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Декабрь
2024

Gazastreifen: Wie Israel mit einer "KI-Fabrik" Krieg führt

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Die israelische Armee setzt im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas auch auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Unumstritten soll der Einsatz allerdings nicht sein. Das israelische Militär hat nach den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 auf eine KI-gestützte Strategie zurückgegriffen, um Ziele im Gazastreifen zu identifizieren und Angriffe zu koordinieren. Die Technologie, bekannt als "Habsora", analysiert Daten und macht Zielvorschläge, die von Menschen überprüft werden müssen, berichtet die "Washington Post". Doch der Einsatz gilt auch innerhalb des Militärs als umstritten. Wie die US-amerikanische Zeitung unter Berufung auf Insider berichtet, erstellte das israelische Militär nach den Anschlägen eine umfassende Datenbank potenzieller Ziele. Die KI-Software, auch "das Evangelium" genannt, analysierte daraufhin diese Daten, darunter abgefangene Funksprüche, und ermittelte mögliche Ziele. "Alles wurde gleich behandelt" Kritiker führen allerdings an, dass die Ergebnisse der Programme nicht ausreichend geprüft seien. Innerhalb des Militärs werde etwa nicht genau darauf eingegangen, woher die Informationen stammen, wenn sie ranghohen Entscheidern vorgelegt werden. Dadurch sei es für die Militärs schwierig, die Qualität der Informationen zu bewerten. "Alles wurde gleich behandelt", sagte ein ehemaliger hoher Beamter. "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Person, die den Bericht erstellte, den Unterschied zwischen den einzelnen Informationen kannte." Zwei ehemalige Kommandeure gaben an, die Fokussierung auf KI könnte auch dazu beigetragen haben, dass Israel unvorbereitet von den Anschlägen am 7. Oktober 2023 getroffen wurde. Die intensive Abhängigkeit von technologischen Analysen habe es Analysten erschwert, klare Warnungen an höhere Stellen weiterzugeben. Ein ehemaliger militärischer Führer beschrieb die Strategie als "KI-Fabrik", in der der Mensch zunehmend durch Maschinen ersetzt worden sei. Opferzahl erhöht? Als treibende Kraft hinter dem Einsatz von KI gilt Yossi Sariel, Leiter der Abteilung 8200, die für elektronische Aufklärung der israelischen Armee zuständig ist. Er hatte in einem Buch prognostiziert, dass KI bald 80 Prozent der auf Fremdsprachen spezialisierten Analysten ersetzen könnte. Inzwischen bemüht sich seine Abteilung jedoch, mehr arabischsprachige Analysten einzustellen, um die Lücken zu schließen, heißt es in dem Bericht. Trotz der offiziellen Darstellung, die KI helfe dabei, die Zahl ziviler Opfer zu minimieren, äußerten Experten Zweifel. Steven Feldstein, Experte beim Thinktank Carnegie Endowment, erklärte, dass der Krieg in Gaza möglicherweise die Schwelle für eine akzeptable Zahl ziviler Opfer gesenkt habe. Feldstein sieht in der Entwicklung eine grundlegende Veränderung in der Kriegsführung. Nach Angaben des von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen seien seit Beginn der Angriffe über 45.000 Menschen ums Leben gekommen, mehr als die Hälfte davon Frauen und Kinder. Die israelische Armee teilte allerdings offiziell mit, dass durch den Einsatz von KI nicht mehr Menschen gefährdet seien. "Wenn überhaupt, dann haben diese Werkzeuge den Kollateralschaden minimiert und die Genauigkeit des von Menschen geführten Prozesses erhöht."