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2024

Hope HB.916 im Test: Ist weniger High-Pivot manchmal mehr?

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Hope HB.916 im Test: Schicke Frästeile aus Aluminium – das ist es, womit sich die Firma Hope Technology aus dem britischen Barnoldswick einen Namen gemacht hat. Doch neben Naben, Kurbeln und dicken Bremsen hat die Edelschmiede auch feine Mountainbikes im Programm. Das Hope HB.916 High-Pivot Enduro Bike stellt den Carbon-gewordenen Traum vieler Hope-Fans dar. Wie sich der Exot mit High-Pivot-Hinterbau auf hiesigen Hometrails schlägt, haben wir für euch getestet.

Video: Hope HB.916 im Test

Steckbrief: Hope HB.916

EinsatzbereichEnduro
Federweg170 mm/160 mm
Laufradgröße29ʺ, Mullet (29″/27,5″)
RahmenmaterialCarbon
Gewicht (o. Pedale)16,0 kg
RahmengrößenH1, H2, H3, H4 (im Test: H4)
Websitewww.hopetechhb.com
Preisspanne4.700 Euro - 10.300 Euro
Im Test: HB.916
Preis: 8.500 Euro

Mit dem Hope HB.916 stellten die Engländer im Jahr 2022 den Nachkommen des HB.160 Enduro Bikes vor. Damit verfügt das Mountainbike-Portfolio wieder über ein zweites Modell und ergänzt so das HB.130 – ein 29er Trail Bike mit 130 mm. Auch der neuste Bolide aus der Exoten-Schmiede – ausgestattet mit 170 mm an der Front und 160 mm am Heck – wird in Handarbeit in den heimischen Produktionsstätten in Barnoldswick/England gefertigt. Mit dem HB.916 will sich Hope ebenfalls die Vorteile des High-Pivot-Hinterbaus zunutze machen und setzt auf ein Eingelenker-System mit Drehpunkt in der Kettenstrebe.

Das HB.916 kann per Flip-Chip-Anpassung als Mullet- oder Full-29-Bike pilotiert werden, zusätzlich gibt es die Möglichkeit, auch die Geometrie leicht anzupassen. Wer dieses edle High-Pivot-Bike sein Eigen nennen möchte, hat verschiedene Varianten zur Auswahl. Gestartet wird mit einem Rahmenset in Carbon-Finish inklusive Dämpfer, Steuersatz und Tretlager für 4.700 €. Komplettbikes ohne Schaltung starten bei 7.900 € für ein fahrfertiges HB.916, in der Top-Ausstattung werden bis zu 10.300 € aufgerufen. Unser rund 16 kg leichtes Testbike mit Fox Factory Fahrwerk, SRAM GX-Schaltung samt gefräster Hope Tech-Anbauteilen kommt auf 8.500 €. Wie sich das HB.916 auf dem Trail geschlagen hat, erfahrt ihr in den folgenden Kapiteln.

# Das Hope HB.916 ein waschechtes Enduro Bike mit 170 / 160 mm Federweg - preislich liegt das von uns getestete High-Pivot -Bike bei rund 8.500 €.
Diashow: Hope HB.916 im Test: Ist weniger High-Pivot manchmal mehr?
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Im Detail

Neben dem feinen Carbon-Finish des Hauptrahmens stechen an unserem Hope HB.916 Testbike ebenso die CNC-Frästeile hervor, die beispielsweise Sitz- und Kettenstreben mit der Umlenkung verbinden. Hope zufolge ist man diesen Weg gegangen, um die Rahmenlager in Aluminium einpressen zu können – außerdem sollen diese durch eine breitere Abstützung länger ihren Dienst tun. Das heute fast schon unentbehrliche Staufach im Rahmen hat ebenfalls seinen Platz im Unterrohr gefunden. Hope bezeichnet es als „Butty Box“ – was umgangssprachlich für „Brotbüchse“ steht. Sämtliche Leitungen werden im Rahmeninneren verlegt, dazu gibt es schützendes Gummi an den Hinterbaustreben, um diese vor einer schlagenden Kette zu schützen. Der Rahmen wird zudem durch einen vergleichsweise dünnen Unterrohrschutz vor Steinkontakt geschützt.

