Vor der Bundestagswahl: "Katapult"-Magazin druckt mehr als 500.000 Hefte mit echten AfD-Zitaten
Am 23. Februar wählt Deutschland eine neue Regierung und die AfD zählt in Umfragen zu den Favoriten. Das Magazin "Katapult" will die Partei schwächen. Eine gute Idee?
Der Wahlkampf hat begonnen und in Umfragen rangiert die AfD weit oben. Benjamin Fredrich, Gründer des Magazins "Katapult", will das ändern und die Partei mit ihren eigenen Aussagen entlarven. Deshalb hat er eine Ausgabe angekündigt, die problematische Zitate von AfD-Politikern verbreiten soll.
"Selbst erkennen ist nachhaltiger als lange Belehrungen", begründet Fredrich die Entscheidung im dazugehörigen Editorial. Dann könnten Bürger auf Basis dieser Zitate entscheiden, ob sie die Partei tatsächlich wählen oder nicht. Die Sammlung soll mindestens 544.000 Mal und je nach Spendenlage noch häufiger gedruckt werden.
"Katapult" ist ein Printmagazin aus Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern, das vor allem durch seine plakativen und einprägsamen Grafiken und Karten bekannt wurde. Nach Angaben der Redaktion erzielt das Heft eine Auflage von hunderttausend Stück pro Jahr. Es finanziert sich über Spenden, Abonnements und Buchverkäufe. Gegründet wurde es 2015 vom damaligen Studenten Benjamin Fredrich. Der im Januar 2023 unter anderem wegen Beschwerden über ausstehende Gehaltszahlungen zurückgetretene Chefredakteur gilt mit seinen zahlreichen Projektideen als ambitioniert, aber auch großspurig.
Gründer wirbt mit "echtem AfD-Wahlprogramm"
Die Idee für die Zitatesammlung sei ihm nach einem Gespräch mit einem Freund, der die AfD für harmlos hielt, gekommen, schreibt Fredrich. Mit Aussagen der Partei habe er seinen Freund vom Gegenteil überzeugen können. Deshalb sei er überzeugt, dass diese Methode auch bei anderen Menschen funktionieren könnte. Mit ihren Aussagen verrate sich die Partei selbst, "und niemand kann später sagen, er hätte von nichts gewusst". PAID Elon Musk, der Einmischer 12.14
Das Heft beinhaltet 40 menschenfeindliche Zitate und nennt diese "das echte AfD-Wahlprogramm". Finanziert wird die Aktion über Spenden: Für jeden Euro wird ein Exemplar gedruckt, verspricht der "Katapult"-Gründer. Die Zitatesammlung solle alle erreichen, die wählen dürfen. Die ersten 500.000 Exemplare seien bereits produziert.
"Katapult"-Leser wegen Aktion entsetzt
Die Idee, ein Heft mit Originalzitaten von AfD-Mitgliedern zu drucken, kommt beim Publikum von "Katapult" nicht gut an. Unter der Ankündigung der Aktion auf dem Instagramkanal des Magazins sammeln sich kritische Kommentare. Darin wird "Katapult" unter anderem vorgeworfen, die Reichweite der AfD zu steigern und die Partei so im Wahlkampf zu unterstützen. "Natürlich ist es wichtig, sichtbar zu machen, was genau von AfD Politiker*innen gesagt wird, aber nicht so. Nicht unkommentiert", schreibt etwa der Aktivist Jorinde Wiese.
Sozial- und Politikwissenschaftler glauben nicht, dass die Aktion potenzielle AfD-Wähler abschreckt. Die Aktivistin Theresia Crone merkt unter Berufung auf politikwissenschaftliche Studien an, dass "die Wiedergabe von extremen Haltungen nicht unbedingt zur Ablehnung" führen kann, sondern dazu, "dass sich Menschen damit identifizieren".AfD Abschiebetickets, 17.55
"Ihr macht kostenlose PR für die AfD. Die Leute wählen sie doch WEGEN ihrer Inhalte", kommentierte ein weiterer Follower auf Instagram. Die meisten Menschen wüssten sehr genau, wofür die AfD stehe, und würden sie gerade deshalb wählen.
Tatsächlich gab in einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov rund die Hälfte der AfD-Wähler an, von den Inhalten der Partei überzeugt zu sein. Viele andere sind laut Yougov hingegen Protestwähler, die mit ihren Stimmen für die AfD ihre Unzufriedenheit mit der deutschen Demokratie ausdrücken wollen.
"Katapult" will Aktion überdenken
Mit der Kritik konfrontiert räumte "Katapult"-Gründer Fredrich ein, dass die Redaktion "die Aktion wahrscheinlich anpassen" werde. "Wir haben die Kritik wahrgenommen und nehmen sie ernst", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Doch die Hefte sind gedruckt, die Spendenaktion läuft dem Bericht zufolge bisher ohne Unterbrechung weiter.AfD FPÖ Identitäre 19.56
In aktuellen Umfragen steht die AfD auf Platz zwei. Laut YouGov würden 30 Prozent der Befragten die Union und 21 Prozent die AfD wählen. Die SPD käme demnach auf 18 und die Grünen auf 14 Prozent der Stimmen. Mit einem Stimmanteil von sechs Prozent würde es auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ins Parlament schaffen. FDP und Linke würden dagegen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.