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Май
2024

Rosige Zukunft: Sorgt Real Madrid jetzt für „LaLangeweile“ in LaLiga?

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REAL TOTAL-Redakteur Edin Soso kann sich eine königliche Dominanz wie in den 80er-Jahren vorstellen – Foto: getty images

Souveräner Titel trotz teilweise „Rumpfmannschaft“

Als die Verantwortlichen es nach dem plötzlichen Abgang von Karim Benzema mit dem als Backup eingeplanten Joselu beließen, war die Skepsis in Real Madrids Umfeld vor der Saison 2023/24 groß. Und nachdem sich dann noch Thibaut Courtois und Éder Militão innerhalb weniger Tage jeweils einen Kreuzbandriss zuzogen und nur für den Torwart ein Ersatz geholt wurde, wurden aus der Skepsis ernsthafte Sorgen. Spätestens nach dem Kreuzbandriss des zweiten Stamminnenverteidigers David Alaba im Dezember waren sich viele im Madridismo sicher, dass Florentino Pérez und Co. einen Ersatz für das Abwehrzentrum verpflichten, doch der Verein vertraute auf die noch vorhandenen Kräfte. Das gleiche gilt auch für die Offensive, wo im Laufe der Saison auch diverse Ausfälle zu verzeichnen waren, so mussten beispielsweise Top-Scorer Vinícius Júnior und Jude Bellingham zu Beginn respektive mitten in der Saison wochenlang aussetzen. 

Was sich nach einem Ritt auf der Rasierklinge liest, sind die Begleitumstände einer jetzt schon grandiosen Saison von Real Madrid. Die Königlichen sind seit Samstag offiziell zum 36. Mal spanischer Meister, doch die Vorentscheidung im Titelkampf fiel praktisch bereits am 11. Februar, als man den bis dato ärgsten Verfolger FC Girona mit 4:0 im Bernabéu deklassierte – mit Daniel Carvajal und Aurélien Tchouaméni als Innenverteidiger. Mit der im Januar gewonnenen Supercopa de España hat dieser so arg gebeutelte Kader schon zwei Titel gewonnen und ist noch zwei Spiele vom Gewinn der 15. Champions-League-Trophäe entfernt. Carlo Ancelotti hat – wieder einmal – einen verschworenen Haufen geformt, wo jeder für jeden bis zum Umfallen kämpft, wo sich keiner zu schade ist, auch auf ungeliebten Positionen auszuhelfen. Wenn Vinícius, Bellingham oder Rodrygo mal nicht dabei waren oder nicht trafen, sprangen Brahim Díaz, Lucas Vázquez und Joselu als Scorer ein. Wenn es in manchen Spielen schien, als würde vorne nichts gehen, traf der 38-jährige Luka Modrić kurz vor Schluss zum Sieg – der Meister kommt so auf 13 unterschiedliche Torschützen in LaLiga bei nur 19 eingesetzten Profi-Feldspielern. Real ist so nicht nur die beste Offensive der Liga, sondern auch die beste Defensive, der Vereinsrekord von 19 weißen Westen innerhalb einer Saison ist nur noch ein zu-Null-Spiel entfernt.

In der Saison 2007/08 gab es die letzte Titelverteidigung von Real Madrid – Foto: PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images

Titelverteidigung 2024/25 ist Pflicht

Dieser auf manchen Positionen zwar auf Kante genähte, aber sportlich und zwischenmenschlich hochwertige Kader wird im kommenden Sommer ein mächtiges Tuning verpasst bekommen. Es pfeifen längst die Spatzen von den Dächern, dass ein gewisser französischer Nationalspieler nach der laufenden Saison endlich seinen Wechsel an die Concha Espina bekanntgeben wird. Mit Kylian Mbappé kommt (voraussichtlich) ein absoluter Gamechanger in die ohnehin schon sehr potente, aber nicht immer effiziente Offensive der Königlichen. Zu hundert Prozent sicher ist schon längst der Wechsel des brasilianischen Supertalents Endrick nach Madrid, der im März im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft im Estadio Santiago Bernabéu sein Potenzial mehr als nur angedeutet hat. Zusammen mit den beiden jungen Superstars Bellingham und Vinícius, den konstant auf hohem Niveau auftretenden Rodrygo und Brahim Díaz, mit dem hungrigen und hochveranlagten Arda Güler sprechen wir hier über ein Offensivensemble, das auf Dauer von kaum einer Defensive aufzuhalten sein wird.