# Das HB.916 zeigt, was es unter dem Klarlack hat - und erfreut damit Kohlenstoff-Fans aller Welt, mit feinster, sichtbarer Karbonfaser.
# Neben Carbon als Rahmenmaterial werden auch schicke CNC-Frästeile verbaut …
# Beispielsweise werden damit die Carbon-Sitz- und Kettenstreben mit der Umlenkung verbunden.
# Natürlich darf der obligatorische Kofferraum nicht fehlen am neusten Hope-Spross.

Das Eingelenker-Hinterbausystem verwaltet 160 mm Federweg und setzt dabei auf einen erhöhten Drehpunkt samt Kettenumlenkung. Das High-Pivot-Konzept soll dafür sorgen, dass der Pedalrückschlag durch die erhöhte Längung des Hinterbaus reduziert wird und sich der Anti-Squat-Wert auf das von Hope gewünschte Niveau einpendelt. Grundsätzlich fällt die nach hinten gerichtete Bewegung der Hinterradachse nicht ganz so stark aus wie bei manch anderen High-Pivot-Bikes, was an der nicht ganz so extrem hohen Position des Hauptdrehpunktes liegt.

# Ein Eingelenker-Hinterbau-Konzept hält enduro-typische 160 mm Federweg bereit und vergönnt durch den hohen Drehpunkt Vorteile wie einen reduzierten Pedalrückschlag.

Bei ca. 90 mm genutzten Federweg erreicht das Hope HB.916 seinen maximal nach hinten gerichteten Achsweg von ca. 9 mm und kehrt dann wieder um in die entgegengesetzte Richtung, bis die vollen 160 mm Federweg verbraucht sind. Im Vergleicht: ein extremes High-Pivot-Konzept wie das des Forbidden Dreadnought zeigt eine nach hinten gerichtete Achsweg von maximal 30 mm, ohne dabei einen Richtungswechsel zu vollführen. Wie sich dies auf das Fahrgefühl des HB.916 im Vergleich zu anderen High-Pivot-Bikes auswirkt, folgt im späteren Kapitel „Auf dem Trail“.

# Wie ersichtlich in diesem Graph endet der Achsweg bei 9 mm und rund 90 mm Hub - ab diesem Punkt macht er wieder kehrt.
# Der Anti-Squat-Wert des HB.916 liegt bei rund 100 % - was das Pedalierverhalten verschiedenen Situationen effizient und neutral gestalten soll.

Ein weiteres interessantes Detail ist die Platzierung des Drehpunkts der Hinterradaufhängung um die Hinterradachse, des Hope HB.916 – ähnlich wie beim Trek ABP-System oder Split-Pivot von Devinci. Diese Platzierung ermöglicht es, die Bremskräfte von der Hinterradaufhängung zu trennen, sodass beide Systeme unbeeinflusst ihre Arbeit verrichten können. Der im Vergleich zu einem hohen Single-Pivot-Design (wie z. B. Forbidden Dreadnought) eher geringe Anti-Rise-Wert von ca. 80 % soll dazu führen, dass das Bike beim Bremsen weniger eintaucht und damit aktiver bleibt. Das bei Eingelenker-High-Pivot-Bikes oft zitierte Bremsstempeln soll damit verhindert werden.

# Hope setzt beim HB.916 auf einen Drehpunkt um die Hinterradachse …
# Dieses Konzept ist bspw. vom Trek ABP-System bekannt und soll Bremskräfte vom Fahrwerk entkoppeln.

Ein Flip-Chip am oberen Ende der Sitzstrebe ermöglicht es, zwischen Full-29 und Mullet-Bike zu wechseln, ohne die Geometrie dramatisch zu beeinflussen. Der Rocker-Link verfügt zudem über einen aufgedruckten SAG-Indikator, der einem den Einstellprozess des Hinterbaus erleichtern soll.

# Der Flip-Chip an der Umlenkung lässt den Wechsel von Full-29 zum Mullet-Modus zu, ohne die Geometrie dabei nennenswert zu beeinflussen.

