Gedanken des Balkonisten: Märchenhafter Wildwuchs oder Chaos im EU*ropischen Garten?
Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer
Die abendlichen Nachrichten der letzten Tage hatten es selbst für hartgesottene Zeitgenossen wie unseren Balkonisten in sich. Noch gravierender war, dass sogar der ansonsten phlegmatisch-stoische Kater Murr III. wiederholt seinen angestammten Platz vor dem Fernseher räumte, um den Fortgang der qualitätsgesicherten teutonischen Nachrichten zu boykottieren.
Das Ganze gipfelte zuletzt in der fast schon genialen Aussage von des Balkonisten Ehefrau Gertrude: "Solches Unkraut und solchen Wildwuchs gibt es nicht einmal im ungepflegtesten Schrebergarten", wobei sie sich explizit auf ihr Lieblingsgemüse namens "Brussels (!) sprouts" bezog (zu Deutsch: Rosenkohl).
Was war denn geschehen? Wir wollen es im Folgenden, ganz im Sinne der bisweilen fantastischen und abenteuerlustigen Wirtschafts- und Außenpolitik, ein wenig märchenhaft darstellen.
Zunächst stellte ein poln'scher Gärtner namens R. S. (alias Radix Cichorii) gewisse Forderungen auf, besonders besorgt um die Zukunft eines noch nicht offiziell angegliederten östlichen Nachbargartens (dieser liegt angrenzend an den EU*ropischen Wundergarten und direkt jenseits der östlichen Begrenzung des NA* Tors).
Daher ließ er zum Beispiel vernehmen, dass "die nationalen Beschränkungen für den Einsatz von Langstreckenwaffen aufzuheben" seien, damit die durch Vertragsanbahnungen fast schon EU*ropische und zudem lupenrein demokratische Ukra*Nazione Angriffe im entfernten Osten durchführen könne, also tief im Garten des "bösen Aggressors". Jenes Aggressors, dessen Name, ebenso wie der Buchstabe "Z", besser nicht genannt werden soll (ganz so wie bei Harrry Potter: "The ... You-know-Who!" : man nenne ihn nicht bei Namen und rede vor allem auch nicht mit ihm!).
Der wild gewordene poln'sche Gärtnergeselle sieht den kriegerischen Einsatz weitreichender Waffensysteme als eine "legale Verteidigung im Lichte des internationalen Rechts"– ganz so beiläufig, wie man eben ein wenig Unkraut im Nachbargarten jätet zum Schutz des eigenen Gemüses (und da sind wir wieder bei den "Brussels sprouts"!).
"Zapperment! Dat Ding werd lichter!", denkt unser Balkonist. Bisher wurden stets die etwas schummerigen "wertebasierten Regeln" bemüht, aber jetzt haben wir auch noch das "Licht des internationalen Rechts"! Man beachte, dass hier nicht exakt die Rede ist vom Völkerrecht, basierend auf den international anerkannten UN-Konventionen! Und wir wissen auch: Dort, wo Licht ist, ist eben auch viel Schatten!
Welch naiver Schildbürger, der denkt, dass ein solch großartiger poln'scher Landschaftsgärtner das Licht seiner expansiven Worte unter den Scheffel stellen würde.
Zunächst wird im EU*ropischen Schrebergartenrat natürlich die Freigabe für Waffen großer Reichweite nicht erteilt, denn erst müssen die "großen friedlichen Spiele", also die Korrupt*iade in Paris, sicher über die Bühne gehen (gerade weil die gleichsam völlig korruptionsfreie Fußball-UEFA-EURO etwas im Sande verlaufen war).
Dass in ihrer Anfangszeit die modernen Olympischen Spiele ein Zeichen der Völkerverständigung waren und Sportler aller Herren Länder eingeladen wurden, muss wohl ein grundlegendes historisches Missverständnis sein.
