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Август
2024

Olympia 2024: So teuer ist das Essen während der Spiele in Paris

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Paris ist schon so ein teures Pflaster. Zu Olympia haben die Preise aber nochmals angezogen. Die Athleten betrifft das zwar nicht, doch auch bei ihnen führt die Verpflegung zu Diskussionen. Aus Paris berichtet Alexander Kohne "Are you serious?!?" Der ob des Akzents offenbar aus einem osteuropäischen Land kommende Olympiatourist verzieht angesäuert das Gesicht. Dann dreht er sich um und geht unverrichteter Dinge seines Weges. 2,50 Euro für ein Mini-Croissant sind ihm dann doch zu teuer. Dennoch verkauft der Imbiss am Boulevard de Grenelle in der Nähe des Eiffelturms an diesem Vormittag unzählige Stücke des maximal handbreiten Blätterteiggebäcks. Der Preis scheint für viele Olympia-Besucher in Paris eine untergeordnete Rolle zu spielen – immerhin finden die Spiele nur alle vier Jahre statt und sind für viele ein einmaliges Erlebnis. Und genau das machen sich die Pariser Restaurants, Imbisse und Einzelhändler zunutze. Besonders in direkter Umgebung der Sportstätten. Ein Ladenbesitzer aus Bercy verrät t-online, die Preise zu den Olympischen Spielen "natürlich ein bisschen" erhöht zu haben. Um wie viel möchte er nicht sagen – und seinen Namen nicht in einem Artikel lesen. Klar ist, dass die Verpflegung während der Spiele für Olympia-Fans zu einem immensen Kostenfaktor werden kann – und zwar selbst dann, wenn vermeintlich kostengünstig im Supermarkt eingekauft wird. In einem kleinen, aber gut sortierten Geschäft in der Nähe der Turn-Arena im Osten der Stadt, in der ab dieser Woche auch Basketballspiele auf dem Programm stehen, kostet ein "großer" Salat (es gibt nur zwei Größen), der in einem deutschen Supermarkt eher einer mittleren Portion entsprechen würde, knapp 19 Euro. Auch wenn die grünen Salatblätter und Tomaten mit drei Eiern und ein paar Nudeln angereichert sind, ist das ein stolzer Preis. Etwas problematisch: Eine Waage, mit deren Hilfe der Preis besser einzuschätzen wäre, gibt es für die Kunden nicht. Das Ganze geht Pi mal Daumen. Auch hier sind die Olympia-Besucher genügsam und zahlen ohne zu murren die verlangten Preise. Zu Stoßzeiten vor den Turnwettkämpfen wird an allen drei Kassen bedient – und beinahe die gesamte Geschäftsfläche wird zu einer langen Schlange von Fans, die sich vor den Turnwettbewerben nebenan noch schnell mit Snacks eindecken wollen. Teure Hotdogs im Pressezentrum Der Gipfel der Preisspirale findet sich derweil nicht rund um die Sportstätten, sondern direkt in ihnen und den offiziellen Gebäuden. Besonders das olympische Pressezentrum an der Station Porte Malliot sticht dabei heraus. Es ist im Pariser Kongresszentrum, einem brachialen 70er-Jahre-Bau, im Westen der Innenstadt untergebracht. Hier tummeln sich Hunderte Medienvertreter aus aller Welt – die alle hungrig sind. Und das nutzt der Essensstand im ersten Obergeschoss bei der Preisgestaltung. Für einen kleinen Hotdog werden stolze neun Euro verlangt, ein Hamburger kostet dasselbe. Wohlgemerkt handelt es sich in beiden Fällen um die Basisversion – ohne besondere Soßen oder Ähnliches. Doch auch hier läuft das Geschäft bestens, und die Medienvertreter stehen sich auf den etwa 20 Quadratmetern sprichwörtlich auf den Füßen. Ein Grund dafür ist, dass sie nicht kurz vor die Tür huschen können, um sich einen Snack zu holen. Denn dafür müssten sie beim Hineingehen noch einmal den kompletten Sicherheitscheck durchlaufen, der seine Zeit dauert. Beschwerden über Essen im Olympischen Dorf Die Verpflegung während der Spiele ist nicht nur bei Fans und Journalisten ein wichtiges Thema, auch die Athleten beschäftigt es. Gerade zu Beginn der Spiele gab es im Olympischen Dorf zahlreiche Beschwerden über die Mensa, in der täglich bis zu 60.000 Mahlzeiten zubereitet werden ( mehr dazu lesen Sie in unserer Reportage aus dem Olympischen Dorf ). "Das Essen ist gelinde gesagt eine Katastrophe", erklärte der deutsche Hockey-Weltmeister Christopher Rühr vor einer knappen Woche. Seine Begründung: "Du stehst unglaublich lange an, es gibt unglaublich wenige Stationen. Und dann ist das Essen qualitativ auch nicht besonders gut." Solche und ähnliche Beschwerden gab es nicht nur aus dem deutschen Team. Vor allem die Briten gingen in die Offensive. "Von bestimmten Lebensmitteln gibt es nicht genug: Eier, Hühnchen, bestimmte Kohlenhydrate", sagte Andy Anson, Geschäftsführer des britischen Nationalen Olympische Komitees, der Zeitung "The Times" zum Start der Spiele. Britisches Team lässt Koch einfliegen Und Anson ging noch weiter. Er sagte, dass "den Athleten rohes Fleisch serviert wird", die Speisen im Athletendorf insgesamt "nicht angemessen" seien, und forderte "dramatische Verbesserungen". Deshalb ließ Team Großbritannien sogar einen zusätzlichen Koch einfliegen. Zuletzt hob Ansons jedoch hervor, dass es aufwärtsgehe und die Veranstalter die Probleme angehen würden. "Paris 2024 kümmert sich darum", so Anson. Der deutsche Turner Nils Dunkel teilt diese Auffassung. Er ist schon seit über einer Woche im Olympischen Dorf und hat die Entwicklung dort Tag für Tag beobachtet. "Am Anfang hat man hat das Gefühl gehabt, dass die vom Personal nicht hinterherkommen. Da waren auch noch nicht alle Essensstationen offen. Aber inzwischen finde ich es in Ordnung", erklärte Dunkel t-online. Er hob zudem hervor, dass die Veranstalter aus den Problemen zu Beginn schnell gelernt hätten. Ei isst Dunkel "aus Sicherheitsgründen" aber trotzdem nicht. Bestens vorbereitet war derweil das australische Team. Die Delegation aus Down Under brachte über drei Tonnen Thunfisch, 10.000 Müsliriegel und 2.400 Meat Pies, ein australisches Nationalgericht, mit nach Paris. So teuer wie am Eiffelturm dürfte das aber selbst mit Transport nicht gewesen sein.