Apropos Hinterbau … die Kettenstreben beim Hope HB.916 messen über alle Größen 440 mm, was bei einer Inhouse-Fertigung wie der von Hope etwas überrascht. Hier hätten wir uns mitwachsende Kettenstreben gewünscht, die allen Rahmengrößen die gleiche Balance verschaffen. An dieser Stelle grätscht die V2-Version des HB.916 rein, denn ab Mai 2024 sollen die Rahmengrößen H3 & H4 über längere Kettenstreben verfügen. Konzipiert wurde das Hope HB.916 für den Betrieb mit einem Stahlfederdämpfer, mit einer Hinterbauprogression von 26 %, sind jedoch auch Luftdämpfer keine schlechte Wahl.

Geometrie

Beim Hope kann aus vier Rahmengrößen gewählt werden, die laut Tabelle Körpergrößen von 1,62 m bis 2,03 m einen Sitzplatz bieten. Die Geometrie lässt sich grundsätzlich als modern und abfahrtsorientiert bezeichnen. Dank des verbauten Flip-Chips kann vom Full-29 in den Mullet-Modus gewechselt werden, ohne Auswirkung auf die Geometrie des Bikes. Wer es jedoch besonders „slack“ mag, der kann das Standard-Setup mit 64° Lenkwinkel per verbautem Hope Winkelsteuersatz weiter abflachen und erhält durch den Tausch der Lagerschale flache 63,2°.

Hierdurch verändern sich zudem weitere Geometriewerte: bspw. verkürzt sich der Reach um 3 mm, der Sitzwinkel wird um 0,3° steiler und der Radstand nimmt derweil um 8 mm zu. Etwas eigen ist die Tatsache, dass der Sitzwinkel mit wachsender Rahmengröße immer flacher wird. Für große Menschen mit langen Beinen würde das Gegenteil mehr Sinn ergeben. Glücklicherweise befinden wir uns grundsätzlich auf einem steilen Sitzwinkel-Niveau und finden selbst in Größe H4 noch mindestens 77,5° vor.

# In unserer V1-Version verfügt das HB.916 noch nicht über mitwachsende Kettenstreben - im Fall unseres Testbikes in Größe H4, mit 510 mm Reach, passen die 440er-Kettenstreben jedoch gut.

An dieser Stelle müssen nochmals die Kettenstreben thematisiert werden, die über alle Größen 440 mm messen. Mitwachsende Kettenstreben wären hier von Vorteil und das nicht nur, weil das Hope HB.916 durch sein High-Pivot-Konzept während des Einfederns noch zusätzlich Länge am Hinterbau generiert. Hier soll die neuste Iterationsstufe (ab Mai 2024) des HB.916 Abhilfe schaffen und mit längeren Kettenstreben in den Größen H3 und H4 aufwarten.

Um die „Problematik“ zu verdeutlichen: Bei einem SAG von 30 % generiert man bereits einen Zugewinn von ca. 7 mm an Kettenstrebenlänge und stellt damit in Größe H1 einen 450 mm Reach einer 447 mm langen Kettenstrebe gegenüber. Ein H4-Rahmen kommt auf 510 mm Reach, was einer Differenz von 60 mm entspricht. Abgesehen davon ergibt sich in der getesteten Größe H4 eine ausgewogene, nicht zu extreme Geometrie, die bereits auf dem Papier Vorfreude ob der Fahreigenschaften des Hope weckt.

