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Октябрь
2024

Robert Lewandowski: In den flick'schen Jungbrunnen gefallen

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Robert Lewandowski konnte schon immer gut mit Hansi Flick. In Barcelona feiert der Stürmer mit 36 Jahren einen ungeahnten Höhenflug. Liegt das nur am neuen Coach? Im Vergleich zu 99 Prozent aller anderen Profifußballer waren Tore für Robert Lewandowski selten etwas Außergewöhnliches. In der nunmehr knapp zwei Jahrzehnte dauernden Karriere des Stürmers vom FC Barcelona sind sie zur Normalität geworden, fallen beinahe als zwangsläufige Begleiterscheinung seines Spiels. Seit Gerd Müller hat es wohl keinen klassischeren Torjäger gegeben. Natürlich war Lewandowski nie so dynamisch wie Cristiano Ronaldo und nie so technisch beschlagen wie Lionel Messi , aber im Strafraum besitzt der Pole eine eingebaute Torgarantie. Diese bewies er auch in der Vorsaison – mit 19 Treffern in 35 Ligaspielen. Während das bei anderen Spielern Auslöser öffentlicher Jubelarien gewesen wäre, sorgte es im Falle Lewandowskis für leise Kritik. Denn: Erstmals seit fast einem Jahrzehnt verpasst er die 20-Tore-Marke. Viele Beobachter rund um das gerade im Umbau befindliche Stadion Camp Nou sahen darin bereits die Vorboten eines sportlichen Niedergangs des mittlerweile 36-Jährigen. Ganz oben in der Torjägerliste Doch nach nur elf Saisonspielen sind diese komplett verstummt: Unter dem neuen Trainer Hansi Flick blüht Lewandowski auf und liegt mit zehn Treffern aus neun Spielen an der Spitze der Torjägerliste von La Liga. "Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Und man sieht, dass er zu einhundert Prozent fit ist. Im Moment ist es perfekt", lobte Coach Flick seinen Star-Angreifer nach dem 3:0 bei Deportivo Alavés am vergangenen Sonntag. Mit drei Treffern innerhalb von 32 Minuten wies der Rechtsfuß einmal mehr seine Extraklasse nach – und zwar in gewohnter Manier. Beim ersten Treffer stahl Lewandowski sich im Strafraum davon und gab einem Freistoß von Raphinha per Kopf gefühlvoll eine letzte, entscheidende Richtungsänderung. Den zweiten Treffer machte er ebenfalls aus kurzer Distanz, nachdem wiederum Raphinha den Ball über den halben Platz getrieben und den Polen mustergültig bedient hatte. Und beim dritten Tor überraschte Lewandowski die Alavés-Abwehr mit einem tiefen Lauf und netzte mit einem überlegten Kullerball aus sieben Metern ein. Drei typische Lewandowski-Treffer. Gute Vorbereitung als Schlüssel Dabei profitiert der Pole aktuell von seiner hervorragenden körperlichen Verfassung. Verantwortlich dafür macht er die stringente Vorbereitung: "Wir haben in dieser hart gearbeitet. Die Dinge, die uns noch gefehlt haben, haben wir verbessert", so der zehnfache Deutsche Meister, der seinen neuen Trainer aus der gemeinsamen Arbeit beim FC Bayern (2019 bis 2021) gut kennt. Bereits in München und zuvor bei Borussia Dortmund galt Lewandowski als Vorzeigeprofi, der extrem auf seinen Körper achtet (man erinnere sich nur daran, wie er Mahlzeiten entgegen der üblichen Reihenfolge, also mit dem Nachtisch zuerst, einnahm. Dies soll der Verdauug zugutekommen und die Fettverbrennung maximieren). Mit voranschreitendem Alter scheint ihm dies noch mehr zupasszukommen als in seinen 20ern. "Er hat kürzlich verraten, dass er im täglichen Training einige Veränderungen vorgenommen hat, um seine Leistung zu steigern", erklärt Journalist Jordi Delgado von der in Sachen Barça bestens informierten Zeitung "SPORT" im Gespräch mit t-online. Dies hat sich sichtbar ausgezahlt. Außerdem achtet Flick bei Lewandowski minutiös darauf, die Belastung zu dosieren. So stand der Pole lediglich in fünf von elf Pflichtspielen in dieser Saison die volle Spielzeit auf dem Rasen. Gibt es der Spielverlauf her, schont der Coach seinen Star und nimmt ihn um die 70. Minute herum aus der Partie. Belastungssteuerung im höheren Fußballeralter Diese Belastungssteuerung tut Lewandowski sichtbar gut – und erscheint ob des eng getakteten Spielplans auch sinnvoll. Allein zwischen dem 19. September und 1. Oktober absolvierte Barça fünf Partien innerhalb von 13 Tagen. Da waren die anschließenden vier Tage Pause vor der Begegnung gegen Alavés fast ein Luxus. "Ich glaube, ich hatte noch nie in meiner Karriere fünf Spiele hintereinander mit nur zwei Tagen Pause dazwischen", merkte Lewandowski dazu an. Deshalb achtet er noch intensiver auf seinen Körper, immer mit der Intention, diesen nicht zu überfordern. Ein weiterer Grund für das derzeitige Hoch des Polen sind seine Mitspieler. "Das hat auch mit dem Team zu tun. Alle unterstützten ihn und am Ende weiß er genau, was im Strafraum zu tun ist", urteilte Flick nach dem Sieg in Alavés. Journalist Delgado unterstreicht das. Aus seiner Sicht profitiert Lewandowski zudem vom veränderten Spielstil: "Die Art und Weise, wie die Mannschaft unter Flick presst und den Gegner unter Druck setzt, führt dazu, dass Lewandowski mehr Bälle bekommt und mehr Platz hat, um Chancen zu kreieren", so der Barça-Experte. