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Radical Stories: Im Gespräch mit Andy Tanner, dem Gründer von Beach Mountain und +Alprausch

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Wir freuen uns sehr, André “Andy” Tanner, einen der prägenden Pioniere der europäischen Snowboard-Szene, zu einem Interview begrüssen zu dürfen.

Andy Tanner, ehemaliger Sims Pro-Rider, ist Gründer von Beach Mountain sowie der Lifestyle-Marke +Alprausch. Als leidenschaftlicher Snowboarder prägte er die Szene sowohl auf als auch abseits der Pisten, indem er innovative Ideen in die Snowboardkultur und Modewelt einbrachte.

In einem exklusiven Gespräch gewährt uns Andy spannende Einblicke in die Anfänge des Snowboardens, seine persönlichen Highlights und die Entwicklung der Szene über die letzten Jahrzehnte.

Freut euch auf inspirierende Geschichten und Anekdoten aus der Zeit, als Snowboarding noch ein verrücktes Abenteuer war.

Bild: Andy Tanner, Sims Pro-Rider und Gründer von Beach Mountain und +Alprausch

… Ich fühle mich heute ausserordentlich dankbar, dass ich in eine Epoche geboren wurde, wo alle diese coolen Sportarten entstanden und weiterentwickelt wurden. …

Bitte stelle dich kurz vor.

Ich heisse Andy Tanner, komme aus Zürich, bin Jahrgang 1960, also schon älteren Jahrgangs, bin Skateboarder und Snowboarder und stehe immer noch auf dem Brett… Mit Skateboarden hat alles angefangen.

1973 hatte ich mein erstes Skateboard, so ein „Plastikteil“. Dann hatte ich das Glück, 1975 nach Kalifornien reisen zu können, wo mich dann natürlich das Skateboardfieber gepackt hat. Ab Mitte der 70er Jahre entwickelte sich der weltweite Skateboom, auch in der Schweiz. Die ersten Clubs wurden gegründet und Meisterschaften durchgeführt.

Competition war nie wirklich mein Ding – eher das Freespirit-Skateboarden verschiedener Facetten. Ich fühle mich heute ausserordentlich dankbar, dass ich in eine Epoche geboren wurde, in der all diese coolen Sportarten entstanden und weiterentwickelt wurden. Wir waren jung, hatten einen unendlichen Zukunftsglauben, wollten Spass haben, uns bewegen und haben Skateboarden und in der Folge dann Snowboarden wirklich „gelebt“. Die Faszination dafür besteht immer noch.

 

Bildunterschrift: Mein erstes Snowboard – ein Stück geformtes Holz mit Stahlfinnen und in den USA bei Tom Sims bestellten „Bindungen“, gefahren mit Sorel-Schuhen. Location: Hoch-Ybrig, 1983/84.

Wie war es, in den frühen Tagen des Snowboardens dabei zu sein?

Natürlich kann man Snowboarden von früher (80er-Jahre) nicht mit heute vergleichen. Es war exotisch, wir waren nur ganz wenige und gar nicht beliebt in den Skigebieten. Mit den „Snowboards“ von damals war es nur möglich, im Tiefschnee zu boarden – keine Kanten – Finnen und Foot-Straps als Bindungen… Nur schon eine Piste zu „überqueren“ war ein Wagnis.

Snowboarden war eine echte – Revolution – auf Schnee – nicht „fahren im Schnee“, sondern „surfen im Schnee“, quer – auf einem Brett. Für mich eine Faszination, welche immer noch anhält.

Bildunterschriften:

  1. WORLDCHAMPIONSHIPS – Breckenridge, Colorado, USA 1985
    Bildunterschrift: Andy Tanner bei den Snowboard-Weltmeisterschaften in Breckenridge, Colorado, USA, 1985.
  2. FIRST DESCENT – In den Krater auf 4200 m, Mauna Kea, Big Island, Hawaii, 1984/85
    Bildunterschrift: Andy Tanner’s erste Abfahrt in den Krater des Mauna Kea auf 4200 m, Big Island, Hawaii, 1984/85.

Wie war die Geschichte von der Gründung des Beach Mountain?

Als quasi „first generation“ Snowboarders waren Jose Fernandes und ich die ersten Europäer, welche in die USA und Canada reisten, um an den Snowboard-Competitions teilzunehmen. Das war 1985 und 1986. Die Amerikaner haben das Snowboard erfunden und waren dementsprechend schon weiter in der „Bewegung“ Snowboarden.

