielten, könne der Waffenstillstand mehr sein, als nur ein Moment des Aufatmens. Auch die Menschen in Gaza könnten erstmals seit Langem wieder ohne Angst vor Bomben durchatmen. "Noch fehlt es an allem: Nahrung, medizinische Versorgung & Notunterkünfte. Wir tun mit Partnern alles dafür, dass dringend nötige Hilfe nun wie vereinbart schnell zu ihnen gelangt", schrieb Baerbock weiter.
Gaza Krieg Bilanz in Zahlen 13.50
IKRK und IDF hatte sich bis zuletzt auf die Freilassung der ersten Geiseln vorbereitet. Die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sieht in den kommenden Wochen die Freilassung 30 weiterer Menschen vor. Insgesamt sollen sich noch mehr als 90 Geiseln in der Gewalt der Terrormiliz befinden, 34 von ihnen sollen bereits tot sein.
Im Gegenzug hatte die israelische Regierung zugesagt, fast 2000 inhaftierte Palästinenser freizulassen. Diese Details hatte Ägypten bekanntgegeben. Die Waffenruhe gilt zunächst für 42 Tage. Sie war am Sonntagmorgen mit etwa drei Stunden Verspätung in Kraft getreten.
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