Rahmengröße H1
H2
H3
H4
Laufradgröße 29″ 29″ 29″ 29″
Reach 450 mm447 mm 470 mm467 mm 490 mm487 mm 510 mm507 mm
Stack 628 mm627 mm 637 mm636 mm 646 mm645 mm 655 mm654 mm
STR 1,401,40 1,361,36 1,321,32 1,281,29
Lenkwinkel 64°63,2° 64°63,2° 64°63,2° 64°63,2°
Sitzwinkel, effektiv 78°78,2° 77,9°78,1° 77,7°77,9° 77,5°
Sitzwinkel, real 75,4°75,6° 75,5°75,7° 75,5°75,7° 75,4°75,6°
Oberrohr (horiz.) 583,5 mm580,5 mm 606,5 mm603,5 mm 631 mm628 mm 655 mm652 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Sitzrohr 359 mm 410 mm 440 mm 470 mm
Überstandshöhe 700 mm 710 mm 725 mm 740 mm
Kettenstreben 440 mm 440 mm 440 mm 440 mm
Radstand 1.230 mm1.238 mm 1.254 mm1.262 mm 1.278 mm1.286 mm 1.303 mm1.311 mm
Tretlagerabsenkung 30 mm31,5 mm 30 mm31,5 mm 30 mm31,5 mm 30 mm31,5 mm
Tretlagerhöhe 344 mm342,5 mm 344 mm342,5 mm 344 mm342,5 mm 344 mm342,5 mm
Federweg (hinten) 160 mm 160 mm 160 mm 160 mm
Federweg (vorn) 170 mm 170 mm 170 mm 170 mm

Ausstattung

Für die Dämpfung an der Front unseres Testbikes ist eine Fox 38 Float Factory mit 170 mm zuständig, gepaart wird diese mit einem Fox X2 Factory Dämpfer, der für die Verwaltung von 160 mm Hub zuständig ist. Um das High-Pivot-Bike aus Großbritannien wieder einzufangen, sind standfeste und schicke Hope Tech 4 V4 MTB-Bremsen verbaut. Zusammen mit einer 220er-Scheibe am Vorderrad ein mächtiger Anker, wenn es um maximale Verzögerung geht. Durch ihre gute Einstellbarkeit bietet die V4 für so ziemlich jede Vorliebe den optimalen Druckpunkt, auch wenn dieser etwas weicher ausfällt. Bleiben wir bei Produkten aus eigenem Hause – denn das Cockpit, bestehend aus 800 mm Carbon-Lenker und 35 mm Vorbau, entstammt ebenfalls der Produktionsstätte von Hope.

# Das Testbike strahlte in güldenem Kashima …
# … zum Einsatz kamen die Factory Federelemente namens Fox 38 und X2.
# Gebremst wurde standesgemäß auf Stoppern aus dem eigenen Haus – Hope Tech 4 V4 mit ordentlich Power.

Geschaltet wird simpel und effizient per SRAM GX Eagle, die von einer CNC-gefrästen Hope Kurbel angetrieben wird. Die Hope Fortus 30 SC Laufräder sind mit Maxxis Exo+ MTB-Reifen in MaxxTerra-Gummimischung ausgestattet. Positiv kann die verbaute OneUp Variostütze erwähnt werden, die mit ihren 210 mm Hub zwar noch nicht dem Sweetspot des langen Testers entspricht, grundsätzlich aber keinen Grund zur Beschwerde rechtfertigt.

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# hope-hb-916-produkt-92634
# Eine OneUp Vario-Sattelstütze mit 210 mm Hub erleichterte dem langbeinigen Tester das Leben.

Stand Mai 2024 kann das HB.916 in verschiedenen Aufbaustufen oder als Rahmenkit inkl. Dämpfer erworben werden. Gabel und Dämpfer gibt es nun ausschließlich von Öhlins, bei den Anbauteilen kann man sich aus dem erwähnten Hope-Sortiment bedienen und ist dabei frei in seiner Farbauswahl. Der Einstiegspreis des Rahmenkits liegt bei 4.800 €, hierbei sind Dämpfer, Steuersatz und Tretlager inklusive. Komplettaufbauten starten beim „X0 Transmission AXS-Build“ für 10.800 €. Dazwischen gibt es unterschiedliche Variationen, mit und ohne Schaltgruppe. Anzumerken ist hierbei, dass das HB.916 zwar schon seit seiner Veröffentlichung über ein UDH-Schaltauge verfügt, das Enduro Bike jedoch zum Testzeitpunkt offiziell nicht mit der neuen SRAM Transmission kompatibel war. Mit der seit Mai 2024 verfügbaren V2-Version des HB.916 ist es nun möglich, die SRAM Transmission zu nutzen.