Im Mittelfeld der Merengues sind Akteure wie Federico Valverde, Eduardo Camavinga und Aurélien Tchouaméni, die vor nicht allzu langer Zeit noch als Versprechen für die Zukunft galten, längst zu absoluten Leistungsträgern gereift. Es ist außerdem davon auszugehen, dass mindestens einer der beiden Veteranen Toni Kroos und Luka Modrić, die beide immer noch, im Falle von Kroos sogar mehr denn je absolute Weltklasse verkörpern, noch ein Jahr weitermachen wird. In der Abwehr sind mit Thibaut Courtois und Éder Militão zwei Weltklasse-Akteure schon zurück auf dem Platz, David Alaba sollte spätestens zu Beginn der Saisonvorbereitung zu Verfügung stehen, dazu könnte Frankreichs Abwehr-Talent Leny Yoro kommen. Selbst ohne weitere Verpflichtungen sind auch diese beiden Mannschaftsteile sowohl in der Breite als auch Spitze auf sehr hohem Niveau einzuordnen. Mit diesem Kader, der eher verstärkt als geschwächt werden wird, ist die Titelverteidigung nächste Saison nicht nur das große Ziel, sondern schon fast absolute Pflicht. Die vielschichtigen Probleme des großen Widersachers der Königlichen aus Katalonien – sportlich, finanziell, strukturell und so weiter – werden in näherer Zukunft eher größer als kleiner werden, und der FC Girona wird kaum noch einmal eine solche Saison hinlegen, strauchelt schon in der Rückrunde. Stadtrivale Atlético, der Athletic Club oder Real Sociedad haben bereits mehrfach bewiesen, dass sie nicht den Atem haben, um auf Dauer im Titelkampf mitzumischen, speziell nicht wenn man in mehreren Wettbewerben vertreten ist, und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Bedenkt man außerdem, dass die letzte nationale Titelverteidigung des spanischen Rekordmeisters mehr als eineinhalb Jahrzehnte zurück liegt – 2006/07 und 2007/08 konnten die Blancos zum letzten Mal zwei LaLiga-Titel in Folge gewinnen – kann das Ziel für die kommende Spielzeit nur die Titelverteidigung sein. Mindestens!

Die Mehreinnahmen durch das umgebaute Bernabéu werden die Königlichen noch mehr der Konkurrenz enteilen lassen – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Wie „Quinta del Buitre“? Weiße Ära bahnt sich an

Die Kluft zwischen Real Madrid und der nationalen Konkurrenz könnte in den kommenden Jahren eher noch anwachsen. Mit dem fertiggestellten Estadio Santiago Bernabéu hat der wirtschaftlich ohnehin glänzend dastehende Hauptstadtverein einen weiteren Gamechanger in der Hinterhand, mit dem der finanzielle Vorsprung gegenüber Barça, Atlético und Co. auf Sicht kaum erreichbar sein wird. Die sportliche Entwicklung wird damit einhergehen, sodass nicht nur die erste Titelverteidigung der Königlichen seit 2008 erwartet werden darf, sondern von einer sich anbahnenden langen Dominanzära gesprochen werden kann. Ähnlich in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre, als Real mit der berühmten „Quinta del Buitre“, die fünf Mal in Folge die Primera División gewann (kein Klub schaffte eine längere Dominanz), den spanischen Fußball nach Belieben dominiert hat. Aktuell steht man bereits bei drei Meisterschaften in fünf Jahren. Im Gegensatz zu damals, als die großen internationalen Erfolge ausblieben, gehören die Königlichen diesmal auch auf europäischer Ebene längst zur absoluten Spitze angesichts zwölf Halbfinal-Teilnahmen und fünf Titeln in den letzten 14 Jahren, und das wird sich in absehbarer Zeit auch kaum ändern. Dafür ist der viel zitierte „Umbruch“ längst gelungen, einen fließenden Übergang gab es früher schon von Pepe zu Varane, oder Alonso zu Kroos, auch Stars wie Marcelo, Benzema, Isco und sogar Ramos und Ronaldo wurden nahezu nahtlos ersetzt, junge Stars schon früh integriert. Real Madrid gehört im Mittelfeld und Angriff die Zukunft, warum sollte es in der Abwehr und im Tor düsterer aussehen?

Rosige Aussichten für den Madridismo und dunkle Wolken für die Konkurrenz, wohin man auch schaut. Wird aus LaLiga in den nächsten Jahren „LaLangeweile“ dank eines Serienmeisters wie in Deutschland oder Italien? Jedenfalls ist die Prognose, dass Spielzeiten, in denen Real Madrid nicht spanischer Meister wird, in den kommenden Jahren als Unfälle betrachtet werden müssen, aufgrund des rapide wachsenden strukturellen, finanziellen und sportlichen Vorsprungs gegenüber den Mitbewerbern, nicht allzu gewagt. Barcelona, Atlético und andere werden sich für eine ganze Weile hinten anstellen müssen, wenn es um die Titelvergabe in Spanien geht.

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