Weltkatzentag: Bachmann-Preisträger Peter Glaser: "Das Internet ist das Beste, was Katzen jemals passieren konnte"
Katzen: Sie vertreiben Trübsinn und verfügen über einen edlen Gleichmut. Der österreischische Schriftsteller Peter Glaser erklärt, warum es gar nicht genug Katzenvideos geben kann.
Katzen leben uns den Traum vom Leben vor - einfach nur deshalb mit allem versorgt zu werden, weil man so ist, wie man ist, ohne weitere Verpflichtungen. "Es sind die einzigen Geschöpfe, die sich nicht sklavisch den Launen und Neigungen und Kapriolen des Menschen anpassen", soll der große Katzenfreund Mark Twain geschrieben haben.
Wenn sie mit federleichter Eleganz auf einem Sideboard entlangspazieren und dabei im Vorbeigehen achtlos, was da unvorsichtig herumsteht, hinunterfallen lassen, zeigen sie uns, wie sehr wir uns an all die Dinge gefesselt haben, mit denen wir uns umgeben. Sie schenken uns einen Augenblick der Freiheit. Falls es so etwas wie Reinkarnation geben sollte, möchte ich in meinem nächsten Leben eine Katze sein (aber eine, die bei mir lebt).
Vorsicht bitte mit den kinderlosen Katzenfrauen
Wenn Donald Trumps Running Mate JD Vance seine demokratische Gegenspielerin Kamala Harris und ihre Parteikolleginnen als "a bunch of childless cat ladies“ zu denunzieren versucht, riskiert er, es sich mit mindestens 15 Millionen solidarischer amerikanischer Katzenbesitzerinnen unter den insgesamt etwa 46 Millionen US-Haushalten mit Katzen zu verscherzen. Was früher abwertend als eine Art weibliches Gegenstück zum stereotypen Nerd angesehen wurde - eine sozial isolierte, etwas seltsame Person – hat in einer Zeit, in der Tierliebe zunehmend als Tierwohl und Tierschutz gelesen wird, längst mit einem ethischen Wandel der gesamten Gesellschaft an Ansehen gewonnen.
Neben den zahllosen Katzenfreunden auf der Welt gibt es aber immer noch genug Unfreunde, die es nötiger denn je machen, auf die Schutzbedürftigkeit nicht nur der liebenswerten Hauskatzen und ihrer streunenden Kollegen, sondern auch ihrer Großkatzenverwandtschaft aufmerksam zu machen. Durch menschliche Aktivitäten in höchstem Maß gefährdet sind unter anderem der Amur-Leopard, der Sumatra-Tiger, und der Schneeleopard. Um das Bewusstsein für das Wohlergehen und den Schutz von Katzen zu fördern, wurde Anfang der 2000er der Internationale Katzentag ausgerufen, der seither von Tierschutzorganisationen und Katzenliebhabern weltweit gefeiert wird.
Der Weltkatzentag ist ein Kind des Internets
Der Weltkatzentag ist ein Kind des Internet-Zeitalters. 2001 waren iTunes und die erste Version der Wikipedia online gegangen, und spätestens nachdem am 22. Mai 2005 von Steve Chen, einem der Mitgründer von YouTube, das erste Katzenvideo auf YouTube hochgeladen wurde, nahm das Schicksal seinen Lauf.
Das Internet ist das Beste, was Katzen jemals passieren konnte (und umgekehrt). Waren es früher Kartons oder Wollfäden, mit denen Katzenmenschen ihre felinen Freunde zu entertainen versuchten, überschlagen sie sich inzwischen förmlich vor Einfällen, wie man eine Katze zum Spielen bringen kann, ihre natürliche Neugierde herausfordert oder sie in jenen Zustand ansteckender Zufriedenheit versetzt, der Menschen so fasziniert – um sie dabei zu filmen, zu knipsen, zu zeichnen und das Ergebnis augenblicklich den Abermillionen weiterer Katzenpopkulturprodukte im Netz hinzuzufügen. Katzen-Netze sind nun mal dazu da, Katzen nicht mehr entkommen zu lassen.
Mit ihrer geradezu nuklearen Niedlichkeit beseitigen Katzen jede Art von Trübsinn im Umkreis von mehreren hundert Metern. Eine besondere Rolle als Internet-Katzengroßmacht spielt Japan, was nicht zuletzt auf eine "Kawaii" genannte eigene Niedlichkeitskultur zurückzuführen ist. Wo einem etwa im Ablebensfall hierzulande grimmiger Ernst entgegentritt, hat man in Japan die gewissermaßen unbeschwertere Möglichkeit, sich in einem Sarg im Hello Kitty-Design bestatten zu lassen. Die Videos des im Mai 2007 geborenen Katers Maru - der Katze, derentwegen man laut Netz-Folklore "das Internet erfunden hat" - wurden bis heute 535 Millionen Mal aufgerufen. Für eine Weile hielt Maru damit den Guinness-Weltrekord für die meisten YouTube-Videoaufrufe eines Tiers.
Nein, Katzen sind nicht nur niedlich
Schon Albert Einstein war die Katze bei der Erläuterung neuer Technologie zu Hilfe gekommen: "Sehen Sie, drahtgebundene Telegraphie ist etwas wie eine sehr, sehr lange Katze. Sie ziehen in New York am Schweif und hören es in Los Angeles miauen. Verstehen Sie? Und Radio funktioniert genauso: Sie senden ihre Signale von hier aus, und dort empfangen Sie sie. Der einzige Unterschied ist, dass da keine Katze ist."
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Als Apple 2007 das iPhone mit seinem berührungsempfindlichen Touchscreen auf den Markt brachte, begann eine neue Ära der Annäherung zwischen Mensch und Maschine. Einen Computer zu bedienen, indem man sanft über seine Oberfläche streichelt, war etwas Neues, Unerhörtes. Mit den Smartphones begann die Epoche der digitalen Katzentechnologien.
Gelegentliche Kitschkanonaden haben dazu geführt, dass Cat Content einen meines Erachtens ungerechtfertigt schlechten Ruf genießt. Nicht zuletzt deshalb, weil Katzen nicht nur niedlich sind, sondern auch über einen majestätischen Gleichmut verfügen, der sie enorm cool macht. Zur besonderen Faszination des Katzenblicks gehört der Eindruck, dass sie alles ungerührt niederzustarren scheinen. Da ihre Augen durch drei Augenlider geschützt werden - ein bewegliches Oberlid, ein unbewegliches Unterlid und die Nickhaut - eine Membran im inneren Augenwinkel - müssen Katzen nicht blinzeln. Das verleiht ihnen eine ebenso unaufdringliche wie unabweisbare natürliche Autorität. Eine Katze hat es nicht nötig, sich jemandem aufzudrängen — schon gar nicht einer künstlichen Intelligenz.
Als Forscher bei Google und der Stanford University 2012 ein unüberwachtes neuronales Netzwerk mit 10 Millionen Screenshots aus YouTube-Videos trainierten, um Muster in den Bildern zu erkennen, zeigte sich nach dem Training, dass das Netzwerk eigenständig gelernt hatte, das Konzept einer "Katze" zu erkennen, ohne dass ihm jemals gesagt wurde, was eine Katze ist.
Ich habe ChatGPT gefragt, ob er einen Witz über Katzen und KI kennt.
Natürlich! Hier ist ein Witz über KI und Katzen:
Warum lieben KI-Programme Katzenvideos?
Weil sie beim Lernen immer "purr-fect" sein wollen!