  • Federgabel Fox 38 Float Factory (170 mm)
  • Dämpfer Fox Float X2 Factory (160 mm)
  • Antrieb SRAM GX Eagle 12-fach
  • Bremsen Hope Tech 4 V4 (220 / 200 mm)
  • Laufräder Hope Fortus 30 SC 29″
  • Reifen Maxxis Assegai Exo+ MaxxTerra / Maxxis DHR2 Exo+ MaxxTerra
  • Cockpit Hope Carbon (800 mm) / Hope Gravity (35 mm)
  • Sattelstütze OneUp Dropper V2 (210 mm)

GabelFox 38 Float Factory (170 mm)
DämpferFox Float X2 Factory (160 mm)
SattelstützeOneUp Dropper Post V2 (210 mm)
SteuersatzHope
VorbauHope Gravity 35
LenkerHope Carbon 800 x 35 mm
GriffeDMR Death Grips
BremseHope Tech 4 V4
BremsscheibenHope Floating (220/200 mm)
SattelklemmeHope Intergrated
SattelWTB Volt
TretlagerHope T47 30 mm / DUB
KurbelnHope EVO, 170 mm
KetteSRAM GX Eagle
KassetteSRAM GX Eagle
SchaltwerkSRAM GX Eagle 12sp
SchalthebelSRAM GX Eagle
LaufräderHope Pro4 auf Fortus 30SC
ReifenMaxxis Assegai Exo+ MaxxTerra / Maxxis DHR2 Exo+ MaxxTerra

Auf dem Trail

Im ersten Uphill überrascht das Hope HB.916 mit einem wirklich neutralen Antriebsverhalten. Dem Hinterbau lässt sich kaum ein Wippen entlocken, und zusammen mit der angenehm aufrechten Sitzposition fühlt man sich gut integriert in das Enduro Bike aus UK. Auf sehr langen oder steilen Anstiegen betätige ich dennoch den Climb-Switch des Fox X2-Dämpfers, da so noch ein Quäntchen mehr Kraft in Vortrieb transformiert werden kann.  Das Hope HB.916 präsentiert solide Klettereigenschaften, kann jedoch nicht als spritzig bezeichnet werden. Die zusätzliche Umlenkrolle mit 18 Zähnen ist unauffällig und, solange gut geschmiert und sauber, sogar durchaus leise. Ob und wie viele Extrakörner sie dabei von mir verlangt, kann nur schlecht abgeschätzt werden. Persönlich sehe ich die theoretischen Extrawatt für solch ein Enduro Bike als vernachlässigbar an.

# Als absolut solide können die Klettermanieren des Hope HB.916 bezeichnet werden - die aufrechte Sitzposition, kaum ein Wippen im Hinterbau und das verhältnismäßig geringe Gewicht tun ihr Übriges.

Der Erstkontakt mit dem Hope HB.916 war sogleich auch ein Shuttle-Test-Event. Nebel und 2 Grad Celsius begrüßten mich vor Ort, später sollte noch starker Wind und etwas Nieselregen dazustoßen, klasse! Das erste Setup fiel daher eher rudimentär aus: Die Fox 38 wurde auf gewohnte 115 psi eingestellt und der Fox X2 auf 30 % SAG. Empfohlen wird seitens Hope ein Negativfederweg zwischen 27 und 33 %, je nach Gusto. Trotz widriger Bedingungen und einem eher lieblosen Standard-Setup fühle ich mich sofort wohl auf dem Rad.

Einzig die martialisch wirkende Hope Tech 4 V4 Bremse mit 220er-Scheibe an der Front benötigt etwas Gewöhnung. Denn die Kombination aus enormer Bremskraft und mäßig griffigem Maxxis MaxxTerra-Gummi bei nassem Untergrund und niedrigen Temperaturen gibt es doch ein paar Schreckmomente – das bringt mich im Laufe des Bike-Tests dazu, eine andere Laufrad-Reifen-Kombination zu verbauen, die das Potenzial des Bikes nicht einbremst.

