Beim Auftakt des Downhill World Cup 2024 stand direkt ein absoluter Klassiker an – und Fort William hat einmal mehr gezeigt, weshalb die Strecke in den schottischen Highlights fast schon einen Legenden-Status hat.
Dass Loïc Bruni eine unfassbare Maschine ist, die in aller Regelmäßigkeit die wichtigsten Rennen der Welt für sich entscheidet, sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Aber, aber, aber: In Fort William konnte der Franzose bisher noch nie gewinnen. Doch Superbruni wäre nicht Superbruni, wenn er auch auf diese Herausforderung keine passende Antwort hätte. Und so kam es beim Auftakt zum Downhill World Cup 2024 so, wie es kommen musste: Einmal mehr erwies sich Loïc Bruni als Herzensbrecher, der die Träume des restlichen Fahrerfelds im letzten Moment zerschellen ließ.
#Dass Siege richtig süß schmecken, weiß Loïc Bruni zu gut - bisher konnten sich die Geschmacksrezeptoren seines Lappens aber nicht besonders gut mit der Downhill-Strecke in Fort William anfreunden. Das hat sich nun beim Saison-Auftakt geändert: Erstes Rennen, erster Sieg!
Doch auch schon vor diesen entscheidenden Momenten bei den Männern war am Sonntag in den schottischen Highlands einiges geboten. Im Gegensatz zu 2023 finden die Entscheidungen der Juniorinnen und Junioren jetzt doch wieder am selben Tag wie die der Elite-Kategorien statt, sodass die Juniorinnen den Auftakt gemacht haben. Hier wollte Erice Van Leuwen ihren Weltmeister-Triumph aus dem Vorjahr wiederholen, aber ein platter Hinterreifen zerstörte ihre Hoffnungen auf den Sieg beim Auftakt. Heather Wilson, die aus der Nähe von Fort William kommt, nutzte diese Chance eindrucksvoll: Erster World Cup, erster Sieg – das könnte der Start einer erfolgreichen Karriere sein, denn die Britin war schon im Training mit beeindruckendem Speed unterwegs.
Diashow: Downhill World Cup 2024 – Fort William: Brich mir das Herz – Fotostory vom Finale
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Ziemlich beeindruckend ist in diesem Jahr einmal mehr die Kategorie der Junioren, denn nicht nur das sehr gehypte US-Talent Asa Vermette hat in Fort William starke Leistungen hingelegt. Am Ende war es aber der Frameworks-Fahrer, der sich souverän den ersten Rang sichern konnte – mit einer Zeit, die in der Elite-Kategorie immerhin zu Rang 12 gereicht hätte. Der Lokalmatador und Quali-Gewinner Daniel Parfitt musste sich mit dem dritten Platz zufriedengeben, was seine Freude aber nicht weiter trübte. Dazwischen hat Luke Wayman auf Platz 2 das Junioren-Podium komplettiert.
#Vali Höll macht auf YT genau da weiter, wo sie letzte Saison aufgehört hat: Im Training mit viel Style quer in der Luft, im Rennlauf dann kaum zu schlagen - auch wenn es dieses Mal eine ziemlich knappe Angelgenheit werden sollte.
Das Rennen der Frauen sollte sich als packendes Duell zwischen Nina Hoffmann und Vali Höll erweisen. Zunächst ging die deutsche Syndicate-Fahrerin auf die Strecke und zauberte eine beeindruckende Zeit aufs Stein- und Brechsand-Parkett. Kurz danach musste sich Tahnée Seagrave knapp geschlagen hinter Nina Hoffmann einreihen – doch oben im Starthäuschen stand noch eine gewisse Valentina Höll, die Gerüchten zufolge ein großes Talent ist. Und die neue alte YT-Fahrerin wurde letztlich ihrer Favoritinnen-Rolle gerecht, wenn auch knapp: Erst auf dem finalen Motorway konnte sie das Rennen für sich entscheiden, auch wenn der Abstand auf ihre Verfolgerinnen knapp war.
Das Semi-Finale der Männer hätte kaum knapper sein sollen, denn zwischen den ersten drei Plätzen lagen am Vortag gerade einmal 0,07 Sekunden. Beim Finale sollte es dann aber nicht ganz so hauchzart zur Sache gehen. Der Grund hierfür ist etwa 1,80 Meter groß, hat einen starken Bizeps und buschige Augenbrauen: Obwohl er noch nie in Fort William gewinnen konnte, zeigte Loïc Bruni auf extrem beeindruckende Art und Weise, weshalb er der wohl beste Downhiller seiner Generation ist. Kein anderer beherrscht es so gut, absolut kontrolliert über dem Limit zu fahren und diesen Widerspruch zu vereinen. Finn Iles und Troy Brosnan, die als letzte Fahrer auf die Strecke gingen, mussten sich am Ende knapp hinter Superbruni einreihen – mal wieder muss man sagen, denn das Gefühl, letztlich doch noch vom World Cup-Gesamtsieger 2023 geschlagen zu werden, kennen die meisten Elite-Fahrer nur zu gut.
