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Октябрь
2024

Regina Halmich über Karriere, Geld – und das sportliche Talent von Stefan Raab

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Drei Weltklasse-Sportlerinnen diskutieren auf dem Podium beim Publikumspreis Finanzen von t-online über finanzielle Unsicherheit im Profisport, was sich ändern muss – und wie sie ihr Geld anlegen. Vier gemütliche Sessel mit magentafarbenen Kissen zieren die Bühne des Frankfurter "Spark", einem Veranstaltungszentrum im Herzen der Finanzmetropole am Main. Hier treffen am Donnerstagabend drei Sportlerinnen aufeinander, die der Erfolg verbindet, die Durchhaltevermögen bewiesen haben – und die mit der t-online-Finanzkolumnistin Antje Erhard über Geld sprechen: die Box-Weltmeisterin Regina Halmich, die Kunstturnerin Sarah Voss und die paralympische Radsportlerin Denise Schindler. Sarah, um so turnen zu können wie Sie, sollte man sich nicht um Geld sorgen müssen. Wie haben Sie Ihre Finanzen geregelt? Sarah Voss: Anders als im Fußball kann man in meinem Sport, dem Turnen, leider nicht die großen Summen gewinnen, nicht richtig davon leben. Man muss daher schon früh sehen, wo man Geld anlegt, um für die Zukunft abgesichert zu sein. Ich hatte das Glück, dass mein Vater sich für Geldanlage interessiert. Wir haben früh Geld in Aktienfonds angelegt und in Immobilienfonds. Denise, im olympischen Jahr 2024 kam auch die Frage auf, was die Sportler verdienen. Wie schafft man es, von seinem Sport zu leben? Denise Schindler: Als ich mit 25 das erste Mal Weltmeisterin war, dachte ich: Jetzt habe ich es geschafft, ich bin die Schnellste der Welt. Dann kam der Brief von der Deutschen Sporthilfe: Meine Förderung betrug ganze 150 Euro im Monat. Man muss dann kreativ werden, um seiner Leidenschaft zu folgen. Ich habe 2011 angefangen, meine eigene Marke aufzubauen. Wir haben also Pressemitteilungen verschickt, auf meinen Sport aufmerksam gemacht, Sponsoren gefunden. Und ich habe begonnen, Vorträge zu halten. Regina, Sie haben im vorigen Jahr erzählt , dass Sie schon früh Geld beiseitegelegt haben. Was raten Sie jungen Talenten, wie sie den Sport, den Druck, aber eben auch das finanzielle Auskommen unter einen Hut bringen? Regina Halmich: Ganz wichtig ist, dass man sich früh damit auseinandersetzt. Es hilft, wenn man Eltern hat, die Vorbilder sind und unterstützen. Ich musste anfangs sogar Startgebühren bezahlen, dass ich in den Ring steigen durfte – musste also fürs Draufhauen noch bezahlen. Mein Rat ist, dass es sich auch lohnt, kleine Beträge zur Seite zu legen, keine Schulden zu machen, fürs Finanzielle ein Bewusstsein zu entwickeln. Rücklagen zu haben, bedeutet immer, ein Stück weit unabhängig zu sein. Sarah, Sie gehören zu den 24 besten Turnerinnen auf der ganzen Welt. Wie haben Sie es so weit geschafft, was hat Sie so stark gemacht? Sarah Voss: In erster Linie das starke Elternhaus und die Leute drumherum, ein Expertenteam, ein Trainerteam, eine Ernährungsexpertin, ein Sportpsychologe. Ich bin 25 Jahre und turne davon mindestens schon 20. Es braucht Menschen, die mich als Mensch und Athletin unterstützen, mich bei Rückschlägen wieder aufbauen – und die vernetzt sind. Ich wurde aber auch kreativ, habe als Schülerin eine Matheklausur in Japan, eine Bio-Klausur in Doha geschrieben. Nur so war es möglich, die beste Version von mir zu werden. Denise, Sie waren 14 Jahre lang aktive Radsportlerin, Weltmeisterin, nahmen an den Paralympischen Spielen in London , Rio