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Август
2024

„Kommunarka“: Von der Hinrichtungsstätte zur Gedenkstätte

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Die „Kommunarka” (nicht zu verwechseln mit dem Moskauer Stadtteil Kommunarka) war ursprünglich die Sommerresidenz des Chefs des sowjetischen Innenministeriums (NKWD), Heinrich Jagoda. Nach seiner Verhaftung im Frühjahr 1937 wurde auf dem Gelände seiner Datscha ein Schießplatz eingerichtet. Bis Anfang der 1990er Jahre handelte es sich um eine geheime Sondereinrichtung. Im Jahr 1999 wurde das Gelände vom Föderalen Sicherheitsdienst (FSB) an die Russisch-Orthodoxe Kirche übertragen. Heute ist es eine Gedenkstätte. (Foto: AGN Moskwa)
Zwischen September 1937 und November 1941 wurden in der „Kommunarka“ über 6600 Menschen erschossen. Die genauen Orte, an denen sie begraben wurden, sind jedoch noch nicht ermittelt worden. Warum dauert es so lange, bis dies geschieht?

Der Prozess der Freigabe von Informationen über die Lage der Hinrichtungsstätten, in denen die Opfer, einschließlich der Opfer des Großen Terrors, begraben wurden, begann erst Ende der 1980er Jahre. Solche Schießplätze waren Einrichtungen der Geheimpolizei und des Geheimdienstes. Im Jahr 1993 war es schon klar, dass es in Moskau fünf solcher Erschießungsgelände gab. Auf zwei von ihnen – auf dem Gelände des Jausa-Krankenhauses und dem Wagankowoer-Friedhof – wurden die in den 1920er Jahren Erschossenen begraben. Auf drei Plätzen sind die Opfer des Großen Terrors begraben. Dies sind der Schießplatz von Butowo, die „Kommunarka“ und das Donskoi-Krematorium.

Anfang der 1990er Jahre wurden in Moskau und im Moskauer Gebiet Untersuchungen durchgeführt – Zeugen und Teilnehmer der Erschießungen wurden befragt. Auf der Grundlage ihrer Aussagen hat man Karten der Massengräber auf dem Schießplatz von Butowo und in der „Kommunarka“ erstellt. In den späten 1990er Jahren wurde der ehemalige Schießplatz im Moskauer Stadtteil Butowo überprüft. Die Arbeiten bestätigten, dass die Karte der Massengräber korrekt war.

Die „Kommunarka“

Die „Kommunarka“ ist die ehemalige Sonderresidenz des Volkskommissars für innere Angelegenheiten Heinrich Jagoda. Im Frühjahr 1937 wurde er verhaftet. Auf dem Gelände seines Sommersitzes fanden Massenbegräbnisse der Erschossenen statt. Aus verschiedenen Gründen wurden damals keine Feldarbeiten zur Überprüfung der Anfang der 1990er Jahre erstellten Karte durchgeführt. Erst 2013 wurde damit begonnen, eine der drei auf der Karte verzeichneten vermuteten Begräbnisstätten zu überprüfen. Seit 2017 beteiligen sich das Gulag-Museum und die „Stiftung für das Gedenken“ an der Arbeit. Die Stiftung wurde vom Museum gegründet und arbeitet mit ihm zusammen, um die Erinnerung an die Opfer des politischen Terrors zu verewigen.

Bald wurde klar, dass es sich bei dieser vermuteten Begräbnisstätte nicht um ein Gräberfeld handelt. Seit 2018 werden die Untersuchungen mit nichtinvasiven Methoden fortgesetzt. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse wurden 130 Bodenanomalien in der „Kommunarka“ identifiziert. Heute können wir nicht genau sagen, dass es sich bei allen von ihnen um Grabstätten handelt. Die endgültige Schlussfolgerung kann erst nach der Durchführung archäologischer Arbeiten gezogen werden.

Ist eine genetische Identifizierung von sterblichen Überresten in Zukunft möglich?

Ja, das ist möglich. Die Vorbereitungen dafür sind bereits im Gange. Genau das ist einer der Gründe, die den Beginn der archäologischen Arbeit verlangsamen. Wir planen, anthropologische und genetische Methoden zur Identifizierung der sterblichen Überreste einzusetzen. Zusammen mit unseren Partnern haben wir bereits neun DNA-Tests an direkten Nachkommen der in der „Kommunarka“ Bestatteten durchgeführt. Darüber hinaus ist es in Zukunft möglich, die DNA der sterblichen Überreste von Repressionsopfern mit der DNA der Personen zu vergleichen, die den Test bei unseren Partnern durchgeführt haben.

In der „Kommunarka“ gibt es eine Reihe von Namensschildern. Wurden die Überreste dieser Personen schon identifiziert?

In der „Kommunarka“ wurden bisher keine menschlichen Überreste gefunden. Soweit mir bekannt ist, wurden vermutlich nicht alle Personen, deren Namensschilder dort angebracht wurden, auch dort begraben. Die „Kommunarka“ dient hier als Ort des Gedenkens. Die Tafeln sind eine Art Kenotaph. Sie bewahren die Erinnerung an eine Person.

Wie werden die Pläne zur Umwandlung der Hinrichtungsstätte in eine Gedenkstätte umgesetzt?

In Zusammenarbeit mit öffentlichen Organisationen und der Russisch-Orthodoxen Kirche wurde eine Mauer des Gedenkens errichtet, an der alle vermutlich in der „Kommunarka“ bestatteten Personen aufgeführt sind. Im Jahr 2020 wurde vom Gulag-Museum und der Stiftung ein Informationszentrum eröffnet. Es informiert über den Großen Terror auf dem Gebiet Moskaus und in der Region Moskau sowie speziell über die Bestattungen in der „Kommunarka“. Es gibt Informationsstände, an denen sich die Besucher individuell orientieren können. Geplant sind die Auffindung und Markierung der Grabstätten, die Entwicklung eines Audioguides und eine größere Ausstellung.

Das Interview führte Olga Silantjewa.

Запись „Kommunarka“: Von der Hinrichtungsstätte zur Gedenkstätte впервые появилась Moskauer Deutsche Zeitung.