#Bei seinem ersten Elite-World Cup ist Henri Kiefer direkt in den Top 20 gelandet - hätte ich gerade einen Hut auf, würde ich diesen selbstverständlich ehrfürchtig ziehen.
Keine Chance auf den Sieg, für uns aber trotzdem ganz eindeutig einer der großen Gewinner des Wochenendes, ist Henri Kiefer: In seinem ersten Elite-Rennen überhaupt konnte der Canyon Pirelli-Fahrer am Ende einen extrem guten 20. Platz belegen – und zwar vor Superstars wie Martin Maes oder Greg Minnaar. Allein schon die Qualifikation überstanden zu haben ist definitiv keine Selbstverständlichkeit, geschweige denn den Sprung ins Finale zu packen. Die Top 20-Platzierung dürfte Henri einen weiteren Schub verleihen. Und wer weiß, ob er in nicht allzu ferner Zukunft dann mal die Gelegenheit hat, den Herzensbrecher Loïc B. aus Frankreich in die Schranken zu weisen …
#Das Niveau bei den Juniorinnen wird von Jahr zu Jahr stärker - was auch an Fahrerinnen wie Ellie Hulsebosch liegt, die direkt einen sehr positiven Eindruck auf der Strecke hinterlassen hat.
#Erice Van Leuwen war die große Favoritin auf den Sieg bei den Juniorinnen - doch ihr Hinterreifen hatte im Finale andere Pläne.
#Die sich so bietende Chance konnte Heather Wilson eindrucksvoll nutzen - die Nachwuchsfahrerin trainiert regelmäßig in Fort William und war an diesem Tag nicht zu schlagen.
#Sacha Earnest wurde letztes Jahr in Fort William Weltmeisterin bei den Juniorinnen - beim Saison-Auftakt 2024 hat es "nur" zu Platz 2 gereicht.
#Trost im Ziel vom Altmeister: Erice Van Leuwen war sichtlich geknickt wegen ihres Defekts - doch wie auch in der Kommentatoren-Kabine fand Aaron Gwin die passenden Worte, um die schnelle Neuseeländerin wieder aufzumuntern.
#Das erste Juniorinnen-Podium des Jahres: Heather Wilson (Mitte) gewinnt vor Sacha Earnest (links) und Ellie Hulsebosch (rechts).
#Wie gut es unserem Filmer Patrick bei seiner World Cup-Premiere trotz akutem Schlafmangel, Linksverkehr und wirklich imposanten Blasen an den Zehen gefallen hat, fasst dieses Bild schön zusammen.
#Oli Clark kämpft sich durch den düsteren und stimmungsvollen Wald - dank einiger Umbau-Maßnahmen war der flache Weg hin zum berühmten Motorway nun deutlich schneller, was insgesamt eine sehr sinnvolle Maßnahme war.
#Nach einem Sturz im Finale hatte der FMD-Junior Rudi Eichhorn keine Chance mehr auf eine gute Platzierung - also hat der Junior mit dem Super-Namen gezeigt, dass er nicht nur Speed, sondern auch Style kann.
#Luke Wayman war das ganze Wochenende lang stark unterwegs - im Finale konnte der Neuseeländer dann endgültig den Schalter umlegen. Der Lohn: Platz 2!
#Dane Jewett hat das Podium zwar knapp verpasst, doch mit dem Kanadier von Pivot Factory muss man dieses Jahr definitiv rechnen.
#Ryder Lawrence von Intense war das ganze Wochenende lang mit seinem aggressiven Fahrstil nicht zu übersehen.
#Auch wenn's im Finale nicht ganz für den großen Wurf und Platz 1 gereicht hat …
#… war Daniel Parfitt definitiv ziemlich happy mit seinem 3. Platz.
#Max Alran war stark unterwegs, konnte aber nicht ganz mit der Pace der Top 3 mithalten.
#Schon seit Längerem wird Asa Vermette aus den USA als ein kommender Star im Downhill-Zirkus gehandelt - wieso das so ist, hat der Frameworks-Fahrer bei seinem ersten World Cup überhaupt eindrucksvoll beweisen: Sieg bei den Junioren und eine Zeit, die in der Elite zu einem Top 15-Ergebnis gereicht hätte.