und Tokio teil. In Paris waren Sie nun bei den Spielen als Moderatorin dabei, eine völlig andere Perspektive. Wie war das für Sie? Denise Schindler: Es war weniger schweißtreibend, hat weniger wehgetan. Als Teilnehmer hat man den vollen Fokus auf seine Wettkämpfe, seine Sportart, hat seine eigene Agenda. Als Moderatorin durfte ich die Spiele in allen Facetten erleben, mit allen Sportarten. Ich habe mich auf alle Sportarten im Paralympischen, auf alle Athleten vorbereitet. Und Paris war magisch. Am Ende wollte keiner, dass es vorbei ist. Es hat großen Spaß gemacht. Sie tragen nach einem Unfall eine Beinprothese und schreiben in Ihrem Buch "Vom Glück, Pech zu haben" über das Meistern von Herausforderungen. Wo sehen Sie heute, nach dem Ende Ihrer aktiven Zeit, die Herausforderungen? Ich glaube, das ganze Leben ist Herausforderung. Das kann man schön mit dem Radfahren vergleichen: Wenn man bergauf fährt, geht es auch wieder bergab. Wichtig ist, das anzunehmen. Man kann von jeder Situation, egal wie schwer, etwas mitnehmen. Auch dort steckt eine Chance. Regina, irgendwann endet jede Karriere im Spitzensport. Wie bereitet man sich darauf vor? Kann und will man das überhaupt? Regina Halmich: Von Wollen kann natürlich keine Rede sein. Aber bei uns Leistungssportlern ist ganz klar: Irgendwann ist es einfach zu Ende. Mit insgesamt 56 Profikämpfen habe ich wahnsinnig viele Schlachten geschlagen. Auf das Karriereende kann man sich zwar mental vorbereiten, aber es ist doch ein komisches Gefühl. Wichtig ist, dass man auch danach noch Ziele hat, dass man anderen etwas mitgibt von dem, was man gelernt hat. Die meisten von uns halten Vorträge oder erzählen von ihren Erlebnissen – und motivieren so vielleicht den Nachwuchs. Ich habe gelernt, das Leben nach dem großen Applaus zu genießen, spüre Zufriedenheit. Langeweile nach meinem Karriereende habe ich an keinem einzigen Tag verspürt. Manchmal wird Sport auch instrumentalisiert. Sie sind zum dritten Mal gegen Stefan Raab angetreten. Hat er jetzt endlich genug – oder haben Sie genug von seiner Selbstinszenierung? Ganz ehrliche Antwort: Es reicht jetzt. Ich habe es nicht bereut, aber mir hat der Spaß gefehlt. Und ich glaube, man hat gesehen, dass er eben immer noch nicht boxen kann. Letzten Endes wurde ich dafür benutzt, dass die Quote gut ist und er danach auf Sendung geht. Das ist in Ordnung. Es hat aber die Leidenschaft gefehlt. Bei meinen echten Profiboxkämpfen war das eine ganz andere Sache. Es war eine gute Show, hat aber mit dem richtigen Sport nichts zu tun. Sie sagen alle drei, dass es für den sportlichen Nachwuchs eine bessere Finanzierung braucht. Denise, was muss sich ändern? Denise Schindler: Wir brauchen zum einen eine systematische Suche nach Talenten. Kinder müssen sich wieder mehr in verschiedenen Sportarten ausprobieren. Dann brauchen wir gerade für die Sportarten, in denen keine Millionenbeträge umgesetzt werden, eine Absicherung. Damit meine ich, dass Leistungssportler ein Gehalt bekommen, dass sie krankenversichert sind und dass sie in die Rente einzahlen. Wir sprechen da nicht von Millionen, sondern es geht darum, dass die Grundbedürfnisse abgedeckt sind. Die Länder, die bei den Medaillen vorn dabei sind, machen ein klares Scouting, haben sehr gute Strukturen, ein Expertenteam, gezielte individuelle Förderung. Und die Sportler werden angestellt: Ihr Job ist es, sich perfekt auf den Sport vorzubereiten. Denise Schindler, Sarah Voss, Regina Halmich, vielen Dank für dieses Gespräch.