Kroatien: Giftig und meist inkognito unterwegs – tropische Kugelfische in der Adria entdeckt
In Kroatien hat ein Fischer einen beunruhigenden Fang gemacht: Offenbar breitet sich der giftige Kugelfisch in der Adria aus. Dass er schwer zu erkennen ist, verkompliziert die Sache.
Nach dem Rotfeuerfisch und anderen Tieren aus warmen und tropischen Gefilden macht die nächste invasive Art im Mittelmeer Schlagzeilen: Der Kugelfisch breitet sich offenbar in der Aria aus. Das berichten mehrere internationale Medien.
Anfang vergangener Woche habe ein Fischer aus Kroatien gleich mehrere Exemplare einer Kugelfisch-Art (Lagocephalus sceleratus) in seinem Netz gefangen, heißt es. Der Mann war vor der Insel Ceja unterwegs. Das nahe gelegene Aquarium Pula teilte dazu auf Facebook mit, insgesamt sieben Exemplare seien in der Bucht von Medulin beobachtet worden, einen haben man in einer Tiefe von 19 Metern gefangen und eingesammelt.
Konkret soll es sich bei den in der Adria entdeckten Exemplaren um Hasenkopf-Kugelfische handeln. In dem Post des Aquariums Pula werden sie Silberstreifen-Kugelfische genannt. Die Art wandere über den Suezkanal aus Roten Meer ins Mittelmeer ein, heißt es weiter. Aus der Türkei und Griechenland gibt es seit Längerem Berichte über diese unliebsamen tierischen Einwanderer, die im Mittelmeer keine Fressfeinde haben und sich aufgrund steigender Wassertemperaturen offenbar recht wohl fühlen in ihrem neuen Zuhause.
Der Kugelfisch trägt ein starkes Gift in sich
Willkommen sind sie in den mediterranen Gewässern jedoch nicht. Sie gelten als Gefahr für die einheimische Tierwelt und sind als Speisefische nicht zu gebrauchen. Kugelfische enthalten ein sehr starkes Gift, das Tetrodotoxin, erklären die Wissenschaftler des Aquariums Pula auf Facebook. "Tetrodotoxin ist am stärksten in den Keimdrüsen und der Leber konzentriert, kommt aber auch auf der Haut vor. Es wird angenommen, dass eine Dosis von 1 bis 2 mg tödlich ist", warnen die Meeres-Experten.
Man solle Kugelfische daher nicht anfassen, wird allgemein geraten. Und erst recht nicht essen, das kann tödlich enden und ist in manchen Ländern deshalb auch verboten. Immer wieder gibt es jedoch Berichte über Menschen, die an unsachgemäß zubereiteten Kugelfischen gestorben sind – sogar in Asien, wo diese Fische teils als Delikatesse gelten und ganz speziell verarbeitet werden, um das Gift zu entfernen.STERN PAID 14_23 Reise Italien Vulkan Stromboli 15.25
Für Schwimmer sollen Kugelfische ungefährlich sein, vor allem, weil sie als sehr scheu gelten. Das jedenfalls berichten diverse Medien. Wer in der Nähe eines Kugelfischs badet, dürfte das in den meisten Fällen nicht bemerken – die Tiere sind in der Regel nicht so aufgeplustert, wie man es aus Comics kennt. Sie pumpen sich nur bei unmittelbarer Gefahr auf und schwimmen deshalb meist inkognito durchs Wasser.
Wer es jetzt aber ganz genau wissen will, der sollte auf "Fische mit kantiger Schnauze, auffälligen Schneidezähnen und silbernem Streifen am Unterkörper" achten, wie sie in der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA) beschrieben werden. Im Wasser, wo man wegen schwächerer Lichtverhältnisse ohnehin schlechter sieht, dürften Schnorchler solch einen Fisch wohl kaum identifizieren können.
Über den Suezkanal ins Mittelmeer
Fischer sind auf die Neubewohner des Mittelmeers generell schlecht zu sprechen. Denn mit ihren scharfen Zähnen beißen Kugelfische Netze durch, um an den Fang zu gelangen. Auch fressen sie Anglern teilweise wortwörtlich die Beute vom Haken, so die "HNA".
Weltweit gibt es etwa 200 Arten von Kugelfischen, sie kommen eigentlich in tropischen Gewässern vor, breiten sich jedoch inzwischen auch in nördlicheren Regionen aus. Einfallstor ins Mittelmeer ist der Suezkanal, durch den auch schon andere Tierarten gewandert sind, wie beispielsweise auch der Rotfeuerfisch. Dieser ist mittlerweile an vielen Orten im Mittelmeer heimisch. Anders als der Kugelfisch ist dieser Neuankömmling jedoch gut an einer auffälligen roten Farbe und seiner markanten Form zu erkennen.
Quellen: Aquarium Pula auf Facebook, "HNA", "Travelbook", "Spektrum.de"
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