#Die kleine Marke Frameworks ist damit erstmals auf dem Podium im Downhill World Cup gelandet …
#… und Asa Vermette werden wir mit Sicherheit nicht zum letzten Mal beim Jubeln sehen.
#Asa Vermette (Mitte) gewinnt den ersten Junioren-World Cup des Jahres vor Luke Wayman (links) und Daniel Parfitt (rechts).
#Mit großer Spannung wurde das Finale der Frauen erwartet - wohl noch nie war das Feld der Fahrerinnen so ausgeglichen und so gut besetzt wie 2024.
#Die Lokalmatadorin Mikayla Parton wurde besonders lautstark bejubelt - am Ende dürfte sie mit dem 8. Platz sehr zufrieden sein.
#Schon 2023 konnte Gloria Scarsi das ein oder andere Mal beeindrucken - und in Fort William war die Italienerin beeindruckend gut unterwegs.
#Viel zu lange mussten wir auf ihr Comeback warten, jetzt ist sie wieder zurück: Nach einem heftigen Sturz im August musste Camille Balanche lange pausieren - in Fort William ist die Schweizerin erstmals wieder mitgefahren. Der Speed scheint auf Anhieb zu passen.
#Inzwischen kann man Nina Hoffmann getrost als Superstar im Downhill World Cup bezeichnen - und die Syndicate-Fahrerin untermauert diesen Status World Cup um World Cup. Zum Auftakt ist ihr ein mehr als solider Rennlauf gelungen.
#Tahnée Seagrave war schnell und stylish wie eh und je unterwegs, doch die roten Säulen im Hintergrund zeigen es an: Ihre Zeit reicht nicht ganz für den ersten Platz.
#So gut wie in Fort William haben wir die Canyon FMD-Fahrerin aber lange nicht gesehen - Tahnée Seagrave scheint nach langer Leidenszeit endlich wieder bei 100 % angelangt zu sein. Behält sie diese Form bei, werden wir sie 2024 ganz weit vorne sehen.
#Gebannte Blicke nach oben: Nur noch eine Fahrerin liegt zwischen Nina Hoffmann und dem zweiten World Cup-Sieg in Fort William nach 2022 - blöd nur, dass diese eine Fahrerin ausgerechnet Vali Höll ist.
#Im Finale ging's extrem knapp zur Sache - bei der letzten Split lag Nina Hoffmann noch weniger als eine Zehntelsekunde in Führung. Doch dank eines starken Motorways konnte die YT-Fahrerin ihren Rückstand in einen Vorsprung umwandeln.
#Nina Hoffmann hat sich als faire (und begeisterte) Verliererin gezeigt …
#… und YT dürfte sich über den ersten Sieg mit den neuen Bike freuen.
#Dass Camille Balanche direkt wieder auf dem Podium gelandet ist, ist eine der besten Meldungen des Wochenendes.
#Mit der Nummer 1 auf dem Rücken konnte Vali Höll nun erstmals ein Auftakt-Rennen gewinnen - kein allzu schlechter Start in die Saison!
#Die Top 5 in Fort William von links nach rechts: Camille Balanche, Nina Hoffmann, Vali Höll, Tahnée Seagrave und Gloria Scarsi bilden das Podium.
#In der letzten Trainings-Session vorm Finale wurde der Motorway für einige Querflug-Einlagen genutzt - dass es für Greg Williamson in Fort William gut laufen würde, war spätestens da schon zu ahnen.
#Der Winter war für Danny Hart mehr als aufreibend - kaum zu glauben, dass der zweifache Weltmeister Schwierigkeiten hatte, ein Team zu finden. In Fort William wurde sein 13. Platz lautstark bejubelt.
#Fun Fact: Kollege Mitch sitzt an seinem winzig kleinen Macbook Air ähnlich zusammengekauert wie Remy Meier-Smith auf dem finalen Tuck ins Ziel.
#Für Greg Minnaar lief das Rennen in Fort William eher so semi: Nach einem durchaus heftigen Sturz im Finale bliebt dem GOAT nichts anderes übrig, als abgeschlagen mit mehreren Minuten Rückstand ins Tal zu rollen - unser Held bleibt er aber selbstverständlich trotzdem!
#Der Sohnemann scheint von der ausgeklügelten Konstruktion seines Vaters noch nicht vollends überzeugt zu sein.
#Fort William war das Rennen der Comebacks - neben Camille Balanche und Myriam Nicole ist auch Amaury Pierron nach viel zu langer Pause wieder an den Start gegangen. Ob der Franzose über den 15. Platz nun glücklich oder unglücklich ist? Schwer zu sagen.
