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Donald Trump gegen China: Eine neue Epoche beginnt

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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser, am kommenden Montag wird ein Großereignis Eilmeldungen um die Welt jagen. Donald Trump, verurteilter Straftäter und Anstifter eines gescheiterten Umsturzversuchs, wird die Hand zum Amtseid heben. Er wird der Verfassung Treue schwören, die er im Wahlkampf attackiert hat. Als Oberbefehlshaber übernimmt er das Kommando über die mächtigsten Streitkräfte der Welt. Und dann geht es los. Für Migranten hat er die "größte Deportation der Geschichte angekündigt". Im Nahen Osten werde "die Hölle ausbrechen", wenn Hamas und Israel nicht nach seiner Pfeife tanzen. Es scheint zu funktionieren. Dem Rest der Welt droht der Ellenbogenpolitiker Strafzölle in einer Höhe an, die den Handel in die Knie zwingen und die Wirtschaft rund um den Globus in die Krise stürzen würden. Ein Erdbeben kündigt sich an. Weit weg, auf der anderen Seite der Erdkugel, legt jemand, der Trump an Macht nicht nachstehen will, die Stirn in Falten. Er schiebt Schachfiguren übers Brett, plant Winkelzüge, feilt an Strategien: Chinas Präsident Xi Jinping ist am Zug. Denn Mister Trump hat ihn eingeladen: Ob er nicht seiner Amtseinführung beiwohnen wolle? Eine harmlose Geste ist das nicht. Wie nicht nur Xi Jinping inzwischen weiß, brüskiert man Trumps empfindliches Ego nicht ungestraft. Allerorten wird deshalb gelobhudelt und gebauchpinselt, was das Zeug hält: Der Nato-Generalsekretär preist "Dealmaker" Trump für seine Erpressungsversuche, mit denen er die Alliierten zu höheren Verteidigungsanstrengungen zwingen will. Frankreichs Präsident umgarnte den prunkverliebten Amerikaner mit einem Ehrenplatz bei der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame. Daheim in Trumps MAGA-Bewegung geht es noch schlimmer zu. Dort gehört die Speichelleckerei mittlerweile zu jeder ernstzunehmenden Bewerbung, egal auf welchen Posten. Die Botschaft hat zu lauten: TRUMP IST DER GRÖSSTE, TOLLSTE, BESTE! Was man auf eine Einladung von ihm besser nicht erwidert, wenn man ein gutes Verhältnis wünscht, ist die Antwort: och nö. Das ist auch dem Herrscher in Peking klar. Die heikle Einladung und die angemessene Reaktion darauf sind Teil eines größeren Reigens: ein Schritt im Eiertanz, den China im Umgang mit den USA vollführt. Bevor der Donald die Einladungskarte verschickte, hat er nämlich mit seinem Getöse von Sanktionen und Zöllen erst mal die Drohkulisse aufgebaut – und sie untermauert, indem er China-kritische Hardliner in Schlüsselpositionen gehievt hat. Weglächeln kann Xi Jinping diese angekündigte Attacke nicht. Das Reich der Mitte mag riesig und ein Schwergewicht in Industrie und Hi-Tech sein, Exportweltmeister noch dazu. Aber es knirscht im Gebälk. Der einheimische Konsum schwächelt seit der Pandemie. Das Vertrauen in die wirtschaftliche Sicherheit ist dahin, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei schockierenden 16 Prozent. Kommunen und Regionen ächzen unter ihrer Schuldenlast. Der Immobiliensektor steckt in der Dauerkrise: Leerstand und unvollendete Bauprojekte haben dem aufstrebenden Mittelstand die Aussicht auf eine komfortable Alterssicherung geraubt. Selbst die Sonnenseiten der Wirtschaftslage lassen sich nicht mehr ohne düstere Fußnoten vermelden: Der Export boomt, das ist wohl wahr – aber aus den falschen Gründen. Was im Inland wie Blei in den Regalen liegt, wird nämlich im Ausland verramscht. Zugleich sorgt die Angst vor Trumps Zorn für neue Nachfragerekorde: Wer auf Lieferanten in China