RTL-Dschungelcamp 2024: So geht das Konzept nicht auf | Kommentar
Neue Konzepte bestimmen den "Showdown der Dschungel-Legenden". Doch sie rauben der Jubiläumsstaffel genau das, was die Sendung ausgemacht hat. Zoff, Konflikte, Eskalation: Bei der Besetzung des Jubiläumscamps mit dem vielversprechenden Namen "Showdown der Dschungel-Legenden" hat sich RTL nicht lumpen lassen. Da krachen Charaktere aufeinander, bei denen Ausraster garantiert sind. Elena Miras, Giulia Siegel, Danni Büchner , Thorsten Legat – die Crème de la Crème der vergangenen 20 Jahre trifft sich beim diesjährigen "Klassentreffen" zum unharmonischen Stelldichein. Diesmal nicht in Australien , sondern in Südafrika . Doch so gut, wie die Trash-TV-"Stars" gecastet sind, so schlecht ist das Konzept der Sendung in diesem Jahr. Alles soll anders und besonders sein, damit der Unterschied zum klassischen Camp klar wird, das immer im Frühjahr aus Australien gesendet wird. Ein neuer Rauswurfmodus, der vollkommen willkürlich wirkt – geschenkt. An einem Tag wird geheim gewählt, am anderen öffentlich, dann wird gar nicht rausgeworfen, dann plötzlich stehen die schlechtesten Kandidaten einer Gruppen-Dschungelprüfung auf der Abschussliste. Geschmackssache. Verzicht auf entscheidendes Merkmal hat Konsequenzen Doch die Produktion hat sich mit dem Verzicht auf ein maßgebliches Merkmal des Dschungelcamps keinen Gefallen getan: der Live-Ausstrahlung. Und das hat vor allem zwei Gründe. Erstens hat sich RTL entschieden, die Folgen schon einen Tag vorab im hauseigenen Streamingportal RTL+ auszustrahlen, bevor sie im Free-TV landen. Die Konsequenz: Medien (auch t-online) berichten über die neueste Folge, also die, die nur die Streamingnutzer sehen konnten. Und damit verliert die Südafrika-Variante des Dschungelcamps genau das, was mittlerweile leider ohnehin selten geworden ist: den Lagerfeuer-Effekt. Früher sahen alle TV-Zuschauer und Medienvertreter gleichzeitig eine Sendung und konnten am Tag danach über die Kandidaten und die letzte Dschungelprüfung herziehen. Nun zerfasert das Publikum in zwei Gruppen – die Streamer und die langsameren TV-Schauer. Zur letzten Gruppe gehört übrigens auch der Autor dieses Textes. Zweitens: Die Stärke des Dschungelcamps bestand auch aus den genialen Moderationen von Sonja Zietlow und Jan Köppen (und seinen Vorgängern Dirk Bach und Daniel Hartwich). Seitenhiebe auf tagesaktuelle Ereignisse oder das Medienecho auf die vergangene Folge gehörten immer dazu – und der Blick darauf, wie rausgeworfene Kandidaten die ersten Stunden nach ihrem "Exit" verbracht haben. Das alles gibt es dieses Mal nicht. Die Moderationen sind nett, aber zahnlos. Da kann man beim Dschungelcamp mehr erwarten. Die "Stars" sind schon längst wieder zuhause Auch die Quoten sind in dieser Staffel deutlich schlechter als noch im Frühjahr: "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" brachte es mit der Auftaktfolge auf einen Anteil von 12,1 Prozent mit einem Publikum von knapp 2,2 Millionen – unklar, wie viele Streams noch hinzukommen. Die erste "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"-Folge der 17. Staffel am 19. Januar 2024 hatten insgesamt 4,71 Millionen Zuschauer verfolgt , was einem Marktanteil von 20,3 Prozent entsprach. Aktuell schwanken die Tagesquoten zwischen müden 8,9 und einmaligen 20,5 Prozent. Und in der "Stunde danach" auf RTL (die wird wenigstens live gesendet) grüßen einen dann die "Stars" zugeschaltet aus ihrem Wohnzimmer – weil sie allesamt schon seit Wochen wieder daheim sind. Einige von ihnen haben dann auch schon die nächste Folge im Stream gesehen, alle Beteiligten müssen aufpassen, noch nicht die Konfliktlinien des Folgetages zu verraten. Das ist nur noch skurril. Ein Gutes hat das Ganze am Ende doch: Die Dschungelstars aus Südafrika sind täglich schon um 20:15 Uhr auf RTL zu sehen – im Gegensatz zu den Ausgaben aus Australien im Frühjahr, die wegen der Zeitverschiebung in der Regel erst nach 22 Uhr ausgestrahlt werden. So hält sich zumindest der Schlafmangel in Grenzen.