Hamas-Chef Ismail Hanija: Wie er die Terrorgruppe aus Katar steuert
Drei Kinder und mindestens drei Enkel hat der Hamas-Chef Ismail Hanija nach einem israelischen Angriff verloren. Er selbst lebt seit Langem nicht mehr im Kriegsgebiet. Drei Söhne und mindestens drei Enkelkinder hat Ismail Hanija kürzlich verloren. Eine israelische Rakete schlug in ihren Wagen im nördlichen Teil des Gazastreifens ein. Es ist nicht der erste Verlust des Hamas-Anführers seit Kriegsbeginn. Dabei lebt er selbst schon länger außerhalb des Kriegsschauplatzes. Bei den Toten handelt es sich unter anderem um seine Söhne Hazem, Amir und Mohammad, bestätigte Hanija dem Sender Al Jazeera Arabic. Er sagte, seine Söhne seien mit den Enkelkindern auf dem Weg zu Verwandten im Flüchtlingscamp Al-Schati gewesen, um das Fastenbrechen zu feiern. Das israelische Militär gab später an, die Hanija-Söhne seien auf dem Weg gewesen, "terroristische Aktivitäten im Zentrum des Gazastreifens auszuführen". Die Enkelkinder, die bei dem Angriff getötet wurden, erwähnte es nicht. Nach Informationen des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet und der israelischen Streitkräfte (IDF) soll Amir Hanija ein Kommandeur des militärischen Arms der Hamas gewesen sein, seine Brüder Hazem und Mohammad bekleideten niedrigere Ränge innerhalb der Terrororganisation. Luxus am Wohnort Katar Sie waren drei von insgesamt 13 Kindern Hanijas. Seit Kriegsbeginn seien nach eigenen Angaben bereits 60 Mitglieder seiner Familie getötet worden, darunter Enkelkinder, Nichten und Neffen. Einen schweren Schlag musste er auch im Oktober hinnehmen, als bei einem israelischen Luftangriff 14 Familienmitglieder starben, darunter ein Bruder von ihm. Doch während diese sich alle in Palästina aufhielten, lebt Hanija dort schon lange nicht mehr. Er residiert in der katarischen Hauptstadt Doha. Und dort umgibt er sich mit Luxus, wie Bilder auf der Plattform X zeigen. Edle, schwere Holzverkleidungen, feine Teppiche und goldene Ornamente zieren sein Hauptquartier von innen. "Haben ihre Kinder in Privatschulen untergebracht" Hanija empfing dort in der Vergangenheit Vertreter Russlands und Chinas ebenso wie den iranischen Außenminister. Und auch außerhalb der Räumlichkeiten lebt die Hamas-Führung im Luxus. So berichtete Suheib Yusef, der abtrünnige Sohn eines einstigen Hamas-Führers, 2019 dem Fernsehsender Channel 12 über die Anführer der Terrororganisation: "Sie haben ihre Kinder in Privatschulen untergebracht, ihre Familien in Luxusvillen an der türkischen Küste. Wenn sie essen gehen, dann nur in den feinsten Lokalen, wo man für einen Gang bis zu 200 Dollar hinlegt." Hanija ist häufiger im Privatjet unterwegs, um in die Türkei zu pendeln. Erst am Samstag empfing ihn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Ursprünglich stammt Hanija allerdings aus ärmlichen Verhältnissen. Geboren wurde er 1962 im Shati-Flüchtlingslager im Gazastreifen. Später studierte er arabische Literatur und kam dabei in Kontakt mit radikalen Gruppen. Er baute die Hamas in der Folge quasi mit auf und kam immer wieder wegen Protesten gegen Israel ins Gefängnis. Nachdem der oberste Hamas-Führer Ahmad Yasin 2004 bei einem Attentat ums Leben kam, rückte Hanija schließlich an die Spitze der Hamas, 2006 wurde er zum Ministerpräsidenten der Palästinensergebiete ernannt. In seiner aktuellen Funktion als Vorsitzender des Hamas-Politbüros ist er seit 2017 tätig. 2021 wurde er für vier weitere Jahre in diesem Amt bestätigt. Er gilt als "übergreifender" Chef der islamistischen Hamas, während Jihia al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Hanija ist dabei auch prominentester Verhandlungsführer in der Verhandlungsrunde für den Waffenstillstand und eine Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln.