Spanien: Rechtsextreme sollen Übergriffe auf Königin initiiert haben
In Spanien kursieren infolge der schweren Unwetter teils sehr hohe Vermisstenzahlen. Bestätigt sind diese meist jedoch nicht. Nach der Flutkatastrophe in Spanien haben Rettungskräfte am Montag weiter nach zahlreichen Vermissten gesucht. Vor allem in der Tiefgarage eines Einkaufszentrums in Aldaia, einem Vorort von Valencia, wurden viele weitere Tote vermutet. Auch andere Tiefgaragen, die innerhalb kürzester Zeit mit Wasser vollgelaufen waren, wurden bisher nicht vollständig durchsucht. Ricardo Gutierrez, der Sprecher der Nationalpolizei, teilte am Nachmittag jedoch mit, dass bei der Suche keine Opfer gefunden wurden. Insgesamt wurden 50 Autos durchsucht. Rechtsextreme könnten Ausschreitungen angezettelt haben Als das spanische Königspaar und Ministerpräsident Pedro Sánchez das von der Flutkatastrophe betroffene Gebiet besuchten, kam es zu teils gewaltsamen Protesten. Am Montag erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska im staatlichen Fernsehsender RTVE, dass einiges darauf hindeute, dass die Ausschreitungen möglicherweise von rechtsradikalen Gruppen organisiert wurden. Zu den Ausschreitungen in ihrer Gemeinde Paiporta unweit der Provinzhauptstadt Valencia sagte Bürgermeisterin Maribel Albalat, sie habe viele der gewalttätigen Demonstranten nicht gekannt. Sie seien wohl extra angereist. König Felipe und Königin Letizia waren am Sonntag in Paiporta mit Schlamm beworfen worden. Ein Leibwächter Letizias blutete am Gesicht, die mit Schlamm beschmutzte Königin weinte und fasste sich an den Kopf. Ministerpräsident Pedro Sánchez wurde nach Mitteilung der linken Regierung mit einem Stock attackiert und verließ die Gemeinde schnell wieder, während sich die Royals dem Unmut der Bürger stellten. Protestler traten und schlugen auf den Wagen des Regierungschefs ein. Die Menschen schrien unter anderem "Mörder, Mörder" oder "Haut ab!" Einige dieser Menschen trugen T-Shirts mit ultrarechten Symbolen. Zahl der Opfer bisher nicht eindeutig geklärt Die extremen Regenfälle hatten am Dienstag vergangener Woche im Osten und Süden Spaniens begonnen. An manchen Orten regnete es so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Bis Sonntag wurden den Behörden zufolge 217 Todesopfer gefunden, davon 213 in der Region Valencia. Zudem gelten viele Menschen weiter als vermisst – eine offizielle Zahl gibt es nach wie vor nicht. Einige wenige Medien schreiben seit Tagen von 1.500, 2.000 oder sogar 2.500 Vermissten. Für diese Zahlen gibt es allerdings keine Quellen. Vermutlich basieren sie auf den Notrufen, die zum Teil schon zu Beginn des Unwetters bei den Behörden eingegangen waren. "Wir dürfen nicht spekulieren", sagte zu diesem Thema der Minister für Territoriale Politik, Ángel Víctor Torres. Man müsse seriös vorgehen. Rettungskräfte hätten zunächst "die besser zugänglichen" Orte "an der Oberfläche" abgesucht. Es gebe jedoch noch viele überflutete Erdgeschosse, Keller und Tiefgaragen, die noch nicht abgesucht worden seien. Es sei davon auszugehen, "dass sich dort noch Tote befinden". Taucher in Tiefgarage im Einsatz Dramatisch ist die Lage besonders im Parkhaus des Einkaufszentrums Bonaire in Aldaia, einer Stadt mit etwa 31.000 Einwohnern außerhalb von Valencia. Fast die Hälfte der 5.700 Parkplätze liegt im Tiefgeschoss, das sechs Tage nach der Flut immer noch komplett unter Wasser steht. Aldaias Bürgermeister Guillermo Luján sagte dem Sender TVE vor dem Ende der Suchaktion: "Wir wissen nicht, was wir finden werden." Er befürchte jedoch "Schreckliches". Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht, es wurden keine Opfer dort gefunden. In den vergangenen Tagen hatten Rettungskräfte und Soldaten zahlreiche Pumpen installiert, um das Wasser aus der Tiefgarage zu pumpen; Taucher waren bereits im Einsatz. Vermisste Personen tauchen vielerorts auf Der spanische Wetterdienst warnte zudem vor neuen starken Regenfällen im Hochwassergebiet. In Teilen der Region Valencia galt am Sonntagabend erneut Alarmstufe Rot. Am Montag wurde die Warnstufe auf Orange herabgesetzt. Inzwischen werden aber nicht nur die sterblichen Überreste verschwundener Menschen geborgen. Immer wieder tauchen auch vielerorts als vermisst geltende Personen auf. Zuletzt die Rentnerin Josefa, wie der Polizeibeamte Iván García am Montag in TVE berichtete. "Die Freude der Angehörigen und Freunde war beim Wiedersehen riesengroß, unbeschreiblich", erzählte der Beamte. "Sie war die ganze Zeit zu Hause, hatte aber nicht kontaktiert werden können." Es gebe außerdem weiterhin auch "viele Menschen, die völlig desorientiert sind", hieß es weiter.