Ebenso wie vormals "Brot und Spiele" untrennbar zusammengehörten, um den Plebs schön ruhigzustellen, ihn zu amüsieren und abzulenken (denn eine große, wenn auch widerwärtig blutrünstige Show konnte man schon im alten Rom trefflich inszenieren!). Heuer hingegen werden aus Kostengründen und wegen "best nanni" (also "best governance") diese unterhaltsamen Spiele nun gänzlich ohne Brot gereicht.
Auch kommen sie recht exklusiv- ausgrenzend in einer EU*ropischen Hauptstadt daher, was weder Einwohner noch angereiste Fans noch die teilnehmenden sehr exklusiven Sportler (also diejenigen, die noch politisch korrekt anreisen durften) wirklich begeistert.
In der anschließenden Phase, also nach diesen exklusiven Spielen, wird es allerdings eng für die Eliten, denen offenbar immer weniger Bürger willig folgen wollen (auch wenn man gar nicht daran denkt, irgendwann nochmals ein "Plebiszit" durchzuführen). Daher besteht die Gefahr, dass nach dem "Ende der Spiele" ein noch größeres (und dann blutrünstiges) Pokerspiel vom Zaun gebrochen werden soll, um über großteils selbst verursachte innenpolitische und wirtschaftliche Probleme hinwegzutäuschen.
Also die bekannte Hybris, die schon öfter in der Terminalphase großer Zivilisationen abgelaufen ist. Und leider gilt hier, wie Helmut Schmidt recht analog angemerkt hatte, dass politische Entscheider oft nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und so dieselben Fehler wiederholen.
Kaum war aber die Rauchspur der poln'schen Blendrakete "im Lichte des internationalen Rechts" abgeklungen, so kam ein neuerlicher böser Wildwuchs auf im "Garten mit zu viel Brussels, aber wenig sprouts". Diesmal war es jedoch nicht die erneut auf ihren Posten geklüngelte Geheimnis-Uschi, über die zu berichten wäre.
Nein, Grund des allgemeinen Ärgers ist ein recht gradliniger, diplomatisch kundiger und leider allzu friedliebender magyar'scher Großmeister, der dummerweise gerade den Vorsitz im Rat des EU*ropischen Schrebergartens innehat. Dieser hatte nämlich vor Kurzem beschlossen, Frieden mit den unnennbaren russischen Gärtnern zu suchen und zu diesem Zweck eine große Reise angetreten, was den Expansionsgelüsten EU*ropischer Kriegstrommler gar zuwiderlief.
Zu diesen Zwecken sollten sich die Außengärtner aller EU*ropischen Vereine mal bei ihm treffen, quasi um seinen aufgeräumten und friedliebenden Garten in Augenschein zu nehmen. Das kann und darf natürlich im besten bürokratischen Brüsseler Dickicht nicht angehen, soll doch weit-migrierender Wildwuchs genauso wie tausend Geschlechtsidentitäten hier bestens gedeihen – ganz so gedeihen, wie das moralische Chaos im "Rom der Verfallszeit".
Aus diesem Grunde springt der gekränkte, aber stets expansionslüsterne Erfinder des "EU*ropischen Gartens", Joshua Borretsch, aus der Deckung des mannshohen Brüsseler Krauts und untersagt einfach dieses Meeting im neutralen magyar'schen Garten – so wie eine beleidigte Mimose einfach mal ihre Blätter einrollt. Stattdessen möchte besagte Mimose alle Außen- und Landesgärtner im unkultivierten und aggressiv sich ausbreitenden kunterbunten Brüsseler Bürokratengarten empfangen.
Dies bezugnehmend auf eine vorgebliche Mehrheit der hier versammelten Schießbohnen-Züchter, die bereits im Vorfeld den magyar'schen Vorstoß heftigst gerügt hatten. Auch von anderer Stelle wird er sicherlich Unterstützung erhalten, hatte doch rein zufällig vorher eine teutonische Sicherheitsexpertin, die (wieder absolut zufällig) den militärischen Nachnamen "Major" trägt, die Stationierung weitreichender und auch nuklearer Waffensysteme der NA*Tore in ihrem mittelEU*ropischen Garten gefordert. Dies quasi zur vorwärts- "Verteidigung" über die östlichen Außengrenzen des EU*ropischen Gartens hinaus.