Nach der Rückkehr aus Übersee, einem ganzen Winter „Snowboarden“ und einem Titel: Nordamerikanischer Meister, und der totalen Begeisterung dafür, habe ich mich spontan entschlossen, 1985 der Schweiz und Europas ersten Snowboard-Shop – Beach-Mountain – in Zürich zu eröffnen. An dieser Stelle sollte man auch festhalten, dass sich Snowboarden aus den Städten mit Hintergrund Skateboarden entwickelt hat und nicht aus den Berggebieten.

Damals konnte man noch nirgends Snowboards in Europa kaufen. Man musste die ersten Hersteller in den USA kontaktieren, etc. Von Anfang an bestand ein riesiges Interesse am Shop und dem neuen, revolutionären Action-Sport Snowboarden. Zur Hardware, die ich aus den USA importierte und vertrieb, kamen Bekleidung, Outerwear und im Sommer natürlich auch Skateboards dazu.

Der Beach-Mountain war in der Folge mehr als einfach ein Laden, wo man Snowboards und alles drumherum kaufen konnte – es war ein echter Treffpunkt von Interessierten, Gleichgesinnten und Faszinierten. Aus der ganzen Schweiz und auch aus dem Ausland wurde der „Beach“ ein Hot-Spot.

Wir haben damals auch Movie-Nights im Volkshaus veranstaltet mit Snowboard-, Surf- und Skate-Filmen. Das Volkshaus war dann jeweils immer total voll. Später hatte der Beach-Mountain auch immer Besuche von Snowboard-Pros aus der ganzen Welt, wo wir jeweils Meet and Greet’s organisiert haben. In der Retrospektive kann man durchaus sagen, dass der Shop Beach-Mountain in Zürich massgeblich zur Entwicklung und Verbreitung des Snowboardens in der Schweiz und Europa beigetragen hat. 

Bildunterschriften:

    1. North American Championships, Kanada, 1984/85
      Bildunterschrift: Andy Tanner bei den North American Championships in Kanada, 1984/85.
    2. Best Manouevre of Contest, North American Championships, 1985
      Bildunterschrift: Andy Tanner beim Gewinn der Auszeichnung für die “Best Manouevre of Contest” bei den North American Championships, 1985.
    3. Auf dem Gipfel des Mauna Kea, Hawaii, 1984/85
      Bildunterschrift: Andy Tanner auf dem Gipfel des Mauna Kea, Hawaii, mit dem von Tom Sims persönlich gesponserten Spezial-Team-Roundtail. Als Pro-Rider für SIMS unterwegs, 1984/85.

Wie war die Geschichte zu +Alprausch?

Mit der Entwicklung des Snowboardens und des Marktes wurde dieser „Lifestyle“ immer breiter, und die Nachfrage nach Produkten wie Bekleidung, Accessoires etc., spezifisch ausgerichtet fürs Snowboarden, stieg. Die Leute waren nun bereit – im Gegensatz zu früher, wo alles aus den USA kommen musste – sich für Produkte aus „heimischem Garten“ zu interessieren.

Die Zeit war also reif für +Alprausch, der Marke für Schneebekleidung, Streetwear und Accessoires mit einem Touch Schweiz. Entstanden von Ridern für Rider. Mit guter Qualität, dem Bezug zur Schweizer Berglandschaft und Outdoor-Lifestyle. Nachhaltig in Europa produziert, lange bevor Nachhaltigkeit das Schlagwort war. Zu meiner eigenen Überraschung ging die Marke richtig ab, und wir konnten Fans und Freunde weltweit mit unseren Kreationen beglücken.

In der Folge konnten wir sechs +Alprausch-Stores eröffnen und waren mit Händlern in 10 Ländern auf dem Markt. Nun sind bereits 23 Jahre seit der Gründung vergangen, und die Marke ist immer noch auf dem Markt – die Geschichte geht weiter.

… einmal ein „Brättlibueb – immer ein „Brättlibueb …

Bist du noch aktiv auf dem Snowboard?

Ich bin immer noch auf dem Snowboard, mit 65 Jahren und habe nicht, wie die allermeisten meiner Freunde, auf Skis gewechselt. Mein Ziel ist es, so lange wie nur möglich zu boarden. Auch auf dem Skateboard bin ich aktiv… einmal ein „Brättlibueb“ – immer ein „Brättlibueb“… life moving sideways.

Die Faszination ist die gleiche geblieben, einzig der Körper lässt langsam nicht mehr so viel zu wie früher.