angewiesen ist und alle naselang eine neue Schlagzeile über schlimme Handelshindernisse liest, geht hektisch auf Einkaufstour, bevor der Schlagbaum fällt. Diese Torschlusspanik hat auch die chinesischen Produzenten erfasst. Sie verlagern Standorte ins Ausland, um den angekündigten Horrorzöllen auf Waren aus ihrer Heimat zu entgehen. Kontrahenten wie Malaysia schauen erfreut dem Ansturm chinesischer Investoren entgegen und wollen plötzlich bei der Produktentwicklung mitreden. Logistikriesen wie DHL & Co. verlegen Chinesisch sprechendes Personal nach Vietnam, Indonesien, Brasilien und Ungarn, damit ein Muttersprachler den Hörer abhebt, wenn die umgesiedelten Produzenten containerweise ihre Pakete aufgeben. Die Flexibilität hat jedoch Grenzen: Dann nämlich, wenn Diktator Xi seine Bürokraten demonstrieren lässt, dass sie auch anders können. Der amerikanische Konzern Apple und sein taiwanesischer Zulieferer Foxconn bekommen das gerade zu spüren. Die hatten eigentlich vorgesorgt und neben riesigen Fabriken in China auch eine Alternative in Indien ausgebaut. Ganz ohne fachliche Expertise und Ausrüstung aus den Stammwerken geht es aber nicht. Seit einigen Wochen, still und leise, bleiben die Reisegenehmigungen der chinesischen Behörden aus: Personal und Material müssen erst mal zu Hause bleiben. In ähnlicher Manier – ohne großes Tamtam, aber mit großer Wirkung – haben sich Chinas Rekrutierungsregeln für den gehobenen öffentlichen Dienst geändert. Ein Universitätsabschluss im Ausland war früher begehrt und prestigeträchtig. Manche Familien gaben ihr letztes Hemd dafür, dass der Nachwuchs in Übersee studiert. Aber seit Neuestem kann man damit in Partei und Staat keine Spitzenkarriere mehr beginnen. Das geht jetzt nur noch mit einem heimischen chinesischen Abschluss. Der Wind hat sich gedreht. Man kann die neuen Zeiten auf zweierlei Weise interpretieren. Entweder signalisieren die Bosse in Peking den Amerikanern gerade subtil, was sie noch gestatten und was nicht mehr – zeigen also Stärke und Flexibilität zugleich. Oder wir sehen Anzeichen eines heiklen Drahtseilakts, bei dem der Artist in Peking auf einer ungewohnten Leine das Gleichgewicht zu finden sucht. Zu Trumps Amtseinführung können wir das Schauspiel von den Zuschauerrängen aus beobachten. Herr Xi hat seine Antwort auf die Einladung nämlich gefunden und wird historisches Neuland betreten: Nein, er kommt nicht – schickt aber auch nicht bloß seinen Botschafter wie bisher. Stattdessen wird ein zeremonieller Vizepräsident in Washington erscheinen: ein Zeichen des besonderen Respekts, noch nie dagewesen, aber doch nicht zu viel der Ehre. Team Trump ist damit dem Vernehmen nach unzufrieden und hätte sich einen mächtigeren Gesandten aus Xis engstem Umfeld gewünscht. So ringen sie also miteinander, der eitle Amerikaner und der machtbewusste Chinese. Wie viel Aufmerksamkeit verdient ein empfindliches Ego? Startet das wichtigste Verhältnis der neuen Präsidentschaft auf dem richtigen oder dem falschen Fuß? In der jetzt beginnenden Epoche populistischer Egomanen werden Sensibilität und Fingerspitzengefühl verlangt. Ganz wie im Kindergarten. Ohrenschmaus Bei China fällt mir immer dieser Song ein. Natürlich vom Meister persönlich. Kalifornischer Albtraum Seit mehr als einer Woche wüten die Feuer rund um Los Angeles, und noch immer sind sie nicht unter Kontrolle. Während die Zahl der bestätigten Todesfälle auf 24 gestiegen ist, mehr als 12.000 Gebäude zerstört oder beschädigt wurden und mehr als 100.000 Bewohner ihre Häuser verlassen mussten, fachen die Santa-Ana-Winde die Flammen aufs Neue an. Die föhnartigen Wüstenwinde, die durch die Klimakrise