Trotz dieser auch medial platzierten mahnenden Signale an den Magyaren gibt dieser einfach nicht auf. Auch unterstützen ihn noch friedfertige kleinere Ländereien der Umgebung – gerade auch ein leitender Gärtner, der unlängst von einer angeblich isolierten und unvernetzten Schießerbse angefallen und lebensbedrohlich verletzt worden war.
Solcherlei friedfertige Rechthabereien sind selbstverständlich dem Gärtnergesellen Borretsch, unserer Geheimnis-Uschi und den Förderern eines kriegs- und schießfertigen Bohnengartens zu viel des Guten! Wie immer in solchen Fällen zeigt man sich aber nicht selbst bei Tageslicht, sondern bestellt einen folgsamen Dackel des Nachts, der dann nicht einmal unerkannt die Wasserversorgung jener allzu ordentlichen Gärten sabotiert.
Bösen Gerüchten zufolge scheint es sich um denselben Dackel zu handeln, der auch schon einmal zwei Olivenöl- Leitungen tief unter See durchgebissen hatte. Dass dieser Dackel, übrigens auch ein vormals recht bekannter polyglotter Fernsehclown, hohe Pokerspielschulden bei verschiedensten internationalen Gärtnervereinigungen hat, lässt seine blinde Folgsamkeit in einem besonderen Lichte erscheinen. Der werte Leser erinnert sich, rein zufällig natürlich, auch an das obige Blend-"Licht des internationalen Rechts".
Ein heftiger Aufschrei der beiden primär in der lebenswichtigen Beregnung ihrer Gärten gefährdeten Großmeister war die logische Folge, wie auch die sofortigen scharfen Korrespondenzen an besagte Hüter EU*ropischer Gelder und Geheimnisse. Auch drohten sie damit, gegebenenfalls das Licht der juristischen Aufklärung einzufordern! Allzu vorhersagbar leider zeigte sich die typische Reaktionsweise der "Brussels sprouts": in altbekannter Tradition, sich abrupt hinter den riesenhaften bürokratischen Schreibtisch zu ducken und sich auch fortan nicht mehr zu rühren.
Auch das Licht der EU*ropischen Iustinia scheint bekanntlich nicht überall gleichermaßen, die Waagschale hinkt manchmal auf einer Seite ein wenig hinterher, wie sie überhaupt selten in der gebotenen Dringlichkeit ihre Entscheidungen fällt. Und frei uminterpretiert nach Karl Kraus können manchmal Zwerge einen riesenhaften Schatten werfen, der dann allzu viel verdunkelt.
Bei so viel zur Schau gestellter Sorge um das Wohl des besten aller EU*ropischen Gärten will der im Fernsehsessel eingelummerte Konsument faktenreich gescheckter Informationen gerne auch fürderhin bei den "Omas gegen Dingsbums" mitlaufen. Gerne wird er einen gewissen Buchstaben aus seinem Alphabet streichen und auch noch mehr weitreichende und wundertätige Lenkwaffen und Schießbohnen großen Kalibers fordern.
Aber zuallererst freut er sich natürlich auf die großartigsten und exklusivsten Spiele aller Zeiten im schönen Paris, wovon für die erste Reihe auch nur die wunderbarsten, märchenhaft- unwirklichen Bilder gezeigt werden! Was danach kommen mag, tangiert ihn hier und heute ohnehin wenig, denn "ein kunterbuntes Lummerland kann doch kein misanthropisches Kummerland sein!"
In Vorahnung derartig kurzsichtiger biedermeierlicher Realitätsverweigerung wurde es selbst dem schwarzen Hauskater Murr III. derart übel, dass er nach dem Genuss einiger Blätter der Zimmerlilie mal eben den gesamten Mageninhalt über den Fliesenboden in der Küche goss – ganz zur Freude von Michaels Frau Gertrude ...
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