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Das Naturwunder vom Niederrhein

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In der ZDF-Dokumentationsreihe Terra X präsentiert Journalist Dirk Steffens regelmäßig „Rätselhafte Phänomene“ aus der Natur. In den bisherigen Folgen wurden u. a. Geisterbäume, Monsterwellen, sprechende Pflanzen und wandernde Steine vorgestellt. Noch unerforscht ist allerdings eines der erstaunlichsten Naturwunder, das sich regelmäßig beim Aufeinandertreffen der beiden größten deutschen Traditionsklubs ereignet, die 1965 gemeinsam aufgestiegen sind. Trifft der FC Bayern aus München im einzig wahren deutschen Klassiker auf seinen Erzrivalen aus Mönchengladbach, so mutiert der sonst so dominante Rekordmeister oft zum unterlegenen Sparringspartner. Keine andere deutsche Mannschaft hat in den letzten Jahren eine derart positive Bilanz gegen die Bayern vorzuweisen wie die Fohlenelf. Daran ändern auch die zwei (unglücklichen) Niederlagen aus der Vorsaison nichts. Davor blieb Borussia gleich fünfmal in Folge ungeschlagen. Vier der letzten sechs Heimpartien gewann sie sogar – mit dem Höhepunkt des 5:0 im DFB-Pokal 2021.

Wie in jedem Jahr wird der FC Bayern auch diesen Samstag erneut als klarer Favorit in das Bundesliga-Topspiel gehen. So eindeutig wie es angesichts der Tabellenlage aussieht, dürfte es aber nicht nur aus historischer Sicht nicht werden: Die beste Auswärtsmannschaft der Liga (17 Punkte) trifft auf den Vierten der Heimtabelle (16 Punkte).  Die Spiele gegen Leverkusen, Leipzig und Dortmund haben gezeigt, dass Borussia in dieser Saison endlich wieder in der Lage ist, mit den Topteams der Liga mitzuhalten. Ein wenig Glück und Tagesform wird erforderlich sein, um auch punktemäßig etwas mitzunehmen. Aber diese Faktoren waren in den letzten Jahren meistens auf Seiten von Borussia.

Personell kann Trainer Seoane weiterhin aus dem Vollen schöpfen, sofern Franck Honorat rechtzeitig fit wird. Definitiv fehlen wird nur Nathan Ngoumou, der somit evtl. kein weiteres Spiel mehr für Borussia absolvieren wird. Bei ihm wird ebenso wie bei Tomas Cvancara über einen Winterwechsel nachgedacht. Sollte es Roland Virkus tatsächlich gelingen, diese beiden Fehleinkäufe für einen ähnlichen Preis zu verkaufen, den sie einst gekostet haben, wäre dies ein Husarenstreich, für den ihm auch von uns jede Anerkennung zuteil würde. Als neue Offensivalternative ist Jan-Niklas Beste im Gespräch, der einst bereits in Heidenheim mit Tim Kleindienst harmonierte und somit auch dessen Verbleib über den kommenden Sommer hinaus wahrscheinlicher werden lassen könnte.

Am kommenden Samstag wird Borussia aber noch mit der bewährten Hinrundenelf auflaufen. Stöger vs. Honorat, Sander vs. Reitz und Netz vs. Ullrich sind die offenen Personalfragen, die Seoane zu beantworten haben wird. Bei den Bayern ist die Ausgangssituation für Vincent Kompany undankbarer, da er gleich auf eine Handvoll Spieler verzichten muss. Musiala droht mit grippalem Effekt ebenso auszufallen wie Ito, Palinha, Boey, Stanisic sowie die Ersatztorhüter Peretz und Ullreich.

Aus diesem Grund dürfte Manuel Neuer trotz gerade erst überstandenem Rippenbruch wieder in der Startelf stehen. Aber ob es für den einstigen Welttorhüter eine so kluge Idee wäre, ausgerechnet in Mönchengladbach sein Comeback zu geben? Dort hat der 38jährige selbst in vergangenen Zeiten, als er noch über Bundesliganiveau verfügte, oft genug schlecht ausgesehen. Gleiches gilt für Dayot Upamecano, der sich geschickter angestellt und rechtzeitig zu seinem Albtraumspiel des Jahres die 5. Gelbe Karte abgeholt hat.

Wenngleich die individuelle Qualität eindeutig für die Gäste spricht, dürfen Borussias Fans von einem guten Start ins neue Jahr träumen. Die bisherige Saisonleistung – gerade im heimischen Borussia-Park – sollte ebenso wie die Erfahrungen aus den letzten Jahren genug Selbstvertrauen geben, um dem FC Bayern ebenbürtig zu begegnen. Auch der wetterbedingt suboptimale Bodenbelag könnte dem spielerisch unterlegenen Heimteam entgegenkommen. Dafür sollte die Elf von Gerardo Seoane aber nicht denselben Fehler machen wie vor einigen Wochen gegen den BVB, dem man mit allzu großem Respekt entgegentrat. Sollte es dann einmal mehr zu einem Heimsieg reichen, dürfte so langsam auch Dirk Steffens auf das rätselhafte Naturwunder vom Niederrhein aufmerksam werden.

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: „Grundsätzlich bin ich optimistisch, dass für Borussia am Samstag was zu holen ist. Allerdings hat die Fohlenelf in der Vergangenheit meist dann positiv überrascht, wenn es ihnen niemand zugetraut hat. Von daher tippe ich auf eine 1:2-Heimniederlage.“

Christian Spoo: „Das Spiel im eiskalten Borussia-Park vermag den größeren Teil der 54.000 Zuschauenden nicht zu wärmen. Borussia verliert trotz eines anfangs engagierten Auftritts mit 1:4.“

Mike Lukanz: „Jaja, gegen die Bayern gab es oft sehr gute und erfolgreiche Auftritte. Dennoch gleicht jeder Erfolg des absurd besseren Kaders der Münchener stets einem Wunder. Das bleibt daher diesmal auch aus: 1:3.“

Claus-Dieter Mayer: "Borussia ist vorhersagbarer geworden. Spiele, in denen Siege erwartet werden, werden endlich auch tatsächlich gewonnen. Dummerweise gilt das auch im negativen, d.h. Spiele, in denen Niederlagen zu befürchten sind, werden auch verloren. Daher 0:2 gegen dominante Bayern."