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Сентябрь
2024

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow: Volksnah und offen

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Als Thüringer Ministerpräsident steht Bodo Ramelow tagtäglich vor verantwortungsvollen Aufgaben. Privat musste der Politiker schon viel verkraften. Das Bild des gängigen Politikers zeigt eine eher unnahbare, biedere und zumeist langweilige Figur des öffentlichen Lebens, mit der der Normalbürger aus emotionaler Sicht nicht viel anfangen kann. Pünktlich zur anstehenden Landtagswahl drängt aber auch die eine oder andere Ausnahme ins Rampenlicht – so wie zum Beispiel Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow . Der Spitzenkandidat der Die Linke hat in seinem Leben schon viel erlebt und reichlich einstecken müssen. Schon als Kind musste der gebürtige Niedersachse schwere Schicksalsschläge verdauen. Ramelows Vater starb an den Folgen einer Gelbsucht, da war er gerade acht Jahre alt. Von da an musste seine Mutter Anna die Erziehung des vierfachen Ramelow-Nachwuchses übernehmen. Der "Bild am Sonntag" gewährte der heute 68-jährige Politiker diesbezüglich einst sehr intime und traurige Einblicke: "Ich war unerkannter Legastheniker und hatte deshalb in der Rechtschreibung nur schlechte Noten. Die Lehrer haben gesagt: 'Er ist hochintelligent, aber stinkend faul.' Deshalb hat sie mich mit der Peitsche geschlagen", verrät Bodo Ramelow. Schmerz, Leid, Demütigung Es sind unglaubliche Bilder, die er vor Augen haben muss, wenn er an seine Kindheit und Jugend zurückdenkt. Die Schmerzen, das Leid, die Demütigung: "Ich entwickelte einen Schutzmechanismus, um mich zu retten und gleichzeitig meiner Mutter wehzutun: Ich habe schon vor der Prügelstrafe im Flur laut geheult. Dann kam die Großmutter aus der Tür und beschimpfte ganz schlimm meine Mutter. Die beiden konnten sich nicht ausstehen", berichtet der Ministerpräsident. Trotz des unfassbaren Martyriums steht Bodo Ramelow ihr bei: "Meine Mutter habe ich nach ihrer Krebsdiagnose bis zu ihrem letzten Atemzug begleitet. Sie hat mir auf dem Totenbett ihre eigene Beerdigung diktiert." Für Bodo Ramelow ist das eine Selbstverständlichkeit, denn die verbindenden Momente dienen als Anker im Leben des Politikers, der in seinem Leben sehr oft mit den Schattenseiten des Daseins konfrontiert wird. Vor allem der Krebs bleibt ein ständiger Begleiter im Leben des geradlinigen Nelson-Mandela-Fans. Der Krebs war ein stetiger Begleiter Ramelows Großmutter, der Vater seiner ersten Ehefrau und auch sein bester Freund: Sie alle haben irgendwann den Kampf gegen die heimtückische Krankheit verloren. Aber es kam sogar noch schlimmer. Auch seine beiden Söhne erhielten die niederschmetternde Diagnose Krebs. Glücklicherweise konnten beide geheilt werden. Für einen seiner Söhne konnte Bodo Ramelow gar als Lebensretter fungieren. Die erste Knochenmarkspende einer Frau aus England half nicht. Das Leben seines Sohnes hing am seidenen Faden: "Dann sagte der Arzt, dass ich spenden müsse. Ich war dann neun Stunden auf der Intensivstation an eine Maschine angeschlossen und blickte die ganze Zeit auf meinen Sohn. Es ist glücklich ausgegangen, und wir können jetzt seinen Geburtstag zweimal feiern." "Mein Bruder hat mir mal das Leben gerettet" Er konnte einen seiner Söhne retten. Viele Jahre zuvor musste auch Bodo Ramelow vor dem Tod gerettet werden. Und auch hier spielte die familiäre Verbundenheit eine wichtige Rolle. Auf seiner eigenen Homepage berichtet er von einer ganz besonderen Kindheitserinnerung: "Mein Bruder hat mir mal das Leben gerettet. Als Kinder haben wir in Norddeutschland gelernt, auf großen Eisflächen Schlittschuh zu laufen. Bei einer solchen Gemeinschaftstour mit vielen Freunden zusammen bin ich im Eis eingebrochen. Da hat mein Bruder rasch und beherzt eingegriffen und das war sehr wirkungsvoll." Offen und ehrlich lässt Bodo Ramelow die Menschen an seinem Leben teilhaben. Die privaten Einblicke sind dabei oftmals von Leid und Schmerz geprägt. Diese intime Transparenz bringt den Politiker auf eine sehr nahbare und greifbare Ebene. Genau das ist es, was Bodo Ramelow zu einem besonderen und nicht ganz alltäglichen Vertreter des Volkes macht.