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Klub-Weltmeisterschaft: Viele Fragezeichen um Infantino-Projekt – droht der Fifa-Chef zu scheitern?

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Einnahmen in Milliardenhöhe will die Fifa mit der neuen Klub-WM generieren. Dieser Plan könnte nun in sich zusammenzubrechen. Für Präsident Infantino steht einiges auf dem Spiel.

Im Zentrum der aktuellen Diskussion um die Überbelastung von Profifußballern steht vor allem ein Wettbewerb: die Fifa-Klub-Weltmeisterschaft. Da das Turnier 2025 in einem neuen Modus mit mehr Teams und Spielen stattfinden soll, hatten sich zuletzt immer mehr Spieler, Trainer und Verantwortliche beschwert.

Die betroffene Gruppe – Profis, die bei internationalen Topklubs unter Vertrag stehen – ist zwar klein, doch der Aufschrei hat in der Branche weite Kreise gezogen. Und die Belastung der Spieler ist bei Weitem nicht der einzige Kritikpunkt an der Klub-WM.

Fifa reformiert die Klub-WM – das ist neu

Bislang war die Klub-WM ein interkontinentales Turnier, an dem die Gewinner des jeweils wichtigsten Klub-Wettbewerbs teilnahmen. In Europa also der Champions-League-Sieger. Seit 2005 wird der Wettbewerb im K.-o.-Modus ausgetragen. Für das Halbfinale waren die europäischen und südamerikanischen Teams bereits gesetzt. Die Mannschaften aus Afrika, Asien, Nord- und Mittelamerika stießen schon im Viertelfinale dazu.

Aufgrund des fußballerisch hohen Niveaus gewann meist das europäische Team die Klub-WM. Im Dezember 2023 etwa entschied der damals amtierende Champions-League-Sieger Manchester City das Finale mit einem 4:0 gegen den brasilianischen Verein Fluminense Rio de Janeiro deutlich für sich. Für viel Spannung sorgte das Turnier in den letzten Jahren also nicht.

Profifußball hohe Belastung 18.40

In Deutschland und anderen europäischen Ländern hatte die Klub-WM, die bisher im Winter stattfand, daher auch nie einen großen Stellenwert. Das will die Fifa nun ändern, indem sie den Wettbewerb auf 32 Teams aufbläst und im Sommer stattfinden lässt. Die Mannschaften treten in acht Vierergruppen und einer darauffolgenden K.-o.-Phase gegeneinander an – genauso wie beim alten WM-Modus.

In Europa qualifizieren sich die vier Champions-League-Sieger von 2021 bis 2024 für die Klub-WM. Acht weitere Plätze gehen an die laut Uefa-Koeffizienten besten Teams der letzten vier Jahre. Dadurch sicherten sich der FC Bayern und Borussia Dortmund ihre Teilnahme.

Das Turnier spaltet die Fußballbranche

Während der neue Turniermodus mehr Spektakel verspricht, werden die Terminkalender der Topspieler dadurch noch voller. Noch ein turnierfreier Sommer weniger. Irgendwann seien die Spieler "einfach mal kaputt", sagte Toni Kroos kürzlich in seinem Podcast "Einfach mal Luppen" mit Bruder Felix Kroos, und kündigte an, die Klub-WM zu boykottieren. Der Ex-Profi von Real Madrid gehe davon aus, dass sowohl dieses Turnier als auch die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada qualitativ schlecht würden. Denn auch die nächste Weltmeisterschaft wird aufgestockt – auf insgesamt 48 Teams.

Funktionäre wie Karl-Heinz Rummenigge halten dagegen und erinnern daran, dass Spieler von Topklubs immer höhere Gehälter fordern. Um die zu zahlen, müsse man mehr Spiele anbieten. Rummenigge rief dennoch dazu auf, den Spielern entgegenzukommen. Es wäre gut, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und emotionslos diskutieren würden, "welche Mechanismen wir brauchen, um wieder seriösere und rationalere Zeiten – auch des Wirtschaftens – herbeizuführen", sagte der 69-Jährige dem "Kicker".

Rummenigge Überbelastung im Profifußball.  12.45

Neben der Belastungsdebatte häuft sich jedoch auch Kritik an der Organisation des Turniers. Manche Spielerkontrakte laufen am 30. Juni 2025 ab, doch die Klub-WM findet vom 15. Juni bis 13. Juli in den USA statt. Betroffen ist davon zum Beispiel DFB-Kapitän Joshua Kimmich vom FC Bayern. Um ein Vertragschaos zu vermeiden, ist ein drittes Transferfenster im Gespräch, damit die Profis weiterspielen und die Vereine auf Abgänge reagieren können.

Derweil kritisieren Spieler- und Vereinsgewerkschaften, dass die Fifa solche Entscheidungen zur Klub-WM über ihren Kopf hinweg trifft. Die Spielergewerkschaft Fifpro, die seit Jahren die steigende Belastung für Profifußballer bemängelt, hat daher Klage bei der EU-Kommission eingereicht.

Gianni Infantino gerät ins Schwimmen

Während die Klub-WM im nächsten Sommer immer näher rückt, bleiben noch viele Fragezeichen in Bezug auf das Turnier. Die "New York Times" hatte im April berichtet, dass der Techkonzern Apple kurz davor stehe, sich die Übertragungsrechte für die Klub-WM zu sichern – und bereit sei, dafür eine Milliarde US-Dollar zu zahlen. Doch der TV-Deal mit der Fifa platzte. Nun plant der Verband scheinbar mit verschiedenen nationalen Anbietern. Welche das sind, ist noch unklar. Das dürfte auch potenzielle Sponsoren abschrecken.

Der neue Champions-League-Modus 15.35

Knapp acht Monate bleiben noch bis zum Turnier und bislang hat die Fifa keine Medienpartner oder Sponsoren bekannt gegeben. Deswegen kritisierte La-Liga-Chef Javier Tebas kürzlich die Klub-WM und rief Infantino dazu auf, den Wettbewerb aufzugeben, wie unter anderem "The Athletic" berichtete. Eine ungewohnt deutliche Kritik von einem Funktionär, der ähnlich wie Infantino agiert. Tebes schloss einen Deal mit Saudi-Arabien ab, um den spanischen Supercup dort auszutragen. Und war ein Befürworter der Super League, die schließlich scheiterte.

Die reformierte Klub-WM werde eine "neue Ära für den Klubfußball auf der ganzen Welt" einläuten, sagte Infantino kürzlich. Doch der 54-Jährige gerät zunehmend unter Druck. Scheitert die Klub-WM, könnte das einer der größten Rückschläge in seiner Laufbahn als Fifa-Präsident werden.

Weitere Quellen: "11 Freunde", "Kicker", Sportschau, mit DPA