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Der übliche Einheitsbreisgau

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Seit mittlerweile 17 Jahren streichen sich Borussen-Fans nach Bekanntgabe des Saisonspielplans ein Datum rot an: Das Auswärtsspiel beim SC Freiburg ist die am wenigsten herbeigesehnte Partie eines jeden Spieljahres, weckt sie doch so einige unliebsame Erinnerungen. Selbst in guten Jahren lieferte Borussia an der Dreisam fast immer eine ihrer schlechtesten Saisonleistungen und die Punkte bei den Gastgebern ab. Obwohl sich das Bild seit dem Umzug der Freiburger in den Europa-Park 2021 ein wenig geändert zu haben scheint, lässt sich das Trauma der Fans nur schwer beseitigen. Im Ergebnis wurde es an diesem Samstag bestätigt, denn erneut blieben die Punkte beim Gegner. Eine schlechte Saisonleistung und somit der übliche Breisgauer Einheitsbrei war es dagegen nur bedingt.

Insbesondere in den ersten 40 Minuten entwickelte sich eine ausgeglichene Partie mit sogar leichten Vorteilen auf Seiten der Fohlen. Mit etwas mehr Glück und Zielgenauigkeit wäre eine Führung mehr als möglich gewesen. Ärgerlicherweise ließ Alassane Plea aber die ersten beiden guten Torgelegenheiten aus. Auf der Gegenseite machte es Lucas Höler direkt bei der ersten Chance besser und erzielte nach 41 Minuten die zu diesem Zeitpunkt glückliche Freiburger Führung. 

Dieser Treffer zeigte Wirkung, denn in den folgenden 20 Minuten kamen die zuvor engagierten Gladbacher Offensivbemühungen nahezu vollständig zum Erliegen. Der SCF hielt die Partie souverän im Griff und schien nach 49 Minuten mit dem 2:0 einen ungefährdeten Heimsieg einzufahren.

Ein wenig aus dem Nichts folgte dann aber nach knapp einer Stunde doch noch der Anschlusstreffer. Eine punktgenaue Flanke von Ullrich konnte der wieder einmal beste Borusse, Tim Kleindienst, per Kopf zum 1:2 verwerten. Die Weichen für die Aufholjagd waren gestellt, wurden aber direkt im Anschluss auf doppelte Weise gebremst. Zum einen entschied sich Gerardo Seoane ausgerechnet in diesem Moment für einen fragwürdigen Doppelwechsel: Nathan Ngoumou und Stefan Lainer wurden dazu auserkoren, für Hack und Ullrich die Wende fortzusetzen. Zum anderen schlugen die Freiburger nur wenige Sekunden später zurück und stellten durch Höler den alten Zweitoreabstand wieder her. 

Das Bemühen war den Borussen im Anschluss nicht abzusprechen, das Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Trotz weiterer Torchancen blieb es am Ende aber bei der obligatorischen Enttäuschung im Breisgau. 

Die Gründe für die Niederlage sind relativ leicht auszumachen:

In der Offensive ging Borussia zu fahrlässig mit seinen Torchancen um. An einem guten Tag hätte Plea die Partie im Alleingang entscheiden können. Einen solchen erwischte er dieses Mal leider nicht.

In der Defensive zeigte sich, dass die anständigen letzten Wochen nicht über die strukturellen Defizite der letzten Jahre hinwegtäuschen können. Lukas Ullrich macht seine Sache auf links deutlich besser als zuvor Luca Netz und sollte daher auch nach dessen Rückkehr vorerst gesetzt bleiben. Marvin Friedrich konnte dagegen an seine starken Leistungen der letzten Wochen nicht anknüpfen. Vielmehr bewahrheitete sich einmal mehr, dass eine Defensive, die von den notorisch langsamen Friedrich und Weigl geführt wird, bei schnellen Angriffen des Gegners hoffnungslos überfordert ist. Hier bleibt es dabei, dass es ein unverzeihliches Versäumnis des Managements gewesen ist, im vergangenen Jahr keine personelle Verbesserung für die Abwehr gefunden zu haben. Der Königstransfer von Tim Kleindienst darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Geschäftsführer Sport in diesem allerwichtigsten Punkt versagt hat, was nicht mit finanziellen Restriktionen entschuldigt werden kann. Als Borussen-Fan denkt man wehmütig an Namen wie Stranzl, Andersson, Dante oder Daems zurück, die einst für einen Spottpreis verpflichtet wurden und zu Vereinslegenden mutierten. Es gibt auf dem Transfermarkt stets eine Vielzahl ablösefreier oder günstiger Einkaufsmöglichkeiten, die durch ein gutes Scouting und Management hätten gefunden werden müssen.

Zu guter Letzt hat die fehlende Qualität in der Kaderbreite zur Niederlage im Breisgau beigetragen. Es ist immer ein wenig undankbar, den Einwechselspielern eine Teilschuld anzulasten, obwohl sie erst nach dem entstandenen Rückstand in die Partie gekommen sind. Es war aber auffällig, wie sehr insbesondere Nathan Ngoumou gegenüber dem Niveau der Stammelf abfiel. Die Möglichkeit, bei einem Rückstand noch einmal einen gefährlichen Offensivimpuls zu setzen, fehlt Seoane derzeit vollständig. Er kann vielmehr von Glück sagen, dass Borussia in dieser Hinrunde bislang weitgehend vom Verletzungspech verschont geblieben ist. Der Luxus, mit einer eingespielten Stammelf durchspielen zu können, ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der letzten Wochen, der leider nicht als selbstverständlich angesehen werden kann.

Dieser Erfolg konnte durch das 1:3 in Freiburg leider nicht fortgesetzt werden. Mit Ausnahme des Zeitraums zwischen Minute 40 und 60 hat sich die Mannschaft dabei allerdings wenig vorzuwerfen. Von daher wäre es zu hart, nach dieser Partie von einem „Rückfall“ zu sprechen. Vielmehr sollte sich die Mannschaft von dieser Niederlage nicht umwerfen lassen, sondern in den beiden anstehenden Heimpartien gegen den 16. und 15. der Auswärtstabelle weiter an die Leistungen der letzten Wochen anknüpfen, um sich nachhaltig in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren. Nach 4 Heimsiegen in Folge ist Borussia insbesondere kommende Woche der eindeutige Favorit gegen einen in dieser Bundesliga-Saison auswärts sieglosen Gegner mit zuletzt 5 Niederlagen in Folge.