noch mehr Wucht entfalten, können Geschwindigkeiten von weit über 100 km/h erreichen und erschweren die Arbeit der Löschbrigaden. Erst ab morgen sollen sie abflauen. Dann wird das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Nach Einschätzung des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom könnte es allein sechs bis neun Monate dauern, die Trümmer zu beseitigen. In den kommenden Wochen sollen die Schäden zunächst fotografisch erfasst und die Bilder auf eine Webseite hochgeladen werden, damit sich Bewohner über den Zustand der Gebäude informieren können, ohne dafür in die abgesperrten Gebiete fahren zu müssen. Und welche Worte findet Donald Trump zu einer der teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes? Vor allem Lästereien über die Brandbekämpfer und die "inkompetenten Politiker" der Demokraten-Hochburg Kalifornien. Außerdem wirbt der Republikaner in seiner Partei dafür, Hilfsgelder des Bundes für die betroffenen Gebiete an eine Ausweitung der Schuldenobergrenze zu knüpfen – so kann er nämlich auch für andere Projekte mehr Steuergeld ausgeben. Sagen wir es so: Die Mehrheit der Amerikaner hat diesen Lügenbold und Spalter zwar gewählt. Verdient hat ihn das Land trotzdem nicht. Die Akte für alle Karl Lauterbach gibt sich unbeirrt. Trotz anhaltender Warnungen vor Sicherheitslücken und Datenmissbrauch beharrt der Gesundheitsminister darauf, dass die elektronische Patientenakte sicher sei. Von heute an wird die "ePA" in einer Pilotphase zunächst in 250 Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken in den Modellregionen Franken und Hamburg sowie Teilen Nordrhein-Westfalens getestet; vier Wochen später ist der bundesweite Einsatz geplant. Alles, was Sie über den digitalen Gesundheitsordner, seine Vorteile und Risiken wissen müssen, hat meine Kollegin Christiane Braunsdorf für Sie zusammengestellt. Handballer starten in die WM Seit gestern läuft die Handball-WM in Kroatien, Dänemark und Norwegen, heute steigt die deutsche Nationalmannschaft in das Turnier ein: Im ersten Vorrundenspiel gegen Polen (20.30 Uhr im Liveticker auf t-online) ist das Team von Bundestrainer Alfred Gislason klarer Favorit. Ohnehin wollen die Gewinner der olympischen Silbermedaille 2024 mindestens das Halbfinale erreichen. Weitere Rivalen in der Gruppe A sind die Schweiz und Tschechien. Lesetipps Der Graben zwischen Tech-Visionären und Nationalisten wird größer: Donald Trumps MAGA-Bewegung bekommt Risse. Unser USA-Korrespondent Bastian Brauns analysiert die Folgen. Kurz vor der Amtsübernahme spricht Donald Trump wilde Drohungen aus. Das US-Militär bereitet sich wohl schon auf außergewöhnliche Einsätze vor, berichtet mein Kollege Simon Cleven. Jetzt wird es für den deutschen Profifußball teuer: Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die Vereine Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen bezahlen müssen. Ob das gut oder schlecht ist, erklären Ihnen meine Kollegen David Digili und Christoph Schwennicke. Zum Schluss Wie man's macht, macht man's falsch. Ich wünsche Ihnen einen dicken Mantel an diesem kalten Tag. Morgen kommt der Tagesanbruch von David Schafbuch, am Freitag melde ich mich mit einem besonderen Gast bei Ihnen. Herzliche Grüße Ihr Florian Harms Chefredakteur t-online E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de Gefällt Ihnen der Tagesanbruch? Dann leiten Sie diesen Newsletter an Ihre Freunde weiter. Haben Sie diesen Newsletter von einem Freund erhalten? Hier können Sie ihn kostenlos abonnieren. Alle bisherigen Tagesanbruch-Ausgaben finden Sie hier . Alle Nachrichten von t-online lesen Sie hier . Mit Material von dpa.