#Bernard Kerr war wie gewohnt sehr konstant unterwegs - blöderweise war er im Finale konsequent etwas zu langsam.
#Für manche ist Bio Abfall, für Martin Maes hingegen nicht - auf seinem umgebauten Orbea Wild ohne Akku und Motor ist der Belgier nach längerer Downhill-Abstinenz mal eben auf Platz 21 gerast.
#Ronan Dunne ist auf dem besten Weg dahin, nicht nur in seiner Heimat Irland ein kleiner Star zu werden - der Wechsel zum Mondraker Factory Team hat seinem Bekanntheitsgrad jedenfalls nicht geschadet. Und der elfte Platz ist ein mehr als solider Saison-Auftakt.
#Superbruni mag schneller sein, aber so goldig wie dieser kleine Vierbeiner war sonst niemand.
#Seit diesem Winter darf Jordan Williams nun auch endlich den brandneuen Specialized-Prototyp fahren - er hat zwar knapp die Top 10 verpasst, aber auf diesem Ergebnis lässt sich aufbauen.
#Pünktlich zum Finale war die Ziel-Arena sehr gut gefüllt.
#Matt Walker kennt vermutlich jeden einzelnen Stein in Fort William in- und auswendig - beim World Cup-Auftakt ist dem Saracen-Fahrer ein starker Run gelungen.
#Der Award für den stylischsten Scrub ins Ziel geht ganz eindeutig an Reece WIlson.
#Kye A'Hearn war das ganze Wochenende lang sehr, sehr solide unterwegs - im Finale hat sich der Australier mit Rang 19 belohnt.
#So sieht es übrigens aus, wenn man sich hinter einem Lenker mit 75 mm Rise aerodynamisch ducken will - zu funktionieren scheint es aber ganz offensichtlich, wenn man sich den Speed von Dakotah Norton anschaut.
#In Anbetracht der nicht ganz optimalen Saison-Vorbereitung inklusive Verletzung kann Andi Kolb mit seinem Top 10-Resultat definitiv zufrieden sein.
#Loris Vergier ist flott wie eh und je gefahren, hatte mit dem Podest in Fort William aber ausnahmsweise nichts zu tun.
#Der undankbare sechste Platz ging in Fort William an Benoit Coulanges.
#Greg Williamson und Fort William passen nicht nur aufgrund des Nachnamens perfekt zusammen - der siebte Platz ist jedenfalls ein Saison-Auftakt nach Maß für den sympathischen Schotten.
#Ungefähr so wird unsere Belegschaft jeden Morgen vom Chef höchstpersönlich begrüßt.
#Mit seinem knallig-pinken Outfit war Luca Shaw auf der Strecke praktisch nicht zu übersehen - und mit seiner Leistung inklusive Podest-Platz dürfte der US-Amerikaner definitiv sehr zufrieden sein
#Dass Loïc Bruni nicht nur schnell, sondern auch elegant kann, ist keine Neuheit - im letzten Training ist der Franzose besonders graziös durch die Lüfte gesegelt.
#Im Finale war dann aber keine Zeit für derartigen Schabernack. Mit einem unfassbaren Speed, sehr hoher Präzision und einigen Inside Lines war der Franzose unterwegs - oder wie sein Landsmann Cedric Gracia im Vorjahr ins Mikrofon geschrien hätte: WHEN IT'S GREEN IT'S BUSINESS!!!!
#Danach war sein Team-Kollege an der Reihe - Finn Iles war gut unterwegs, aber schlicht und ergreifend nicht gut genug.
#Nun konnte nur noch ein Fahrer den Triumph von Loïc Bruni verhindern - als schnellster aus dem Semi-Finale ist Troy Brosnan als letzter Fahrer des Tages auf die Strecke gegangen.
#Im Ziel hat es knapp nicht für den ersten Platz und somit den Sieg gereicht.
#Ist es das Fahrrad oder der Fahrer? Ganz eindeutig beides! - Das Duell der elektronisch gesteuerten Fahrwerke konnte heute Öhlins für sich entscheiden.
#Für Dakotah Norton war der Auftakt in Fort William einer nach Maß - auf Anhieb ist Mondraker nun so auf dem Podium.
#An Loïc Bruni hat dieses Jahr in Fort William aber schlichtweg kein Weg vorbei geführt.
#Das Podium der Männer: Loïc Bruni (Mitte) gewinnt vorm Canyon-Duo Troy Brosnan (2.) und Luca Shaw (4.). - komplettiert werden die Top 5 von Finn Iles (3. Rang) und Dakotah Norton. Ebenfalls mit dabei ist nun übrigens auch das riesige Michelin-Männchen auf dem Podest.