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Май
2024

Europa-League-Finale: Hartes Pressing und Old-School-Manndeckung: Das ist Bayer-Gegner Atalanta Bergamo

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Bayer Leverkusens Finalgegner Atalanta Bergamo hat sich in den vergangenen Jahren zu einem italienischen Spitzenklub entwickelt. Verantwortlich dafür sind Trainer Gasperini und Vereinspräsident Percassi – sie verfolgen konsequent ein Geschäftsmodell.

Der große Pep Guardiola hat schon Bekanntschaft mit Atalanta Bergamo gemacht. Ein Spiel gegen den italienischen Klub, das sei wie ein Zahnarztbesuch, stöhnte der Trainerguru von Manchester City. Nun liegt das Bonmot zwar schon einige Jahre zurück, von seiner Gültigkeit aber hat der Vergleich bis heute nicht verloren. Als der FC Liverpool und Jürgen Klopp vor wenigen Wochen im Europa-League-Viertelfinale an Atalanta Bergamo scheiterten, kommentierte Guardiola: "Sie können jeden besiegen."

Bayer Leverkusen sollte also gewarnt sein, wenn es am Mittwochabend in Dublin im Europa-League-Finale auf die Bergamasken unter Trainer Gian Piero Gasperini trifft. Der war einst ein eisenharter Verteidiger, der einmal seine Faust samt Ehering in das Gesicht von Diego Maradona rammte und hernach über Jahre als Persona non grata in Neapel galt.

Die Spielweise von Bergamo: hart, aggressiv, laufstark

Die Anekdote lässt sich gut dazu nutzen, um die erfolgreiche Spielweise Bergamos zu illustrieren: hart, aggressiv, laufstark, dazu mit Manndeckung. Gasperini lässt mit einem 3-4-3 die gleiche Grundordnung spielen wie sein Leverkusener Pedant Xabi Alonso, nur vielleicht nicht ganz so elegant. Das muss aber nichts bedeuten. Bayer gilt als leichter Favorit, sollte gleichwohl nicht vergessen, dass es vor zwei Jahren schon einmal im Achtelfinale gegen Atalanta aus der Europa League geflogen ist.Europa League TV

Für die Norditaliener wiederum wird das Finale in Dublin zum größten Spiel der Klubhistorie. 1963 hat der Verein aus der Lombardei mal den italienischen Pokal gewonnen, seitdem gar nichts mehr. In der vergangenen Woche verlor das Team erst sein Pokalfinale gegen Juventus Turin, schaffte dann aber als Tabellenfünfter die Qualifikation für die Champions League. Trainer Gasperini ist noch gänzlich titellos. Der Drang, das endlich zu ändern, dürfte immens sein.

Der Trainer formte über Jahre eine Spitzenmannschaft

Das Verdienst Gasperinis ist es, dass er aus einer Fahrstuhlmannschaft, die immer wieder zwischen erster und zweiter Liga zu pendeln pflegte, einen italienischen Spitzenklub geformt hat. Seine Arbeit passt perfekt zur Vereinsphilosophie. Vereinspräsident Antonio Percassi verfolgt konsequent ein Wirtschaftsmodell, das dem von Borussia Dortmund ähnelt: Der Klub holt junge Talente mit Perspektive und veräußert sie nach ihrem Durchbruch gewinnbringend. Robin Gosens, heute in Diensten von Union Berlin, wäre ein Beispiel. Den früheren deutschen Nationalspieler eiste Bergamo vom niederländischen Klub Heracles Almelo für nur 1,1 Millionen Euro los. Fünf Jahre später wechselte Gosens dann für etwa 25 Millionen Euro zum Primus Inter Mailand. Ergänzt wird das Modell durch die Jugendakademie, die zu den erfolgreichsten in Italien gehört.

Die nächsten Kandidaten für gewinnbringende Transfers sind Spielmacher Teun Koopmeiners oder Sechser Ederson, sie könnten bis zu 100 Millionen Euro einbringen. Im Abwehr-Zentrum dominiert der hochtalentierte Giorgio Scalvini, den Klubs aus ganz Europa jagen. Der junge Belgier Charles De Ketelere, ausgeliehen vom AC Mailand, wo ihm der Durchbruch verwehrt blieb, blühte in Bergamo auf, vor ihm im Sturmzentrum schießt Gianluca Scamacca die wichtigen Tore. Der Vieltätowierte, der es wuchtig und elegant zugleich kann, hat schon sechs Treffer in der Europa League erzielt. Kein einfaches Spiel für Bayer 04 Leverkusen und Trainer Alonso.

Quellen: "Kicker", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Süddeutsche Zeitung", "Transfermarkt.de"