Begeisterung, aktives Engagement, Herzblut und etwas Rock-n-Roll sind Attribute, welche in jeder Phase Antrieb zum Kreieren waren.

Wir betreiben seit geraumer Zeit in unserer +Alprausch-Fabrik im Kreis 3 in Zürich eine einzigartige Eventlocation. Da, wo wir seit 35 Jahren unsere Büros, Showroom, Lager etc. haben. Eine Location, in welcher man Firmenessen, Geburtstage, Präsentationen etc. veranstalten kann.

Unser neuestes Konzept ist Rocket Gran, der etwas andere Wollladen. Nicole, meine Lebenspartnerin, Prototyp-Designerin und Strick- und Häkel-Koryphäe, hat uns dafür inspiriert.

Bildunterschrift: Andy Tanner und José Fernandes, beide gesponsert für den Hooger-Booger-Katalog im Jahr 1986. Andy kannte José, eine echte Legende der Szene und einer der ersten Snowboard-Weltmeister, sehr gut.

Wie hast du die Gründung und Entwicklung von Radical erlebt?

Bei der Gründung von Radical war ich bei Mark Farner aktiv als Mitglied dabei. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie Mark und Marco Franzoni im Keller in der alten Villa an der Bellariastrasse in Zürich die ersten handmade Snowboards gebaut haben. Holz und Fiberglas, und wie Surfboards einlaminiert, Swallowtail mit Schlaufen-Bindung und Riesen-Finnen seitlich. Von da an ging es rasant weiter. Die Dia-Slides, welche wir von unseren Tiefschneerides an Weekend-Snowboard-Trips im Hoch Ybrig oder Andermatt geschossen haben, wurden an langen Abenden an der Bellariastrasse in Zürich zelebriert, was unseren Hunger nach mehr Boards und Powder weckte.

 

Wie hat die WM 1987 in St. Moritz deiner Meinung nach die weitere Entwicklung des Sports beeinflusst?

Radical war einer der massgebenden Brands in der Geschichte und Entwicklung des Snowboardens in der Schweiz. Mit unermüdlicher Begeisterung hat sich Mark Farner schon sehr früh vielschichtig für diesen neuen Sport eingesetzt.

Mit der Organisation der WM 1987 ist der „Sport“ Snowboarden dann mit viel Medienpräsenz und Coverage, mit fantastischen, dynamischen Bildern, sogar im TV beim „Normalbürger“ angekommen. Die folgenden Winter haben dann die grosse „Snowboard-Revolution“ ausgelöst.

Gibt es besondere Momente oder Anekdoten mit Mark Farner, die Du mit uns teilen möchtest?

Besondere Momente mit Mark Farner gibt es natürlich einige. Die wichtigsten sind der Aufstieg im Hoch Ybrig am Ende des Sternen-Lifts, zu Fuss durch den Tiefschnee hinauf auf die Krete, um oben angekommen das Panorama und den Hang vor uns ehrfürchtig zu bestaunen und danach die „Weglosen“ mit großen Powderturns zu geniessen. Solche Momente bleiben ein Leben lang in Erinnerung.

 

Möchtest Du zum 40-jährigen Jubiläum von Radical eine Nachricht an uns richten?

Ich gratuliere herzlich zu 40 Jahre Radical! Eine eindrückliche und ungewöhnliche Erfolgsgeschichte und ein Brand, welcher massgeblich an der „Snowboard-Revolution“ mitgewirkt hat und dies weiterhin tut.

Herzlichen Dank für das Interview Andy!

Bild: André Tanner – auch heute noch ein kreativer und vielseitiger Macher.

Radical Legends: Unsere Geschichte, erzählt von denen, die sie geprägt haben

Zum 40-jährigen Jubiläum haben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit begeben und einige ausgewählte Radical Legenden aus unserer bewegten Geschichte aufgesucht.

Mit grosser Freude laden wir euch ein, gemeinsam mit uns in die Geschichte einzutauchen und die besonderen Momente wieder aufleben zu lassen. Bis zum Ende des Winters werden wir weitere spannende Gespräche veröffentlichen – also bleibt dran und lasst euch inspirieren!

Warst du von Anfang an dabei oder hast eine Frage? Teile deine Gedanken mit uns – wir freuen uns auf deinen Kommentar!

Der Beitrag Radical Stories: Im Gespräch mit Andy Tanner, dem Gründer von Beach Mountain und +Alprausch erschien zuerst auf Radical Sports AG.