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das Zusammenspiel mit Raphinha. Der Brasilianer harmoniert immer besser mit Lewandowski – und legte ihm nicht nur am Sonntag zwei Tore auf. Bemerkenswertes Zusammenspiel mit Raphinha "Die Dynamik, die sie haben, ist unglaublich. Fantastisch", schwärmte Flick über das Zusammenspiel seiner Offensivstars und sprach von einer "guten Verbindung". Diese lässt sich auch mit Zahlen belegen. Laut dem Medium "Mundo Deportivo" sind seit Lewandowskis Wechsel nach Katalonien vor zwei Jahren allein zehn Tore durch eine Co-Produktion des Duos entstanden. Achtmal profitierte Lewandowski dabei von Raphinhas Vorlagen – allein dreimal bereits in dieser Saison. Dank dieser Faktoren liegt Lewandowski tortechnisch auf Rekordkurs. Denn mit seinen aktuell zehn Treffern ist er sogar einen Treffer besser als in seiner Premierensaison bei Barça, an deren Ende er maßgeblich zum Gewinn der Meisterschaft beitrug. Mit diesem Wert ist er erfolgreichster Torschütze in den Top-5-Ligen Europas – gemeinsam mit Manchester Citys Erling Haaland . Allerdings ist der Norweger zwölf Jahre jünger als Lewandowski und mit insgesamt elf Pflichtspieltoren in allen Wettbewerben noch einen Treffer hinter dem Polen. Flicks Rekordjäger beim FC Bayern Nicht nur deshalb urteilt Flick: "Vor dem Tor ist er der beste Spieler für mich. Das ist schon erstaunlich, dass er über einen so lange Zeitraum so viele Tore erzielt hat", erklärte der Übungsleiter, der mit Lewandowski in München zwischen 2019 und 2021 zwei Deutsche Meisterschaften, einen DFB-Pokalsieg, die Klubweltmeisterschaft sowie die Champions League gewann. Innerhalb dieser drei Jahre war Lewandowski auf dem Höhepunkt seines Schaffens, wurde 2021 Fifa-Weltfußballer und knackte mit 41 Toren den Bundesliga-Uraltrekord von Gerd Müller. Das zeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen dem Stürmer und Flick funktioniert hat – und weiterhin funktioniert. In insgesamt 82 Spielen unter Flick hat Lewandowski bei Bayern und Barça bisher 95 Treffer erzielt. Das entspricht einem Schnitt von 1,15 Toren pro Spiel. Zum Vergleich: Unter Jürgen Klopp kam Lewandowski beim BVB zwischen 2010 und 2014 lediglich auf einen Trefferschnitt von 0,55 (103 Tore in 187 Partien). Allerdings war er da anfangs noch Ersatzspieler. Auch unter Flicks Vorgänger, der Barça-Legende Xavi, war Lewandowskis Trefferschnitt mit 0,62 (59 Tore in 95 Begegnungen) ähnlich. Lewandowski galt als Verkaufskandidat Bei aller – durchaus überzeugender – Statistik ist vor allem Flicks Umgang mit Lewandowski bemerkenswert. "Die menschliche Komponente hat einen großen Einfluss. Sie verstehen sich sehr gut, und Lewandowski ist jetzt der wichtigste Spieler der Mannschaft", urteilt "SPORT"-Journalist Delgado. Deutlich wurde die besondere Beziehung der zwei Barça-Protagonisten einmal mehr nach der Partie am vergangenen Wochenende, als der Trainer seinen Torjäger herzlich umarmte. Flicks empathische Art verfängt beim Polen, die Chemie zwischen beiden stimmt. Da wundert es kaum, dass sich der Trainer vor einigen Monaten nachhaltig dafür einsetzte, seinen Lieblingsschüler im Klub zu halten. Im Frühjahr galt Lewandowski nämlich als potenzieller Verkaufskandidat. Das lag vor allem an seiner Vertragssituation und der angespannten finanziellen Lage der Katalanen. Lewandowski ist einer der Topverdiener bei Barça. Laut des Radiosenders Cadena Ser soll er in seinem ersten Jahr zehn, danach 13 Millionen Euro netto verdient haben. In der aktuellen Saison steige die Summe auf 16 Millionen Euro, berichtete der Sender. Barça soll Lewandowskis Ablöse noch nicht ganz bezahlt haben Dabei ist Lewandowskis Ablöse aktuell wohl noch nicht voll bezahlt. Laut der in Barcelona beheimateten Zeitung "SPORT" schuldet der Klub anderen Vereinen 102,6 Millionen Euro aus Spielertransfers. Im Fall von Lewandowski, der vor zwei Jahren für rund 45 Millionen Euro vom FC Bayern zur "Blaugrana" gewechselt war, sollen noch 10,6 Millionen Euro ausstehen. Möglicherweise besprechen die Klubs etwaige Zahlungen am 23. Oktober. Dann treffen sie in der Champions League aufeinander – was für die ehemaligen Münchner Flick und Lewandowski eine besondere Geschichte ist. Nur drei Tage später geht es in der spanischen Liga im prestigeträchtigen "Clásico" gegen Real Madrid . Spätestens dann wird sich zeigen, wie nachhaltig Lewandowskis derzeitiger Höhenflug ist. Und was Hansi Flick dazu sagt.