# Draufsetzen und ballern - das ist mit dem intuitiv und einfach zu fahrenden HB.916 möglich.
# Es benötigt keine große Eingewöhnungsphase oder nervraubendes Setup-Geschraube, um sich auf dem Bike wohlzufühlen.

Die Balance in Größe H4 fällt harmonisch aus, die im Sag auf 447 mm anwachsenden Kettenstreben passen gut zum langen Rahmendreieck und ermöglichen eine zentrale Position im Bike. Der 63,2°-Lenkwinkel im flachen Setting fühlt sich vor allem auf steilen Abfahrten zuhause, dagegen verlangt er in flacheren Kurven mehr Konzentration, damit immer ausreichend Druck auf der Front anliegt. Dennoch ist mir in keiner Situation der Grip des Vorderrads abhandengekommen.

# Die Geometrie verschafft eine zentrale Position im Bike, was eine gute Balance bewirkt - einzig das Vorderrad muss gelegentlich mehr Zuwendung – in Form von Druck – erhalten, um ausreichend Grip zu generieren.

Da ich einige Erfahrung mit High-Pivot-Bikes sammeln durfte, fällt direkt auf, dass das HB.916 kein supersattes HP-Feeling erzeugt. Was auch logisch ist, denn vergleicht man die Zahlen mit denen anderer High-Pivot-Bikes, verändert sich die Geometrie nur wenig, während man durch den Federweg geht. Das hat zur Folge, dass man bei einem Blindtest wohl davon ausgehen könnte, ein klassisches Enduro-Bike zu fahren und keines mit höherem Drehpunkt. Auch wenn der Effekt dieses Hinterbaukonzepts deutlich geringer ausfällt, ist er dennoch in Summe spürbar und bietet auf technisch wurzeligen oder steinigen Abfahrten noch Vorteile im Überrollverhalten, die durch das eher dezent nach hinten ausweichende Hinterrad ermöglicht werden. 

# Ob man das Hope HB.916 im Blindtest als High-Pivot-Bike identifizieren würde …
# … ist eher fraglich - dennoch bietet es primär im technischen Gelände Vorteile im Überrollverhalten.

Das HB.916 benötigt damit keine Eingewöhnungszeit, um sich vollkommen zu Hause zu fühlen, so wie es etwa bei einem Forbidden Dreadnought oder Deviate Claymore (Deviate Claymore Test) der Fall ist. Dort benötigen die stärker anwachsenden Kettenstreben ein paar Prüf- und Einstellfahrten, um sich an die Fahreigenschaften zu gewöhnen. Das Hope bietet eine solide Plattform mit viel Gegenhalt, um an beliebigen Ecken und Kanten abzuziehen und benötigt dabei kein angepasstes Timing. Es lässt sich leicht durch Kurven und Anlieger manövrieren und verleitet dabei zu einem weit geöffneten Gashahn. Auch in harten Segmenten bleibt es die Ruhe selbst und wirkt nie überfordert. Die gewählte Linie kann ohne große Mühen gehalten werden, auch wenn sie sich als nicht optimal entpuppt und Unruhe ins Fahrwerk bringt.

# Egal, ob wilde Steinfelder oder mit Sprüngen durchzogener Flowtrail - das HB.916 kann bügeln wie abziehen.

Das weniger hoch gewählte High-Pivot-Konzept von Hope und die damit weniger extreme Geometrieveränderung im Fahrbetrieb ergeben einen wirklich guten Allrounder, der sich verspielt fahren lässt und nicht nur auf steinige, steile Abfahrten aus ist. Das verhältnismäßig geringe Gewicht von 16 kg (gewogen, Größe H4), wirkt sich ebenfalls positiv auf die das breite Einsatzspektrum aus. Dabei erzeugt das HB.916 ein erstaunlich hohes Sicherheitsgefühl und schreckt weder vor technischen noch schnelleren Baller-Abschnitten zurück.

