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Июль
2024

Kommentar: Nicht nur wegen Yoro-Absage muss noch was kommen

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Kein Yoro, dafür Vallejo? Mal wieder Skepsis bei Nils Kern, aber nicht nur deswegen

Ich weiß, ich weiß: schon wieder so ein „Nils Kern ist skeptisch und Real fahrlässig, wenn man jetzt nicht handelt“-Kommentar. Davon gab es allein in der vergangenen Saison ein paar, wie nach den Kreuzbandrissen von Éder Militão und David Alaba. Was danach passiert ist, wissen wir alle. Und ich würde trotzdem dabei bleiben: der Kader war zu sehr auf Kante genäht, musste teilweise ohne Innenverteidiger oder mit nur zwei Angreifern auskommen.

Ein ähnliches Szenario sehe ich auch jetzt. Zwar nahm ich Leny Yoros Entscheidung pro Manchester United primär schulterzuckend hin – selbst schuld, mehr dazu später – aber auf der anderen Seite macht sich bei mir – schon wieder – eine große Sorge bereit: dass es Florentino Pérez und Co. nach zwei, drei erfolgreichen Jahren etwas zu locker und sparsam angehen. So wie im Sommer 2017, als der meiner Meinung nach beste Kader der Fußballhistorie kaputt gespart wurde, wichtige Rotationsspieler gingen und man nach einem wilden Champions-League-Titel 2018 wenige Monate später die Entlassung des bemitleidenswerten Julen Lopetegui mit Weltfußballer-Nominierungen im Kader rechtfertigte. So weit muss es natürlich nicht kommen, ich würde sogar gern wieder einen CL-Titel für ein bisschen Drama nehmen. Aber ein ähnlicher guter weil ausgewogener Kader von 2023/24 hat jetzt schon drei entscheidene Säulen verloren.

Toni Kroos und Nacho Fernández haben natürlich trotzdem ihre Verlängerungsangebote erhalten und wollten nicht bleiben, auch Joselu hätte der Klub gerne weiter beschäftigt. Aber auf diese drei mehr oder weniger überraschenden Abgänge hat der Klub noch keine direkten Antworten, denn die Anstellungen von Kylian Mbappé und Endrick sind schon lange, teils Ewigkeiten geplant. Der Klub wirkt mal wieder alternativlos, wie nach Karim Benzemas überraschendem Abgang – auch wenn der ursprünglich als Backup eingeplante Joselu ganz offensichtlich ganz gut funktioniert hat.

Waren vergangene Saison so trotz drei Kreuzbandrissen und vieler anderer, nicht kleiner Verletzungen – nicht vergessen Arda Güler, der die komplette Hinrunde verpasste – offiziell noch zwei Plätze frei im Kader der Profis, so gehören aktuell nur 22 Spieler zur ersten Mannschaft, drei freie Plätze. Klar ist auch, dass Florentino Pérez und Co. weniger lancieren als beispielsweise Joan Laporta, wo die Gerüchteküche deutlich mehr brodelt und Fans (falsche) Hoffnung gemacht wird. Auf der anderen Seite haben die Königlichen in der Vergangenheit mehr oder weniger im Verborgenen Neuzugänge wie Eduardo Camavinga oder Aurélien Tchouaméni aus dem Hut gezaubert, ohne dass vorher viel geleakt wurde. Heißt: Im Hintergrund könnte also gearbeitet werden. Aber so richtig auf dem Radar findet sich nach Yoros Absage, auch nach dem EM-Ende scheinbar nur noch Franco Mastantuono. Alphonso Davies war von Anfang an ein Kann, kein Muss, und das auch weil Carlo Ancelotti Ferland Mendy mehr als schätzt. Zurecht.

