Medienbericht: Biden teilte Gouverneuren mit, er brauche "mehr Schlaf und weniger Arbeit"
Der Verlauf der ersten TV-Debatte im US-Wahlkampfjahr 2024, am 28. Juni zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer Donald Trump, sorgt in den USA weiterhin für kontroverse Wahrnehmungen. Das Auftreten des 81-jährigen, teils fahrig und überfordert wirkenden Biden war für viele demokratische Politiker und Sympathisanten, wie auch für regierungszuarbeitende Medien, anscheinend mehr als erkenntnisreich, ja gar schockierend. Bei einem Treffen Bidens mit "mehr als zwei Dutzend seiner wichtigsten Unterstützer" in Washington, habe dieser nun erklärt, dass "er sein Amt immer noch beherrsche und in der Lage sei, eine solide Kampagne gegen den ehemaligen Präsidenten Donald J. Trump zu führen", so die New York Times (NYT) (Bezahlschranke). Er habe jedoch mitgeteilt, er brauche "mehr Schlaf und weniger Arbeit in der Nacht".
Die teilnehmenden Gouverneure hätten sich nach der einleitenden Bemerkung des Präsidenten erleichtert gezeigt, dass er "im Rennen sei, um zu bleiben." Jegliches Gerede und Gerüchte über einen möglichen Rückzug aus dem Wahlkampf seien damit "abgekühlt", so die NYT erläuternd. Zu den anscheinend vorformulierten Rahmenbedingungen, die das betreuende Team in Bidens Hintergrund ihm mit auf den Weg zum Meeting gaben, heißt es im Artikel:
"Präsident Biden teilte den demokratischen Gouverneuren mit, dass er mehr schlafen und weniger arbeiten müsse, einschließlich der Einschränkung von Veranstaltungen nach 20:00 Uhr, so zwei Personen, die an dem Treffen teilnahmen, und mehrere andere, die über seine Kommentare informiert waren."
Diese strategische Äußerung sei erfolgt, kurz nachdem die New York Times berichtet hatte, dass aktuelle und ehemalige Beamte "bemerkt hätten, dass die Aussetzer des Präsidenten in den letzten Monaten häufiger und ausgeprägter geworden seien." Der US-Sender CNN berichtete ausgehend von dem NYT-Artikel, dass die Mitteilung "mehrere Gouverneure im Saal frustriert zurückließ", wie Quellen gegenüber CNN mitgeteilt hätten. Weiter heißt es in dem CNN-Artikel:
"Das Weiße Haus äußerte sich nicht sofort zu den Äußerungen des Präsidenten. Ein Berater der Biden-Kampagne argumentierte, dass Biden in der Woche nach seinen beiden Reisen nach Europa nicht nur die Debatten vorbereitet, sondern auch stundenlang offizielle Arbeit geleistet habe, zusätzlich zur Wahlkampfarbeit."
Das Biden-Team plane nun einen Testdurchlauf nach dem Debakel vom 28. Juni. So will Biden, mit entsprechenden Möglichkeiten einer Aufzeichnung, am Freitagabend dem US-Sender ABC ein Interview geben. Biden argumentierte sich verteidigend nach dem TV-Duell, seine schwache Leistung hänge mit seinen "ausgedehnten Auslandsreisen in den Wochen vor der Debatte" zusammen. Er sprach, wie seine Pressesprecherin Karine Jean-Pierre, von "Jetlag-Effekten":
White House doubles down, blaming Joe Biden's poor debate performance on "jetlag and a cold", and not on cognitive decline. Skeptical reporters grill KJP on this excuse. pic.twitter.com/BpiPAkopfA
— Biggus Dickus (@BiggusDickus77) July 3, 2024
Aber immer mehr Stimmen aus dem Umfeld des wackelnden Wahlkampfkandidaten möchten nach Betrachtung der Bilder aus dem Trump-Duell diese Erklärungen nicht weiter akzeptieren. Bei den jüngsten Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli teilte Biden unbeeindruckt der Kritik nun mit, dass er nicht die Absicht habe, sich zurückzuziehen. "Ich werde nirgendwo hingehen", so Biden vor Journalisten. Bei seinem Auftritt tagsüber am 4. Juli vor dem Weißen Haus wirkte Biden indes erneut fahrig in der Wortwahl:
Joe Biden tried to talk without a teleprompter at the White House tonight. It’s a catastrophic disaster. You can see the pain in the faces of his staff. They finally pull him away…pic.twitter.com/AojAKyQncg
— Benny Johnson (@bennyjohnson) July 5, 2024
Der NYT-Artikel zitiert die Situation während des Treffens mit Unterstützern, als der Gouverneur Josh Green "aus Hawaii, ein Arzt, Herrn Biden Fragen zu seinem Gesundheitszustand gestellt hatte". Wörtlich heißt es im Artikel weiter:
"'Es ist nur mein Gehirn', fügte der Präsident nach Angaben von drei Personen hinzu, die mit den Vorgängen vertraut sind – eine Bemerkung, die einige im Saal als Witz auffassten, darunter Gouverneurin Kathy Hochul aus New York, wie eine ihr nahestehende Person sagte."
Mindestens ein Gouverneur habe die Antwort jedoch anders aufgefasst "und war verwirrt von der Bemerkung". Jen O'Malley Dillon, Bidens Wahlkampfleiterin, die an dem Treffen teilnahm, teilte im Anschluss in einer Erklärung mit:
"Er – Biden – hat eindeutig einen Scherz gemacht."
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