# Ein Steinfeld-fressender Allrounder

Im Vergleich

Im Vergleich zu anderen Vollblut High-Pivot-Bikes stellt das Hope HB.916 eine weniger extrem ausgeprägte Option in Sachen „Magic Carpet“ dar. Was jedoch nicht als negativ zu werten ist, geht es um die allgemeine Performance am Trail. Denn das Hope stellt einen sehr gelungenen Allrounder dar, der nur keine so ausgeprägten Bügelmanieren zur Verfügung stellt, wie es ein Deviate Claymore oder Nicolai Nucleon tut. Das HB.916 liefert ein rundes Paket, das sich keine Schnitzer erlaubt, aber auch keinen Wow-Effekt erzeugt. Dafür kann es locker mit der Wendigkeit eines Trek Slash mithalten und das ohne Umstellung auf ein Mullet-Setup. Zudem benötigt es im direkten Vergleich zum Claymore oder Nucleon keinerlei Eingewöhnungsphase für den Fahrer oder die Fahrerin.

Das ist uns aufgefallen

  • Bremspower Die Hope Tech 4 V4-Bremsen gepaart mit einer 220er-Scheibe an der Front sorgen für ordentlich Bremspower. Zuerst ein wenig gewöhnungsbedürftig, dann über jeden Zweifel erhaben. Die Einstellbarkeit und die daraus resultierende Dosierbarkeit kann überzeugen.
  • Low High-Pivot In Bezug auf die Geometrieveränderung im Fahrbetrieb geht das von Hope eigens interpretierte High-Pivot-System nicht ins Extrem. Die nach hinten gerichtete Achsbahn erreicht mit gerade mal 9 mm ihr Maximum. Gerade genug, um einen gewissen High-Pivot-Effekt über Steine und Wurzeln zu spüren.
  • Anpassbarkeit Die Möglichkeit, zwischen Full-29 oder Mullet-Bike zu wechseln und dabei noch den Lenkwinkel anzupassen, ergibt Spielraum für ein individuelles Setup.
  • Allroundfähigkeiten Das verhaltene Anwachsen der Kettenstreben birgt den Vorteil, dass das HB.916 einen erstaunlich guten Allrounder abgibt, der für so ziemlich alles bereit ist. Auch wenn es eher gemütlich bergauf geht, so gibt es bergab keine Herausforderung, welcher das Hope nicht gewachsen zu sein scheint. Egal, ob technisch, verspielt oder schnell und sprunglastig – das Hope weiß damit umzugehen.
  • Sicherheitsgefühl Aufsteigen und wohlfühlen … diese Beschreibung passt perfekt zum HB.916. Auch ohne langes Tüfteln und Anpassen vermittelt das Hope von Beginn an Sicherheit auf dem Trail und verleitet dazu, es richtig krachen zu lassen.
  • UDH vs. Transmission Unser HB.916 Testbike verfügt zwar über ein UDH-Schaltauge, dennoch ist es laut Hope nicht mit der neuen SRAM Transmission kompatibel. Das V2-Update des Hope HB.916 ist nun offiziell mit Transmission erhältlich.
  • Geräuschkulisse Eine weitere positive Eigenschaft des Hope HB.916 ist seine Geräuschkulisse. Denn diese ist mehr oder weniger nicht vorhanden. Einzig der Idler kann bei fehlender Pflege und Schmieröl hörbar werden.
# Es wird wohl niemanden überraschen, dass die Hope Anker mit 220er-Scheibe an der Front ordentlich zupacken.
# Mit maximal 9 mm nach hinten gerichteter Hinterbaulängung interpretiert Hope das HP-Konzept weniger extrem als die Konkurrenz.
# Der Flip-Chip an der Umlenkung sowie der einstellbare Lenkwinkel geben dem Hope viel Spielraum für Individualität.
# Das HB.916 ist ein Allrounder mit hohem Sicherheitsgefühl ab dem ersten Meter.
# Das Hope verfügt jeher über ein UDH-Schaltauge, jedoch kann dieses offiziell erst ab der V2-Entwicklungsstufe mit einer SRAM Transmission kombiniert werden.
# Nicht nur aufgrund des hier gezeigten Kettenstrebenschutzes ist das Hope ein wirklich leises Rad. Auch sonst lässt sich kaum ein Geräusch vernehmen, im Fahrbetrieb.