Kurz zu Yoros Absage. Wie viele warnende Beispiele muss es noch rund um United geben? Wenn ältere Stars wie Casemiro oder Varane, die vielleicht noch Fergusons Fußball oder so manche magische CL-Nacht im Old Trafford erlebt haben, sich noch für United entscheiden, kann man das noch eher verstehen. Aber als die Red Devils 2008 letztmals die Königslasse gewannen, war Yoro zwei Jahre alt. Die Antwort ist mir klar: Jorge Mendes. Und trotzdem ist der 18-jährige Franzose kein Kind mehr, kann seine eigenen Entscheidungen fällen, schließt sich einem löchrigen Dampfer an, statt auf das Schlachtschiff auf Madrid zu warten, wenn Lille bei seiner Ablöse runtergegangen wäre, spätestens am Deadline Day wären sie das. So könnte man jetzt behaupten: Real hat sich verzockt, war zu geduldig, hat sich von der reichen Premier League mal wieder ausstechen lassen. Könnte man. Oder man schmunzelt über Mendes’ Verachtung und Verzweiflung, über Yoros Entscheidung mit Bereu-Potential und Uniteds möglicherweise anhaltenden Downfall.

Zurück zu Real: wo ist der Plan B? Soll er mit Rückkehrer Jesús Vallejo schon (wieder) da sein? Zu riskant! Denn David Alaba muss nach seiner sich ziehenden Verletzung erstmal wieder der Alte werden, nachdem er 2023/24 schon Probleme hatte. Und Militão und Antonio Rüdiger wären in meinen Augen kein ideales Paar, weil sie sich zu sehr ähneln. Beides sind Draufgänger, weltklasse natürlich, aber keiner ein Koordinator und Kommunikator wie es Alaba ist oder selbst Nacho, die sich teilweise tief fallen lassen, um ihre Nebenleute zu sortieren. Rüdiger-Militão würde natürlich Pepe-Ramos-Vibes geben, aber von José Mourinhos Fußball ist Real Madrid so weit weg wie Pérez von einer Geburtstagseinladung eines gewissen portugiesischen Spielerberaters. Diese Rolle als Kommunikator würde ich natürlich auch einem Yoro noch nicht zutrauen, Vallejo auch nicht, und trotzdem bräuchte es noch einen anderen Typ Spieler in der Innenverteidigung. Nicht nur für die berühmte Belastungssteuerung, sondern um nicht immer nur mit zwei Brandbeschleunigern, sondern auch mal einem kühlen Kopf hinten zu agieren. Yoro soll und will das nicht werden, jetzt bitte eine Alternative. Passenderweise sind aktuell nicht nur Pepe und Ramos, sondern auch Varane vertragsfrei, aber nein: Pérez und Co. sind hoffentlich fleißig am sondieren und am Anfragen professioneller, integrer Agenten. Die Vergangenheit mit manch naiver Entscheidung und Alternativlosigkeit lassen jedoch – auch wenn es manchmal gut ausgegangen ist – das Gegenteil vermuten. So könnte auch das nicht der letzte „Kern warnt“-Kommentar sein.

Denn dass ein Kroos unersetzbar ist und sein Verlust größer sein könnte als das, was man durch Mbappé dazu bekommt (hat jemand hier Rodris Nummer?), und dass mir nun wieder ein klarer Strafraum-Joker-bring-mich-in-der-80.-und-ich-mach-dir-noch-zwei-Glocken à la Joselu fehlt beziehungsweise auch generell die Canteranos und unendlich Erfahrenen langsam weniger werden, darüber haben wir noch gar nicht geredet. Aber ich will mal nicht zu sehr schwarz malen. Notfalls gibt es 2024/25 wie 2017/18 nur CL-Titel und Supercopa, aber das wäre eigentlich viel zu wenig bei diesem jetzt schon sehr guten, aber noch lange nicht perfekten Kader. Aber was ist schon perfekt…

Der Beitrag Kommentar: Nicht nur wegen Yoro-Absage muss noch was kommen erschien zuerst auf REAL TOTAL.