Hochschulen: Wenn Studierende am Bildschirm geprüft werden
E-Klausur heißt in etwa: Studierende sitzen vor einem Computer und schreiben eine Prüfung. Solche Klausuren sind inzwischen ein beliebtes digitales Format zur Leistungskontrolle an Hochschulen.
Bloß nichts Falsches schreiben oder besser gesagt tippen: An hessischen Hochschulen gehören E-Klausuren vielerorts zum Alltag während einer Prüfungsphase. Allein an der TU Darmstadt melden sich jedes Jahr mehrere tausend Studierende für E-Klausuren an, wie die Hochschule mitteilt. "Schriftliche und mündliche Prüfungen können an der TU Darmstadt auch in elektronischer Form angeboten werden", sagt eine Sprecherin. Seit 2022 sei dies in einer Satzung geregelt.
Während der Corona-Zeit habe es einen Digitalisierungsschub gegeben. Um die Anzahl der Studierenden in der Pandemie auf dem Campus gering zu halten, seien digitale Prüfungsformate eingeführt worden. Statt in der Universität schrieben die Studierenden ihre Prüfungen am Computer zu Hause, erklärt die Sprecherin weiter. Das nennt sich dann eine Onlineklausur - im Unterschied zur E-Klausur, die an der Universität geschrieben wird.
Nach der Corona-Pandemie setzte die Technische Universität weiter auf E-Klausuren. Es gebe aber auch digitale Tests, die von zu Hause aus gemacht werden können, heißt es von der Hochschule.
An der Universität Kassel und der Philipps-Universität Marburg gibt es E-Klausuren. Nach Angaben der Universität in Marburg werden auch weitere digitale Prüfungsformate angeboten, etwa Gruppenarbeiten und kurze Tests. In Kassel werden bereits seit 2010 E-Klausuren geschrieben, sagt eine Sprecherin der Universität. Dafür stehen 116 Prüfungsplätze zur Verfügung.
An der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen werden ebenfalls E-Klausuren angeboten. Findet eine solche Prüfung statt, stehen laut der Website der Universität etwa 100 Notebooks und einige Computerräume bereit.
Was ist mit Onlineklausuren zu Hause?
Im Gegensatz zur E-Klausur, die an der Hochschule geschrieben wird, können Onlineklausuren zu Hause vor dem Bildschirm abgelegt werden. Aber bei diesen tun sich neben Betrugsversuchen auch rechtliche Fragen auf, gibt die Universität Kassel zu bedenken. Es sei nämlich einfacher bei Onlineklausuren zu schummeln. Im hessischen Hochschulgesetz ist zudem geregelt, "dass parallel zu einer Online-Prüfung auch eine Präsenzprüfung angeboten werden muss". Das bedeutet demnach nicht nur zusätzliche Arbeit für die Dozenten. Zudem besitzen nicht alle Studierenden einen Computer, manchmal funktioniert das Internet nicht.
Im Unterschied dazu können mündliche Prüfungen per Computer geeigneter sein, da zwischen dem Prüfer und dem Studierenden "direkter Blickkontakt" besteht, erläutert die Sprecherin der Uni Kassel. Auch die Marburger Universität, die JLU und die TU Darmstadt bieten mündliche Fernprüfungen an, die von zu Hause aus gemacht werden können.
Auf reine Onlineklausuren am heimischen Rechner wird an der JLU verzichtet. Wenn es um Chancengleichheit gehe, spreche wenig für das Prüfungsformat, erklärt eine JLU-Sprecherin. Einer der Hauptgründe gegen Onlineklausuren sei, dass die Tests oft von vielen Studierenden gleichzeitig geschrieben würden. Da sich jeder woanders aufhält, etwa im eigenen Zimmer, ist es nach den Worten der Sprecherin schwierig, die Prüfungsräume angemessen zu überwachen.
Die JLU sieht Onlineklausuren auch mit Blick auf den Datenschutz kritisch. Zudem sei diese Prüfungsform aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer sinnvoll, die Anschaffung und Pflege der benötigten Technik könne ziemlich teuer werden, sagt die Sprecherin. "Das bedeutet nicht, dass projekt- und pilothaft diese Verfahren nicht erprobt werden."
Die Rolle von KI bei elektronischen Prüfungen
Die Universität Kassel mahnt: "Durch die zunehmende Leistungsfähigkeit von KI-Anwendungen werden aber Prüfungen ohne Aufsicht zunehmend problematischer." Auch die TU Darmstadt zieht nach eigenen Angaben eine klare Kante, wenn sich während einer Prüfung Hilfe von einem Chatbot geholt wird. "Auch früher schon konnten Studierende Texte anderer übernehmen oder Ghostwriter beauftragen. Dafür könnten in Zukunft verstärkt Programme wie ChatGPT zum Einsatz kommen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Universität aktiv mit den Möglichkeiten dieser Technologie auseinandersetzen."