Fazit – Hope HB.916

Hope hat sich bei seinem HB.916 für ein weniger hoch angesetztes High-Pivot-Konzept entschieden – und damit auch für eine weniger extreme Geometrieveränderung im Fahrbetrieb. Das macht das HB.916 schlussendlich zu einem wirklich guten Allrounder und weniger zu einem über Steine fliegenden High-Pivot-Bügelgerät. Vielmehr lässt es sich auch verspielt fahren und ist nicht nur auf mit Hindernissen gespickte, steile Abfahrten aus. Dennoch erzeugt das HB.916 ein erstaunlich hohes Sicherheitsgefühl und schreckt weder vor langsamen und technischen noch schnelleren Baller-Abschnitten zurück. Die gute Einstellbarkeit hilft dabei, das persönlich präferierte Setup zu finden, egal ob durch Full-29- und Mullet-Modus oder die Wahl des Lenkwinkels. Wer die etwas gemütliche Uphill-Performance in Kauf nimmt, erhält mit dem Hope HB.916 ein Enduro, das mit viel Abfahrtsvergnügen glänzt – außergewöhnliche Optik inklusive.

Hope HB.916 Pro / Contra

Pro

  • Draufsitzen und Wohlfühlen-Effekt
  • Hohe Nehmerqualitäten in rauem Gelände
  • Gute Allrounder-Eigenschaften durch wenig extremes Konzept
  • Hohe Anpassbarkeit durch Flip-Chip und Lenkwinkel-Verstellung
  • Leichter High-Pivot-Effekt ohne bekannte Nebenwirkungen

Contra

  • Kein schlechter Kletterpartner - aber nicht der schnellste
  • Reifenwahl der Originalausstattung
  • Wer den High-Pivot „Magic Carpet“ sucht, wird hier nur bedingt fündig
# Ein Steinfeld-fressender Allrounder - der mit seiner nicht zu extremen Geometrie und weniger stark ausgeprägten High-Pivot-Eigenschaften ein großes Einsatzspektrum abdeckt.

Testablauf

Wir konnten das Hope HB.916 bei den teils widrigen Bedingungen des vergangenen Herbsts und Winter ausgiebig für euch testen. Dabei musste sich das Enduro-Bike sowohl im normalen Enduro-Betrieb mit Up- und Downhill als auch bei Shuttle-Sessions beweisen.

Hier haben wir das Hope HB.916 getestet

  • Taunus, Hessen Naturbelassene Trails mit zahlreichen Wurzeln und Steinen von flach bis steil. Außerdem gebaute Strecken, Flowtrails und Enduro-Strecken
  • Heidelberg, Baden-Württemberg Teils steile ruppige, teils flowige Trails mit Anliegern sowie die Downhill-Strecke des HD Freeride eV.
  • Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Flowige, abwechslungsreiche und überwiegend naturbelassene Trails auf einem Mix aus Waldboden und steinigem Untergrund.
  • Darmstadt, Hessen Schnelle Trails mit Anliegern auf teils sandigem Boden.
Tester-Profil: Michael Biernoth
Körpergröße 194 cm
Schrittlänge 92 cm
Oberkörperlänge 71 cm
Armlänge 68 cm
Gewicht 100 kg
Mitch ist seit 2013 auf dem Mountainbike unterwegs. Gern bügelt er mit dem Enduro- oder Trail Bike auf heimischen Trails, egal ob flowig oder steil und technisch. Einer seiner Leidenschaften ist das Segeln, jedoch nicht auf dem Wasser, lieber durch die Luft am Local Jumpspot oder anderen Gelegenheiten in den Bikeparks dieser Welt.
Fahrstil
verspielt, strammes Grundtempo, lieber eine Kurve mehr als Straightline
Ich fahre hauptsächlich
Enduro, Trail, Jumps und auch gern mal Downhill
Vorlieben beim Fahrwerk
etwas straffe, so wenig Dämpfung wie möglich, soviel viel Zugstufe wie nötig, ausreichend Pop
Vorlieben bei der Geometrie
ausreichender Reach, mittellange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel