Tiergarten-Mörder gegen Evan Gershkovich: USA und Russland machen Deal
Der wegen Spionage verurteilte US-Journalist soll aus Russland freikommen. Im Gegenzug reist ein verurteilter Mörder von Deutschland nach Russland. Russland und der Westen haben einen groß angelegten Gefangenenaustausch vereinbart, der auch die Freilassung des in Russland verurteilten US-Reporters Evan Gershkovich umfasst. Nicht nur der im März 2023 inhaftierte Reporter des "Wall Street Journal" kommt frei, sondern auch der frühere US-Soldat Paul Whelan sowie zahlreiche Kremlkritiker. An dem Austausch sind mehrere weitere westliche Länder beteiligt. Der gesamte Austausch soll vom türkischen Geheimdienst koordiniert werden. Nach Angaben des türkischen Präsidialamtes ist auch der "Tiergartenmörder" Vadim Krasikow Teil des Austausches. Der Russe Krasikow war in Deutschland im Dezember 2021 wegen der Ermordung eines tschetschenisch-georgischen Dissidenten im Berliner Tiergarten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der in Belarus verurteilte Deutsche Rico K. kommt im Zuge des Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen ebenfalls frei. Das teilte das türkische Präsidialamt am Donnerstag mit. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" will Bundeskanzler Olaf Scholz die Gefangenen in Berlin in Empfang nehmen und am Abend ein Statement abgeben. Austausch wohl in Türkei Der US-Journalist Gershkovich war am 19. Juli wegen "Spionage" zu 16 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt worden. Der Prozess gegen den 32-Jährigen hatte nur etwas mehr als drei Wochen gedauert. Der 54-jährige frühere US-Soldat Whelan wurde im Dezember 2018 in Russland inhaftiert. Deal hatte sich abgezeichnet In den vergangenen Tagen hatte die Verlegung mehrerer in Russland inhaftierter Oppositioneller sowie der unklare Verbleib weiterer Häftlinge Spekulationen über einen bevorstehenden größeren Gefangenenaustausch genährt. Zu den betroffenen Häftlingen gehörte außer Whelan laut der unabhängigen Website "Sotavision" auch der wegen Landesverrats verurteilte Deutsch-Russe Kevin Lik. Verlegt wurden nach Angaben ihrer Anwälte unlängst auch der wegen "Hochverrats" und der "Verbreitung falscher Informationen" verurteilte russische Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa sowie der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin, der als enger Vertrauter des 2015 ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow und Freund des in einem russischen Straflager gestorbenen Alexej Nawalny galt.